
© Klaer
Landeshauptstadt: Soldaten bewachen Kartoffeln
Mit einer Performance setzten Schüler der Grundschule am Humboldtring gesundes Essen in Szene
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War es wie im richtigen Leben? Beim Kampftanz zwischen Erdbeere und Schokolade gewann am Ende die leckere rote Frucht. Einige Male rempelten sich die beiden Kontrahenten beim Tanzen an, bis schließlich die Schokolade mit gesenktem Haupt regungslos stehen blieb. Die süße Sommerfrucht hatte lächelnd ihren Triumph errungen und konnte stolz die Tanzfläche verlassen.
Ihren großen Auftritt hatten die beiden süßen Verführungen am Mittwoch auf Potsdams Bummelboulevard, direkt am Brandenburger Tor. Unter dem Slogan „Hinterm Tellerrand geht’s weiter – weltbewusst essen und leben“ gestalteten die Schüler der Grundschule am Humboldtring eine ideenreiche Performance. Etwa 200 Kinder, und damit so gut wie alle Schüler der Grundschule im Zentrum-Ost, tanzten, sangen und spielten ihre Gedanken rund um das Thema Essen. Anlass der Aktion war der Unesco-Projekttag zu diesem Thema, an dem sich die Grundschule als Unesco-Projektschule beteiligte.
Was soll ich essen? Eine Antwort darauf gab der Kampf zwischen Erdbeere und Schokolade, bei dem sich zwei Viertklässler in die beiden zuckersüßen Rivalen verwandelten. Auch mit einer Lebensmittelpyramide setzten die Schüler gesunde Ernährung in Szene: Mit Pappschildern voller Abbildungen von Lebensmitteln stellten sie sich als lebende Pyramide auf und zeigten vor dem Brandenburger Tor – von den Potsdamern zuweilen als Butterstück betitelt – wie eine gesunde Ernährung aussehen soll. Das Fundament der Pyramide – also gleichsam die Basis guten Essens – bildeten Obst und Gemüse. Eine Schicht darüber kamen die Getreideprodukte. Und zur Spitze hin, dort, wo es schon deutlich enger wird, folgten Käse und Wurst. Ganz oben als i-Tüpfelchen fanden sich beruhigenderweise auch einige Süßigkeiten. Mit in der Pyramide dabei war die elfjährige Linda. Sie hielt ein großes Pappschild, auf dem allerlei herzhafte Nahrung zu sehen war: Wurst, Fleisch, Käse. Aus Zeitschriften habe sie die Lebensmittelbilder zu Hause ausgeschnitten und in der Schule anschließend aufgeklebt, erzählt die Fünftklässlerin.
Getreu dem erdumspannenden Projekttitel vom weltbewussten Essen und Leben zeigten die Schüler auch, wie sie sich das Essen in anderen Erdteilen, zum Beispiel in Asien vorstellen. Da durften die Stäbchen freilich nicht fehlen. Und im Friedrich-Jahr fast unvermeidlich: Der große Preußenkönig war auch mit von der Partie. Ein ganzes Bataillon Soldaten, jeder mit einem Dreispitz auf dem Kopf, bewachte – im Marsch-Schritt um ein paar Kartoffelpflanzen stolzierend – die Erdknolle, um deren Verbreitung in Preußen sich Friedrich II. einst sorgte. Die Schülerszene spielte auf eine Überlieferung an, wonach Friedrich seine eigenen Kartoffeläcker einst zum Schein von Soldaten bewachen ließ, um so die Neugier der Menschen zu erregen, damit sie die Kartoffel schließlich selbst anbauen. HC
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