Landeshauptstadt: Soko Potsdam geschrumpft
Die Gewalt zwischen Rechten und Linken gilt inzwischen als eingedämmt
Stand:
Die Gewalt zwischen Rechten und Linken gilt inzwischen als eingedämmt In der Nacht zum 14. August will in Potsdam ein 22-Jähriger mit seinem Fahrrad an drei Männern aus der rechten Szene vorbeifahren. Einer tritt dabei dem jungen Mann gegen das Hinterrad. Als der 22-Jährige die drei zur Rede stellen will, wird er von ihnen mit Fäusten geschlagen und leicht verletzt. Schon kurz nach der Tat nimmt die Polizei drei Tatverdächtige im Alter von 19 und 20 Jahren fest, die wegen rechtsgerichteter Straftaten bereits einschlägig vorbestraft sind. Die weiteren Ermittlungen übernimmt die Soko „Potsdam“. Es war der vorerst letzte Fall von rechter oder linker Gewalt in der Landeshauptstadt, in dem die Soko „Potsdam“ die Ermittlungen übernahm. Ende Juni hatte die elfköpfige Ermittlungsgruppe ihre Arbeit aufgenommen. Grund war die zunehmende Gewalt zwischen rechts- und linksgerichteten, vornehmlich jungen Leuten in Potsdam und Berlin. Rund um den Prozess gegen zwei Neonazis wegen des Überfalls auf den Club „Chamäleon“ für linksorientierte Jugendliche zu Silvester 2002 kam es dabei immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen beiden Gruppierungen. „Wir wussten, da brodelt etwas“, sagt der für die Soko zuständige Kriminaloberrat Uwe Dinjus. Konkreter Anlass für die Gründung war dann der Überfall von vier jungen Leuten aus der linken Szene vor dem Café Heider auf einen 16-jährigen Rechten. Neben der Gründung der Soko verstärkte die Polizei ihre Präsenz in der Stadt, setzte dabei auch verdeckte Ermittler ein. „Wir wollten durch diese Maßnahmen bei Straftaten schnell eingreifen und abschreckend auf potenzielle Täter wirken“, sagt Dinjus. Die Soko besteht aus Spezialisten für politisch motivierte Gewalt und Jugendstraftaten. Hinzu kommen Kriminaltechniker für die Spurensicherung. Dinjus zufolge war das Problem bei den Ermittlungen, dass es in beiden Lagern keine festen Strukturen gab. Zudem seien die Taten oftmals unter Alkoholeinfluss und ungeplant geschehen. „Unsere Untersuchungen waren gerade bei Fällen mit mehreren Tatbeteiligten sehr aufwändig.“ Im Oktober wurden die Ermittlungen in den meisten Verfahren abgeschlossen. Die Soko wurde auf vier Beamte reduziert, die derzeit noch in einigen Fällen Nachermittlungen durchführen. „Wir haben die Gefahr von erneuten längeren Auseinandersetzungen zwischen beiden Lagern durch unsere Ermittlungserfolge erheblich verringert“, sagt Dinjus. Und der Sprecher der Potsdamer Staatsanwaltschaft Benedikt Welfens ergänzt: „Die Arbeit der Polizei war einmalig schnell und erfolgreich.“ Insgesamt laufen nun 32 Ermittlungsverfahren gegen mehr als 20 Personen aus beiden Lagern. Darunter sind zwei wegen versuchten Mordes und vier wegen gefährlicher Körperverletzung. Hinzu kommen Landfriedensbruch, Sachbeschädigung und Volksverhetzung. 20 Haftbefehle wurden erlassen, davon die Mehrzahl gegen Rechtsextreme. In den nächsten Wochen will die Staatsanwaltschaft über das weitere Vorgehen in den einzelnen Fällen entscheiden.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: