zum Hauptinhalt

Kommentar über Mittel und Wege: Skandale

Wunderbar, diese Presseerklärung der Cultus UG, Träger des Kulturzentrums Freiland. Da verkündet Dirk Harder, Gesellschafter dieser Unternehmergesellschaft: Er nehme nun für die UG öffentlich Stellung, da „wir keine Lust auf diesen Skandaljournalismus haben“.

Stand:

Wunderbar, diese Presseerklärung der Cultus UG, Träger des Kulturzentrums Freiland. Da verkündet Dirk Harder, Gesellschafter dieser Unternehmergesellschaft: Er nehme nun für die UG öffentlich Stellung, da „wir keine Lust auf diesen Skandaljournalismus haben“. Aha. Skandaljournalismus betreiben natürlich wir, die Potsdamer Neueste Nachrichten – weil ein Kollege die UG angefragt hat, wie sie dazu steht, dass am Freitag im Freiland junge Menschen lernen sollen, wie man bei Demonstrationen „Bullenstrategien“ widersteht. Das soll vor Ort gleich geprobt werden, ebenso die Blockade von Naziaufmärschen und die Versorgung verletzter Demonstranten. Veranstalter ist eine Jugendinitiative, ihr hat die Cultus UG für das Training Räume gestellt.

Dass das Ganze einer journalistischen Nachfrage bedarf, hat damit zu tun, dass Freiland sich mit Geld aus der Stadtkasse finanziert und sich auf einem Grundstück der Stadtwerke, also eines Unternehmens der Stadt, befindet.

Also: Muss öffentlich finanziert geübt werden, wie man „Bullenstrategien“ widersteht? Und: Ist es ein Skandal, gar Skandaljournalismus, diese Frage zu stellen – auch und gerade den Verantwortlichen? Die Cultus UG hat eine klare Antwort gegeben, auf beide Fragen: Ja.

Wie passend, dass sich fast zeitgleich auch der Potsdamer AK Antifa bezüglich der heutigen Pogida-Demo der Presse erklärt hat: Sich den Neonazis in den Weg zu stellen, bedeute aktuell „sich auf die eine oder andere Weise mit Polizist_innen auseinandersetzen zu müssen“, steht da. Auf die Polizisten und ihre „monströsen Einsatzfahrzeuge“ habe man „schon lange kein Bock mehr“.

Der Hinweis auf demokratische Grundrechte, die Polizisten da schützen, und Gerichte, die bei Bedarf darüber entscheiden, ob sie es richtig und zu Recht tun – er wäre an dieser Stelle, was die Absender der Presseerklärungen angeht, wohl vergeblich. Ihre Haltung ist schließlich klar: Wer im Vorgehen gegen Rechtsextremisten und Fremdenhasser nicht alle Mittel für zulässig erklärt, ist – mindestens – ein Skandaljournalist. Und das ist, nun ja, auf seine Art auch ein Skandal.

Und was meinen Sie? Schreiben Sie uns an leserpost@pnn.de!

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })