PRO & Contra: Soll das Bibliotheksgebäude abgerissen werden?
PRO & Contra Rot ist besser als Ocker und macht es mit Sicherheit leichter, das Gebäude der Bibliothek für weitere Jahre ins Stadtbild zu integrieren. Denn genau das ist es momentan nicht: Der Riegel in DDR-Architektur sticht heraus, er lässt Gäste der Stadt denken, hier sei die Zeit stehen geblieben – zu einem Zeitpunkt, der gemeinhin nicht die schönsten Bauten hervorgebracht hat.
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PRO & Contra Rot ist besser als Ocker und macht es mit Sicherheit leichter, das Gebäude der Bibliothek für weitere Jahre ins Stadtbild zu integrieren. Denn genau das ist es momentan nicht: Der Riegel in DDR-Architektur sticht heraus, er lässt Gäste der Stadt denken, hier sei die Zeit stehen geblieben – zu einem Zeitpunkt, der gemeinhin nicht die schönsten Bauten hervorgebracht hat. Natürlich kann das Gebäude nicht heute und nicht morgen abgerissen werden – und schon gar nicht, bevor es für die Bibliothek eine adäquate neue Unterkunft gibt, die zentral gelegen ist und ihrer Bedeutung Rechnung trägt. Doch angenommen, dies wäre geschafft, angenommen, die Bibliothek zieht in einen für sie maßgeschneiderten Neubau am Alten Markt, wo sie effektiv organisiert arbeiten kann – dann sollte der Abrissbagger kommen. Denn so prägend sich das Gebäude derzeit in der Mitte der Stadt ausbreitet – Beispiele für DDR-Architektur gibt es bessere in Potsdam. Und welche, die sich mit der Zeit weiterentwickelt haben, Plattenbauten, die saniert wurden und nun Wohnungen beherbergen, in denen sich die Potsdamer wohlfühlen können. Doch im Bibliotheksgebäude wird sich niemand mehr wohlfühlen – es ist für heutige Zeiten nicht geeignet, seine Raumaufteilung ist kompliziert, eine Komplett-Sanierung mit Umgestaltung wäre sehr wahrscheinlich genauso teuer wie ein Neubau. Potsdam ist kein Museum, so sagen oft die Gegner des Wiederaufbaus historischer Ensemble. Das muss auch für die DDR-Zeit gelten – auch sie muss nicht museal ausgestellt und bewahrt werden, wo es sich nicht als tauglich erweist. Hier ist dies eindeutig der Fall: Der Bibliotheks-Riegel blockiert die Wiederbelebung der Potsdamer Mitte. Sabine Schicketanz Der jetzt unterbreitete Vorschlag für eine neue Farbgestaltung ist nicht die erste Idee, wie mit dem zu DDR-Zeiten errichteten Plattenbaukomplex zwischen Altem Markt und Platz der Einheit umgegangen werden könnte. Angesichts der Baumasse, seiner Fassade und des optischen Gegensatzes zu vielen historischen Gebäuden in der Stadtmitte könnte man leicht den Stab über dem Bibliotheksbau nebst anhängenden Gebäudeteilen brechen. Doch die fortwährenden Bemühungen von Architekten, Wissenschaftlern und Studenten der Fachhochschule, dem Bau ein anderes Gesicht zu geben und seine Funktionalität zu sichern, wie auch das Ringen der Politik um finanzielle Lösungen zeigen nur: Die Bibliothek ist erhaltenswert. Das Gebäude ist nämlich längst Teil der jüngeren Potsdamer Architekturgeschichte, Zeitzeuge und sollte gewichtiger Bestandteil eines Architekturensembles in der Innenstadt sein, das – durchaus auch ungeschönt – die verschiedenen Epochen Potsdamer Geschichte baulich zeigen sollte. Und dazu gehören auch markante Gebäude aus DDR-Zeiten. Bei allen Bemühungen zur Wiederherstellung der historischen Mitte und bei aller Kritik an städtebaulichen Entscheidungen zu SED-Zeiten wäre es großer Fehler, erneut nach dem Abrissbagger zu rufen. Doch damit ist nicht gesagt, dass der Bibliothek so stehen bleiben soll, wie der Putz jetzt vor sich hin blättert. Frische Ideen für die Fassadengestaltung müssen her – vielleicht mit einem kleinen Rest an alter DDR-Fassade zur Veranschaulichung. Und die Bibliothek muss durch die notwendigen Sanierungsmaßnahmen eine zeitgemäße Funktionalität bekommen. Das alles ist machbar – ohne Abriss. M. Erbach
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