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Homepage: Signifikante Nachteile ausgleichen Debatte zu Perspektiven der Forschung im Osten

Für die ostdeutsche Forschung muss noch viel getan werden. Das stellten Experten bei einer Podiumsdiskussion zu Perspektiven der ostdeutschen Wissenschaft an der Universität Potsdam fest.

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Für die ostdeutsche Forschung muss noch viel getan werden. Das stellten Experten bei einer Podiumsdiskussion zu Perspektiven der ostdeutschen Wissenschaft an der Universität Potsdam fest. Deshalb forderten sie wieder mehr Forschungsarbeit auf dem Campus, bessere Studienbedingungen und eine Bündelung der Spitzenforschung in den neuen Bundesländern. „Wir müssen unsere strategischen Vorteile in der Spitzenforschung künftig richtig nutzen“, sagte Prof. Reinhard Hüttl, wissenschaftlicher Vorstand des Deutschen GeoForschungsZentrums (GFZ).

Doch neben reichlich vorhandenem Potenzial zeigte die Veranstaltung, organisiert vom SPD-Wissenschaftsverein Berlin-Brandenburg und der Juso-Hochschulgruppe, dass es in den neuen Bundesländern noch viele strukturelle Probleme gibt. Um die Forschung zu stärken, müssten noch einige signifikante Nachteile ausgeglichen werden, so Hüttl. Ein wesentlicher Unterschied zwischen den neuen und alten Bundesländern sei nämlich der Mangel an Forschung und Entwicklung im Wirtschaftssektor, erklärte Hüttl. Die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung in den neuen Ländern würden nur bei 8,5 Prozent liegen. „Das ist ein entscheidender Nachteil im Osten“, so Hüttl. Angewandte Forschung sei ohne Partner in der Wirtschaft schwer zu realisieren.

Im Gegensatz dazu werde der Anteil der öffentlich geförderten Forschung bei 30 Prozent liegen, erklärte Hüttl. Das vorhandene Potenzial müsse einfach besser genutzt werden, sagte Hüttl. „Es gibt viel Spitzenforschung in den neuen Bundesländern“, betonte der GFZ-Vorstand. Jedoch müsse diese Spitzenforschung weiter durch Profilbildungen und regionale Netzwerke vorangebracht werden. Deshalb sei es wichtig, die außeruniversitären Einrichtungen besser in die Universitäten zu integrieren, ohne dabei die Alleinstellungsmerkmale der einzelnen Einrichtungen zu verlieren.

Doch gerade die Forschung am Campus werde, wie etwa an der Universität Potsdam, durch strukturelle Schwächen behindert, sagte Prof. Günter Behrmann. Der Leiter des Zentrums für Lehrerbildung an der Universität Potsdam gab einen düsteren Ausblick über die derzeitigen Zustände an der Hochschule: „Wir bewegen uns immer am Rande des Abgrunds“, sagte er. In seiner Einrichtung müssten sich 25 Professoren für die Lehre von 4000 Studierenden kümmern. „Wie soll man da noch nebenher forschen?“, fragte Behrmann. Dass die Zukunft des Bachelors Massenbildung bedeute, sei auch für die Forschungszustände nicht förderlich. Außerdem könne man unter solchen Voraussetzungen kaum mit anderen Angeboten für Professorenstellen konkurrieren. Blicke man zehn Jahre zurück, gebe es heute noch fast die gleiche Anzahl von Professoren an der Universität, nur dass sich die Studierendenzahl inzwischen verdoppelt habe, sagte Behrmann. Der wünschenswerte Zulauf sei zwar vorhanden. „Doch es besteht die Gefahr, dass sich die Qualität der Lehre an der Universität in Zukunft verschlechtert“, monierte er.

Wenn Studierende weiterhin nur mit dem Platzkampf beschäftigt seien, könnten sie sich weniger an der Forschung beteiligen, so Sebastian Serafin von den Jusos. Auch wurde ein stärkeres Zusammenwirken mit dem Forschungsraum Berlin gefordert. So sei es schwierig, sich Kurse in Potsdam anrechnen zu lassen, die in Berlin absolviert wurden. „Es kann nicht sein, dass Flexibilität nicht einmal zwischen den Stadtgrenzen gegeben ist“, so Hüttl. Susanna Maier

Susanna Maier

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