In Potsdam die Sonnenfinsternis erleben: #SoFi - wenn der Himmel sich verdunkelt
Auch in Potsdam lässt sich die Sonnenfinsternis gut beobachten. Urania und Leibniz-Institut stellen Brillen und Teleskope. Optiker wissen, wie man eine Lochkamera baut. Und Bewölkung wird die Sicht wahrscheinlich nicht einschränken.
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Auch wenn der Himmel sich am morgigen Freitag nicht vollkommen verfinstern wird, ein beeindruckendes Naturschauspiel dürfte die partielle Sonnenfinsternis trotzdem werden. Denn wenn der Mond zwischen Erde und Sonne steht, wird die Rückseite des Mondes von der Sonne beschienen, sodass sie von der Erde aus nicht sichtbar ist. Ein solches Ereignis kommt nur bei Neumond zustande und ist in ihrer ganzen Wirkung nicht von jedem Standpunkt auf der Erde zu sehen. Eine vollständige Sonnenfinsternis sieht man am Freitag nur auf der Nordhalbkugel.
In Potsdam wird eine partielle Sonnenfinsternis erlebbar sein, bei der eine Bedeckung der Sonne von 75 Prozent sichtbar sein wird, wie Ulrike Maiwald vom Deutschen Wetterdienst in Potsdam sagte. Die zu drei Vierteln verdeckte Sonne kann man allerdings nur beobachten, wenn der Himmel klar bleibt. Wer am Freitag in Berlin und Brandenburg einen Blick auf die verdeckte Sonne werfen möchte, hat gute Karten. „Die Wetteraussichten für die Hauptstadt sind vielversprechend“, sagte Ulfried Wohlfart vom Deutschen Wetterdienst (DWD) am Donnerstag in Potsdam. Auch im Süden von Brandenburg sei die Sonnenfinsternis gut zu beobachten.
Livestream von der totalen Sonnenfinsternis auf den Färöer-Insel
Wer die Stadt nicht verlassen möchte, hat aber auch die Chance, ab 9.30 Uhr am Babelsberger Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP), An der Sternwarte 16, einen Livestream von der totalen Sonnenfinsternis auf den Färöer-Inseln zu verfolgen. Wie AIP-Sprecherin Janine Fohlmeister am Mittwoch sagte, will das Institut das Ereignis auf einem großen Bildschirm präsentieren. Wenn das Wetter mitspielt, stellt das AIP auch für Besucher vor Ort die speziellen Sonnenfinsternisbrillen zur Verfügung. „Darüber hinaus stellen wir auch Teleskope mit Sonnenschutzfilter bereit, durch die man die Finsternis gefahrlos verfolgen kann“, so Fohlmeister. Infotafeln und Sonnenphysiker des Instituts informieren außerdem vor Ort über das Naturschauspiel und beantworten Fragen. Laut Fohlmeister hätten sich schon viele Schulklassen angemeldet, Privatpersonen seien aber auch spontan willkommen. Für größere Gruppen wird um vorherige Anmeldung gebeten.
Ähnlich verhält es sich beim Urania-Planetarium, das ab 9.30 Uhr auf dem Bassinplatz neben der St.-Peter-und-Paul-Kirche ebenfalls zwei Teleskope mit Sonnenprojektionsschirmen aufstellen will. Im Planetarium selbst, in der Gutenbergstraße 71/72, gibt es darüber hinaus alle halbe Stunde eine Vorführung, bei der über die Sonnenfinsternis informiert wird. Wie Benjamin Husheer, Leiter des Planetariums, sagte, sei eine 75-prozentige Bedeckung der Sonne ein seltenes Ereignis, das am Freitag seinen Höhepunkt um etwa 10.47 Uhr erreichen wird. Draußen soll es neben den Teleskopen auch einen Sonnenprojektor geben, auf dem mehrere Leute gleichzeitig das Naturschauspiel beobachten können, ohne den riskanten Blick nach oben wagen zu müssen. Denn bei ungeschützter Sicht in die Sonne treffen neben dem sichtbaren Licht besonders die unsichtbare UV- und die Infrarotstrahlung direkt auf die Netzhaut im Augenhintergrund, was das Nervengewebe dauerhaft schädigen kann. Wer der Versuchung trotzdem nicht widerstehen kann, bekommt am Bassinplatz von der Urania auch eine der speziellen Brillen gestellt. „Wir haben ein paar gebunkert und hoffen, dass sich unsere Besucher demokratisch auf eine abwechselnde Nutzung einigen“, so Husheer.
