Landeshauptstadt: So soll es aussehen: Oscar Niemeyers Freizeitbad auf dem Potsdamer Brauhausberg
38,5 Millionen Euro soll das neue Potsdamer Bad kosten – ob das Land genug dazu gibt, ist immer noch offen
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In wenigen Tagen sollte das ehrgeizige Projekt eines künftigen Spaß- und Freizeitbades auf dem Potsdamer Brauhausberg die entscheidende Hürde nehmen: Am Montag tagt der Förderausschuss des Landes Brandenburg. Das Gremium entscheidet über die Vergabe von Fördergeldern zur Realisierung des vom brasilianischen Stararchitekten Oscar Niemeyer stammenden Entwurfs. Doch ob das Bad am Montag auf der Tagesordnung steht, ist noch unsicher. Schließlich soll es stolze 38,5 Millionen Euro kosten – und es gibt offenbar Befürchtungen, dabei werde es nicht bleiben. Bis gestern war nicht klar, wann das Land nun über die Förderung entscheidet. Eine maximale Unterstützung über Bundes- und Landesmittel der so genannten „Gemeinschaftsaufgabe zur Entwicklung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ würde bei 80 Prozent der so genannten „förderfähige Kosten“ liegen.
Nach Angaben des Landessportministeriums wird „Potsdam als Badstandort mit hohem Potenzial“ eingestuft. Das Freizeitbad werde „eine große Magnetwirkung“ haben und Besucher aus einem großen Einzugsgebiet anlocken. Brandenburg liege mit einer Bäderfläche von 8,7 Quadratmeter pro 1000 Einwohner unter dem bundesdeutschen Durchschnitt.
Betreiber von Schwimm- und Thermalbädern im Land Brandenburg sehen den „Potsdamer Gigantismus“ dagegen kritisch. Gegenwind kam auch vom Landesverband des Bundes Deutscher Architekten (BDA), der bei der Kommunalaufsicht des brandenburgischen Innenministeriums Beschwerde eingelegt hatte, weil die Vergabe des eigentlichen Entwurfsauftrages an Niemeyer ohne vorherigen Wettbewerb stattgefunden habe.
Eine für das Vorhaben günstige Entscheidung des Förderausschusses ist Grundlage für ein positives endgültiges Votum der Stadtverordnetenversammlung, was für den 7. Dezember geplant ist. Geben die Stadtverordneten grünes Licht, ist der Baubeginn für Februar 2006, die Fertigstellung für spätestens Ende 2007 anvisiert. Derzeit werden die Ausschreibungen für den Bau vorbereitet. Geplant ist die Vergabe von fünf bis sieben Losen, die in zehn bis 35 „kleinteilige Pakete“ eingeteilt sind.
Die Vorbereitungsarbeiten auf dem Baugrundstück zwischen der Leipziger Straße und der Straße Am Brauhausberg sind bereits vorangeschritten. Inklusive Bauplanung kosten sie vier Millionen Euro. Bei der Munitionssuche am im Krieg zerstörten Brauhausberg wurden Reste einer Tankstelle, jede Menge Steine – darunter vermutlich auch Kleinteile der Garnisonkirche – und eine Handgranate entdeckt. Dem Architektur-Highlight müssen in Kürze das Restaurant „Minsk“ und nach Beendigung der Schulsaison im Herbst nächsten Jahres die jetzige Schwimmhalle auf dem Brauhausberg weichen.
Um die Kosten des Niemeyer-Bades gab es teils heftige Debatten unter den Stadtverordneten. Der erste Entwurf des Stararchitekten vom 1. Juni 2005 hätte 48 Millionen Euro bedurft – zu viel, befand das Stadtparlament. Bauherr des Projektes sind die Potsdamer Stadtwerke. Dessen Geschäftsführer Peter Paffhausen sowie Projektleiter Wilfried Böhme trafen sich im Juli in Brasilien mit Oscar Niemeyer und seinem engsten Mitarbeiter Joao Niemeyer und verabredeten einen Kostenrahmen von maximal 38,5 Millionen Euro, laut Stadtwerke „ohne das der Niemeyer-Entwurf in seiner Substanz beschädigt wurde“. Einen entsprechend kostenreduzierten Entwurf vom 22. Juni 2005 trägt die Unterschrift des Altmeisters der Moderne.
Mit den Planungsleistungen für den Niemeyer-Bau wurde die Potsdamer Kock und Lünz Ingenieursgesellschaft beauftragt. Moritz Kock ist der Architekt des VW-Design-Centers am Kulturstandort Schiffbauergasse. Kock und Lünz arbeiten eng mit dem Büro Dr. Michael Krieger Architekten und Ingenieure zusammen, nach Kocks Aussage „eines der erfahrensten Büros für Bäderbau in Europa“. Kock und Lünz verantworten Eingangsgebäude, Kuppeln und Fassade, „alles, was von außen sichtbar ist“, so Kock. Für das Schwimmbad ist die pbr Planungsbüro Rohling AG zuständig.
Der Komplex des bauaufsichtlich genehmigten Freizeitbades umfasst ein Empfangsgebäude mit Fitnessbereich und Gastronomie, Schwimmbad und Rutsche sowie 300-Personen-Tribüne, Saunabereich und Freizeitbad, Außenanlagen mit Außenbecken und Außensaunen sowie eine Stellplatzanlage mit 275 Parkplätzen. Die Stadtwerke rechnen bei der Finanzierung neben der Fördersumme des Landes mit einem Eigenanteil vom maximal zwölf Millionen Euro. Bei einem Zinssatz von 3,5 Prozent beliefen sich die Kreditkosten auf jährlich 680000 Euro bei einer Laufzeit von 30 Jahren. In der Umsatz- und Kostenplanung für das erste Betriebsjahr 2008 gehen die Stadtwerke von 368000 Besuchern aus. Die Eintrittkarte pro Erwachsener soll 6,50 Euro für das Freizeitbad und zuzüglich Sauna zwölf Euro kosten. Der Eintritt nur für das Schwimmbad ist mit drei Euro für Erwachsene und 1,50 Euro für Kinder veranschlagt. Mit dem Bau des Bades würden 55 neue Arbeitsplätze geschaffen.Guido Berg
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