ATLAS: Sieg der Vernunft
Wer 700 Jahre Geschichte in den Festumzug packen möchte, muss zwangsläufig an der Oberfläche bleiben. Das ist bei vielen Epochendarstellungen kein großes Problem, insbesondere bei der deutschen Geschichte ab 1933 aber erscheint der Versuch, sie in eine Umzugsszene zwischen 20er-Jahre-Party und FDJ zu quetschen bestenfalls als tollpatschig.
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Wer 700 Jahre Geschichte in den Festumzug packen möchte, muss zwangsläufig an der Oberfläche bleiben. Das ist bei vielen Epochendarstellungen kein großes Problem, insbesondere bei der deutschen Geschichte ab 1933 aber erscheint der Versuch, sie in eine Umzugsszene zwischen 20er-Jahre-Party und FDJ zu quetschen bestenfalls als tollpatschig. Die NS-Zeit dann noch durch uniformierte Wehrmachts- und Luftwaffensoldaten repräsentieren zu lassen, ist an Geschmacklosigkeit – gerade angesichts wieder erstarkender rechter Tendenzen in der Gesellschaft – kaum noch zu überbieten.
Hierfür haben Bürger, Politiker und Experten diplomatische Worte der Vernunft gefunden, um das Werderaner Festkomitee von seinem Irrweg abzubringen. Die Organisatoren empfinden jegliche Kritik an ihren Plänen jedoch offenbar als Kriegserklärung – und schießen bei ihrer Kapitulation noch einmal frustriert in Richtung der vermeintlichen Angreifer: Die Gegner ihrer Idee seien populistisch und unsachlich aufgetreten, während das Festkomitee sich als Teil der „aufgeklärten Gesellschaft“ verstehe. „Wir werden uns die 700-Jahr-Feier von niemandem kaputtmachen lassen.“ Kein Zweifel, dass die Organisatoren es sich ohne die Vorabkritik selbst kaputt gemacht hätten.
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