Spezialbrillen sind in Potsdam vergriffen
Ein faires Angebot, denn in der Stadt sind die Spezialbrillen bereits vergriffen. Potsdamer Optiker sagten den PNN, der Ansturm sei bereits am vergangenen Wochenende so groß gewesen, dass alle Brillen verkauft worden sind, mit einer Nachlieferung sei nicht mehr zu rechnen. Rechtzeitig mitgedacht hat an dieser Stelle das Helmholtz-Gymnasium. Wie Schulleiterin Grit Steinbuch mitteilte, hat sich die Schule 700 Brillen gesichert, mit denen die Schüler das Naturspektakel auf dem Schulgelände beobachten können.
Potsdams Optiker warnen ausdrücklich davor, alte Brillen zu nutzen. Die spezielle Folie, die die Augen vor der Strahlung schützt, nutze sich im Laufe der Jahre ab und verliere somit ihren Schutzfaktor. Auch solle man nicht auf normale Sonnenbrillen oder Schweißerbrillen zurückgreifen. Die sicherste Variante sei, die Sonnenfinsternis auf dem Bildschirm zu verfolgen.
Bastelanleitung für die Sofi-Alternative: Lochkamera und Sonne zwischen zwei Pappdeckeln
Wer das seltene Ereignis nicht verpassen möchte, sollte dennoch auf keinen Fall die reguläre Sonnenbrille aufsetzen. Was tun? Der Sofi-Fan greift beherzt zur eigenen Konstruktion. „Die einzig wahre Alternative zur Sofi-Brille ist die Lochkamera“, sagt Ingo Rütten, Pressesprecher vom Zentralverband der Augenoptiker (ZVA). Für die Lochkamera, auch Camera Obscura, braucht es nur zwei blickdichte Pappstücke. „In einen Bogen wird ein kleines Loch gebohrt“, sagt Rütten, etwa mit einer Stecknadel. Dabei gelte: Je kleiner das Loch, desto schärfer die Übertragung. „Eine Stricknadel könnte schon zu groß sein.“
Dieses Pappstück hält man gegen die Sonne. „Den zweiten Bogen positioniert man so, dass das Bild durch das Loch auf ihn projiziert wird“, sagt er, „wie auf eine Leinwand“. So könne man beobachten, wie sich der Mond vor die Sonne schiebt. „Wie groß das Bild ist, hängt vom Abstand der Bögen zueinander ab“, sagt Rütten. Trotzdem bleibe die Projektion eher klein – weshalb die Option für viele Menschen uninteressant sei. „Man sieht einen hellen Punkt, vor den sich ein dunkler Punkt schiebt.“
Entwarnung gibt es in Hinsicht auf die viel diskutierten Stromausfälle, die die Sonnenfinsternis verursachen könnte. Wie Stefan Klotz, Pressesprecher der Stadtwerke, mitteilte, wurden seit rund einem Jahr bundesweit Vorbereitungen getroffen, sodass man im Notfall Stromausfällen entgegenwirken könnte. Auch die Energie und Wasser Potsdam (EWP) habe sich auf dieses Ereignis vorbereitet, sodass nicht davon auszugehen sei, dass es in Potsdam zu Stromausfällen kommt.
+ + + Die Live-Übertragung ab 9.30 Uhr auf www.ndr.de + + +
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