Landeshauptstadt: Skater suchen neue Herausforderungen
Selbst gebaute Rampe wurde abgerissen. Neue Skate-Anlagen plant die Stadt derzeit nicht
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Sie hatten sich sehr darauf gefreut, trotz des Regens etwas auf ihren Skateboards zu fahren. Doch daraus wurde für Maik Meklenburg und Nora Fritz am Montag nicht viel. Die Rampe, die sie und andere Skater in den letzten Wochen unter einer Brücke der Nutheschnellstraße genutzt hatten, war nicht mehr da. Nicht ein kleiner Krümel Beton war übrig geblieben. Alles sauber aufgekehrt. Auf der Wiese neben der Straße waren noch frische Reifenspuren von dem Auto zu sehen, das die Reste abtransportiert haben muss.
Nun sieht es unter der Brücke an der Tramhaltestelle Alt-Nowawes so trostlos aus wie zuvor: grauer Beton, ein paar Pfützen, Scherben von weggeworfenen Flaschen. „Der Platz war eigentlich ideal für uns“, sagt Meklenburg. Eine größere Betonfläche gibt es, die Skater können die Schräge des Brückenfundaments hinauffahren und sind zusätzlich durch die Brücke vor Regen und im Winter vor Schnee geschützt. „Die Skateanlagen in Potsdam sind alle draußen“, so der 24-Jährige, der seit elf Jahren Skateboard fährt. Was im Sommer schön ist und auch zum Reiz der Sportart beiträgt, ist im Winter ein Problem. Wenn es nass oder gar vereist ist, wird skaten selbst für Könner zum Risiko. Da es keine Halle gibt, nutzen einige Skater immer wieder Parkhäuser, weil es dort steile Rampen gibt. Doch das ist nicht nur verboten, sondern auch gefährlich.
Die Rampen in Eigenbau unter der Brücke oder kürzlich am Bassinplatz zeigen ein weiteres Problem, das die Skater mit den Angeboten im Stadtgebiet haben: Für viele geübte Fahrer sind die vorhandenen Angebote wie im Volkspark oder am Bassinplatz nicht anspruchsvoll genug. Bleibt nur die Anlage im Lindenpark. Doch das werde auf die Dauer auch langweilig, so Meklenburg.
Etwas neidisch geht der Blick da nach Stahnsdorf, wo es seit dem Sommer 2010 eine große Skateanlage gibt. Die haben sich die Gemeinden Teltow, Stahnsdorf und Kleinmachnow satte 410 000 Euro kosten lassen. Die Anlage sei toll, so Meklenburg, aber gerade für die Jüngeren aus der Szene dann doch zu weit weg, um regelmäßig dort fahren zu können. Die Skater-Szene wachse in Potsdam spürbar und suche nach neuen Herausforderungen. Das bestätigt auch Tinko Jäckel vom Jugendklub „j.w.d“: „Die Jugendlichen haben das Gefühl, dass Potsdam auch solch ein Highlight vertragen könnte“, sagt er.
Dabei müsste es nicht unbedingt gleich teuer werden. Unter den Skatern gebe es genug, die auch selbst mit anpacken würden, wenn dabei eine spannende Skateanlage für sie herausspringt, so Meklenburg. Schon im vergangenen Jahr habe er den Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) darauf angesprochen und ein Konzept an die Verwaltung geschickt. Eine Antwort hat er bis heute nicht bekommen. Wie die Stadtverwaltung auf PNN-Nachfrage mitteilt, sei ihr der Vorgang nicht bekannt.
Hoffnung auf eine neue Anlage macht die Stadt den Skatern einstweilen nicht. Dafür gebe es keine Pläne. Die Stadt rechne für eine neue Anlage mit Kosten von mindestens 100 000 Euro. Zu viel für die Stadt. Außerdem mangele es an geeigneten Plätzen.
Für Jugendliche sei Skaten eine wunderbare Sache, erklärt Nora Fritz, die den Sport vor einem Jahr für sich entdeckt hat: „Man ist viel an der frischen Luft und es kostet nicht viel Geld. Außerdem wissen die Eltern dann, wo sie ihre Kids finden können.“ Außerdem komme aus der Szene viel Kreativität und Gemeinschaftssinn, wie auch Jäckel meint. Das könne man auch an den selbst errichteten Rampen erkennen. Eine grundlegende Ablehnung Skatern gegenüber kann er in der Stadt nicht erkennen – allenfalls etwas Unkenntnis. Die Szene sei überregional vernetzt und vergleiche sich. Der Wunsch, etwas Neues zu haben, sei da zwangsläufig. Wenn sie sich dann selbst ihre Nische schaffen, sei es traurig, wenn das wieder zunichte gemacht werde.
Wieso die Rampe unter der Nutheschnellstraße abgerissen wurde, ist derweil unklar. Auch dieser Vorgang ist den Fachabteilungen der Stadtverwaltung nicht bekannt.
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