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Königliche Knochen. Condé, das Pferd des Alten Fritz’, kommt nach Potsdam.

© dpa

Friedrichs Tiere: Skelett auf Reisen

Friedrich II. liebte Tiere mehr als Menschen – sein Lieblingspferd kehrt zurück ins Neue Palais

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Im Leben war das Beste nur gut genug für ihn: Dem Lieblingspferd Friedrichs II. setzte niemand Grenzen. Hatte Condé Appetit auf frische Gräser von den Wiesen aus dem Schlosspark Sanssouci, bediente er sich. Kostbare Blüten waren ebensowenig sicher vor ihm, wie sorgsam herangezogenes Obst und Gemüse aus den königlichen Gärten. 208 Jahre nach seinem Tod zieht das Pferd wieder ins Neue Palais ein – als Skelett und wichtiges Exponat in der millionenteuren Ausstellung „Friederisiko“, die anlässlich des 300. Geburtstags des Preußenkönigs vom 28. April bis 28. Oktober stattfindet.

Alfred Hagemann, Kurator bei der Schlösserstiftung, erläutert den Hintersinn der Präsentation der edlen Knochen: Mit den Gebeinen solle eine wichtige Facette von Friedrichs Persönlichkeit illustriert werden. „Der Menschenhasser, der nur seine Tiere vergötterte, steht am Ende seines Lebens allein da“, erläutert er. Statt Menschen aus Fleisch und Blut bleibe nur ein Knochengerüst.

Derzeit steht das kostbare Skelett noch im Institut für Veterinär-Anatomie des Fachbereichs Veterinärmedizin der Freien Universität Berlin. Kürzlich erst wurde es restauriert: Der Zahn der Zeit hatte auch an den wertvollen Knochen genagt, sie zum Teil unansehnlich gemacht. Vor gut 200 Jahren wandten Präparatoren Methoden an, die dem heutigen wissenschaftlichen Standard nicht mehr entsprechen. Für Hana Hünigen, Dozentin für Veterinäranatomie, ist Condé auch heute immer noch ein wichtiges Anschauungsobjekt. „Aber dabei gilt das strikte Gebot: Anfassen verboten“, sagt sie. Das mit Hilfe eines Stahl- und Drahtgeflechtes in die anatomisch richtige Form gebrachte Skelett sei viel zu fragil und zu kostbar. Immerhin sei ein mehr als 200 Jahre altes Knochengerüst eines Pferdes aus einst königlichem Besitz nahezu einzigartig. Fast alle 215 Knochen sind noch vorhanden, wie Hünigen erläutert.

Auch heute erzählen sie dem Fachmann viel über das Leben des Fliegenschimmel-Wallachs, der im für Pferde fast biblischen Alter von 38 Jahren starb. „Die kaum abgenutzten Zähne zeigen: er wurde gut ernährt, ihm stand zartes Futter zur Verfügung“, sagt sie. „An den Zähnen wäre sein wahres Alter nicht erkennbar gewesen.“ Sein Knochengerüst war zu Lebzeiten fast tiptop, da er erst zugeritten wurde, als er schon ausgewachsen war. Anzeichen für Überbeanspruchung: Fehlanzeige.

Nach Friedrichs Tod lebte Condé noch geruhsam weitere 18 Jahre und genoss ein fürstliches Gnadenbrot. Als das Tier starb, kam es in die neugegründete „Tierarzneyschule“ in der Anatomie. Immerhin war es das Lieblingspferd des Alten Fritz’. Das Fell wurde gegerbt und ausgestopft. Bis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg war es im Deutschen Museum für Geschichte zu sehen. Das Skelett steht seit der Wiedervereinigung im Institut für Veterinär-Anatomie der FU.

Die geschäftsführende Direktorin des Instituts, Johanna Plendl, konnte sich gerade erst über die Rückkehr von Condé nach der Restaurierung freuen. Nun macht sich das wertvolle Stück in Kürze auf die Reise nach Potsdam. „Die Vorbereitungen sind schon angelaufen“, sagt sie. Eine Spezialfirma mit Erfahrung für so fragile Fracht ist beauftragt worden. Der Vierbeiner wird komplett transportiert – in einem großen Behältnis.

Wenn Condé im Neuen Palais seinen Job getan hat, findet er seinen endgültigen Platz im Foyer des Instituts. Dort ist er unter Glas zu bewundern und Anschauungsobjekt für Generationen künftiger Veterinäre. Diese studieren dann nicht nur die Anatomie, sondern erfahren Details aus dem Leben des Königs. Auf dem Rücken von Condé machte der Alte Fritz immerhin am 4. Juli 1786 seinen letzten Ausritt. Wenig später starb der Monarch.NEUES PALAIS]

Gudrun Janicke

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