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PRO & Contra: Sind die Radfahrer-Kontrollen notwendig?

Die Potsdamer Fahrradstreife könnte man leicht als überflüssig abtun. Denn es ist ja tatsächlich meist so: Wer hinterm Steuer sitzt, regt sich über die Radler auf – und wer auf dem Rad sitzt, über die Autofahrer.

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Die Potsdamer Fahrradstreife könnte man leicht als überflüssig abtun. Denn es ist ja tatsächlich meist so: Wer hinterm Steuer sitzt, regt sich über die Radler auf – und wer auf dem Rad sitzt, über die Autofahrer. Ganz so einfach ist es dann allerdings doch nicht. Denn vor Einführung der Polizei-Radstreife mussten Radfahrer kaum Kontrollen befürchten. Allein im Frühjahr standen die Polizisten verstärkt Spalier auf den einschlägigen Radler-Strecken und kontrollierten Licht, Klingel und Bremsen. Den Rest des Jahres konnten die Radler auf den Straßen und Gehwegen weitgehend machen, was sie wollten – was manche dankend annahmen. Es wurde gerast, zwischen Fußgängern und Kindern hindurch, es wurden rote Ampeln einfach ignoriert, ebenso wie der Autoverkehr, der vielleicht Vorfahrt hatte. Dem gehört Einhalt geboten – und dazu sind Kontrollen eben nötig. Anders haben Regelwerke in der Gesellschaft meist keine Durchsetzungskraft – das gilt für Radfahrer genauso wie für Autofahrer. Und arm dran sind die Potsdamer Radler trotz der Rad-Streife der Polizei nicht: Sie dürfen alles, was erlaubt ist. Und dass nicht alles erlaubt ist, was den Radlern gefallen würde, ist noch lange kein Grund, sich über Regeln hinwegzusetzen. Schließlich zeichnen sich Gesetze und Vorschriften hierzulande auch dadurch aus, dass sie geändert werden können – sei es bei der Straßenverkehrsbehörde oder im Bundestag. Wer also dringend eine Erlaubnis braucht, kann sie sich holen. Sabine Schicketanz

Polizeipräsident Bruno Küpper sagt es so: „Wir dulden nicht, dass ihr eure Verkehrsregeln selber macht.“ Und wie wäre es, wenn sich die Verkehrsregeln den Verhältnissen anpassen? Ein Beispiel: Um von der Brandenburger Straße zum Hauptbahnhof zu kommen, muss ein Radfahrer sechs Ampeln passieren. Nutzt er die falsche Fahrbahnseite, sind es drei. Wem kann man es verdenken, wenn er zeitsparend links fährt? Die vorhandenen Wege sind breit genug. Richtig: Polizei und Verkehrsbehörde sehen das anders. Beispiel zwei: In vielen Altstadtteilen ist mit der Stadtsanierung das Kopfsteinpflaster in seiner ursprünglichsten Form zurückgekehrt. Die Katzenbuckel mögen schön aussehen – dass Radler den Gehweg nutzen, wenn nicht auch an sie gedacht wurde, ist logische Konsequenz. Richtig: Hier kann Küpper Kasse machen. Um nicht missverstanden zu werden: Man kann von Radfahrern Rücksichtnahme erwarten. Doch dass sie sich überall unterordnen sollen, ist nicht einzusehen. Denn Radfahrer sind nicht mehr eine kleine Minderheit, für jeden vierten Potsdamer ist das Rad bevorzugtes Verkehrsmittel. Wenn die Polizei kritisiert, dass 18 Prozent der Unfälle durch Radler verursacht werden, sollte man vielleicht auch einmal darüber nachdenken, ob es an der schlechten Verkehrslenkung liegen könnte. Ein fahrradfreundliches Potsdam ist machbar, Polizeischarmützel und Drangsalierungen sind dafür der falsche Weg. Denn Fakt ist auch: Mehr Fahrräder bedeuten weniger Lärm und Abgase. Henry Klix

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