PRO & Contra: Soll das Glienicker Horn wieder bebaut werden?
PRO & Contra Bauvorhaben und Glienicker Horn – kommen diese beiden Worte zusammen, sind schlechte Erinnerungen schnell geweckt. Drohte die Unesco der Stadt Potsdam doch vor gar nicht allzu langer Zeit damit, ihr wegen der Bebauung am Glienicker Horn den Weltkulturerbestatus zu entziehen.
Stand:
PRO & Contra Bauvorhaben und Glienicker Horn – kommen diese beiden Worte zusammen, sind schlechte Erinnerungen schnell geweckt. Drohte die Unesco der Stadt Potsdam doch vor gar nicht allzu langer Zeit damit, ihr wegen der Bebauung am Glienicker Horn den Weltkulturerbestatus zu entziehen. Und trotzdem: Es soll wieder gebaut werden am sensiblen Ort. Der Chef der Landesbank Nordrhein-Westfalen möchte auf einem der vier seit der letzten Auseinandersetzung vorbeugend leer gebliebenen Grundstücke seine Ruhestands-Villa errichten. Die Schlösserstiftung hat ihr Veto vor einer Weile bereits verkündet, doch sie hat einen halben Schritt zurück gemacht: Bis der Bauantrag vorliege, könne man sich nicht äußern, hieß es jüngst. Ob die Unesco schon auf das neuerliche Vorhaben aufmerksam geworden ist, bleibt bisher unklar. Doch die Lage scheint eindeutig. Es gibt einen Bebauungsplan, der vier Grundstücke ausweist, für die es in der Vergangenheit auch Baugenehmigungen gegeben hat. Das haben die Stadtverordneten auch nach dem Debakel nicht rückgängig gemacht – und nun kann eine Bebauung rechtlich kaum verhindert werden. Eine Verfolgung dieses Ziels wäre deshalb eher aussichtslos. Stattdessen muss auf den Bauherren so eingewirkt werden, dass sein künftiges Heim im Einvernehmen mit der Unesco und der Stiftung entsteht. Der Bankchef hat Gesprächs- und Kompromissbereitschaft signalisiert, diese sollten wahrgenommen werden. Die Bebauung des Glienicker Horns ist eine Sünde aus vergangener Zeit – doch sie wurde nicht ausgemerzt. Mit dem bestehenden Bebauungsplan muss die Stadt nun leben, er kann nicht dem Grundstückskäufer zur Last gelegt werden. S. Schicketanz Die Stadt muss hart bleiben und darf nicht zulassen, dass das Glienicker Horn bebaut wird, weil sich dort ein Bank-Chef seinen Alterssitz hinsetzen möchte. Klar scheint: Die Stadtverordneten haben über Jahre hinweg dem Glienicker Horn nicht genügend Aufmerksamkeit gewidmet und damit den aktuellen Konflikt heraufbeschworen. Doch noch ist nicht alles verloren. Mögliche Maßnahmen, über die man nachdenken könnte, wären etwa, dem Bank-Chef für sein Grundstück einen Ausgleich oder eine Entschädigung zu bieten und dann per Beschluss endgültig eine Bebauung des Glienicker Horns zu verhindern – auch wenn die Stadtverordneten damit eigene Versäumnisse im Zusammenhang mit dem missglückten Bebauungsplan eingestehen müssten. Besitzen die gewählten Vertreter nicht diese menschliche Größe des Eingestehens von Fehlern, könnten die Konsequenzen für Potsdams Image verheerend sein. So wäre es durchaus möglich, dass die Unesco der Stadt den Status des Weltkulturerbes entzieht. Dies wäre ein Schaden, der sich nicht nur auf die Zahl der Touristen auswirken könnte. Wäre der Status aberkannt, wer würde dann noch dafür garantieren, dass in Zukunft nicht auch an anderen sensiblen Punkten gebaut wird – schließlich müssten sich die Planer dann überhaupt nicht mehr um die Vorgaben der Unesco kümmern. Somit gilt es am Glienicker Horn unbedingt, einen Präzedenzfall zu verhindern, der die Stadt in ihrem Selbstverständnis erschüttern könnte. Wenn dazu dem Bank-Chef noch ein fairer Ausgleich geboten würde, wäre (fast) alles perfekt – außer eben, dass die Stadtverordneten eigene Fehler eingestehen müssten. H. Kramer
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: