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Landeshauptstadt: Silvesterpause am Set

Bis zum 4. Januar steht die Kamera in „Schloss Einstein“ still / Kinderserie wird sogar in Weißrussland gesehen

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Bis zum 4. Januar steht die Kamera in „Schloss Einstein“ still / Kinderserie wird sogar in Weißrussland gesehen Von Ronald Bahlburg Auf der Bettdecke liegt ein Fußball, die Schreibtische versinken unter Schulbüchern, und von einem Wandposter leuchtet rot der Mars. In den Kinderzimmern herrscht gespenstische Stille, obwohl ihre Bewohner sie anscheinend nur mal kurz verlassen haben. Noch vor wenigen Tagen tobte hier das Leben, wie es das Drehbuch zu der Serie „Schloss Einstein“ vorschrieb. Nun jedoch ist auch in die sonst hektischen Studios von Babelsberg Ruhe eingekehrt. Die Pause dauert wie die Schulferien bis zum 4. Januar - dann holt Tessa, Tobias, Emely und die anderen der Filmalltag im Internat wieder ein. Wie immer hat die aktuelle Staffel 52 Folgen, die im Auftrag der ARD von der Askania Media produziert werden. Außer im Kinderkanal („Kika“) sowie in den dritten Programmen ist eine der beliebtesten „Weeklys“ ihrer Art mittlerweile in acht bis neun Ländern außerhalb der Bundesrepublik zu sehen, darunter in Weißrussland. Ihre Stars kommen aus der Region Berlin-Brandenburg und haben bei einem Casting überzeugt. Zu dem jährlichen Vorstellungstermin im Februar/März erscheinen 350 bis 500 Kandidaten im Alter zwischen 6 und 16, berichtet Herstellungsleiter Peter Rothkopf. Sie werden unter anderem nach ihren Schulleistungen und Hobbys gefragt, um über sich zu erzählen. Wichtiger aber sei noch etwas anderes: „Mir geht es darum, Emotionen zu zeigen.“ Wer mitspielen wolle, müsse ebenso traurig wie lustig oder auch betroffen sein können. „Ich selbst kann es nicht“, räumt Rothkopf freimütig ein. So übernimmt er in der Serie allenfalls die Rolle eines Fernsehansagers, die außer einer gewissen Gefühllosigkeit einen weiteren Vorteil bietet: „Da kann ich alles ablesen.“ Rund zehn Autoren schreiben die Geschichten für das Film-Internat, als dessen äußere Hülle das Jagdschloss Grunewald herhalten muss. Etwa 75 Prozent der Dreharbeiten gehen in den beiden jeweils 750 Quadratmeter großen Babelsberger Studios vonstatten; 25 Prozent sind Außenaufnahmen, beispielsweise auf einem Pferdegestüt, Schrottplatz oder in einer Turnhalle. Während hier in vier Wochen drei „Einstein“- Folgen neu entstehen, dreht die Konkurrenz von RTL gleich nebenan täglich eine Episode von „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ („GZSZ“). Produktionsleiter Rothkopf begründet den höheren Zeitaufwand vor allem mit der Fürsorge, die Kinderdarsteller nun einmal brauchten. So werden ihre Auftritte auf die Stundenpläne in den richtigen Schulen abgestimmt, die Mitwirkenden von dort oder zu Hause abgeholt sowie vor Ort von einem Kinderpsychologen betreut und schließlich voll verpflegt. Die „Einstein“-Kinder durchleben im Film alle Höhen und Tiefen des Schulalltags samt Intrigen von Klassenkameraden, Beziehungsdramen ihrer Eltern oder eigenem Liebeskummer. Mit inzwischen mehr als 300 Folgen ist die vor sechs Jahren gestartete Serie eine Erfolgsgeschichte, die jedoch ihr Geld kostet: Für 52 Folgen sind es sechs Millionen Euro. Immerhin flimmern aber manche Folgen - bei hohen Einschaltquoten - acht bis zehn Mal über die Mattscheibe. Laut einer Umfrage guckt jedes dritte bis vierte deutsche Kind hin, wenn die aufmüpfige Anna mal wieder gegen Mutter und Schulleitung rebelliert oder Romeo den Mädchen den Kopf verdreht. Rothkopf spricht schon von einer Kultserie, deren Internet-Auftritt mittlerweile ein bis zwei Millionen Zugriffe registriere. Ein Geheimnis der Beliebtheit sei, dass die Geschichten immer aus drei Strängen bestehen: Abenteuer, Beziehung und Comedy. Dabei sind auch Ideen der Kinder willkommen. So brachte Antonia aus der Eisdiele ihren Hund im Drehbuch unter. Einige „Einsteiner“, die dem Internat mit zunehmendem Alter entwuchsen, haben ihre Filmkarriere nur einige Studiotüren weiter fortgesetzt - bei GZSZ. Internet: www.schloss-einstein.de

Ronald Bahlburg

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