PRO & Contra: Soll das Rauchen an Schulen verboten werden?
PRO & Contra Die Entscheidung, in welcher Form das Rauchen in Schulen toleriert wird, sollte nicht wie derzeit den Bildungsstätten selbst überlassen werden. Eigentlich ist es verboten, heißt es im Landesbildungsministerium, doch wie dieses Verbot ausgelegt wird, können die Schulkonferenzen nach eigenem Ermessen beschließen.
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PRO & Contra Die Entscheidung, in welcher Form das Rauchen in Schulen toleriert wird, sollte nicht wie derzeit den Bildungsstätten selbst überlassen werden. Eigentlich ist es verboten, heißt es im Landesbildungsministerium, doch wie dieses Verbot ausgelegt wird, können die Schulkonferenzen nach eigenem Ermessen beschließen. Aber um Wirkung zu erzielen, muss konsequent gehandelt werden, nach einer einheitlichen Richtlinie. Und die muss lauten: Zigaretten sind in allen Schulen strikt verboten. Natürlich wird das kurzfristig viele Schüler nicht vom Rauchen abhalten. Sie werden sich auf die Straße vor der Schule stellen und dort eine „dampfen“ – und auch manchem Lehrer wird das restriktive Vorgehen nicht gefallen. Das Rauchen kann jedoch nur wirkungsvoll bekämpft werden, wenn es gesellschaftlich geächtet wird. Wenn der Zigarettenkonsum tatsächlich langfristig aus dem öffentlichen Leben verdrängt wird – und dazu gehören zu allererst Schulen und öffentliche Einrichtungen. Warum fangen Jugendliche an zu rauchen? Auch weil es als cool gilt. Weil viele von ihnen in den höheren Klassenstufen ihre Vorbilder finden, und die stehen in der jeder Pause in der Raucherecke und ziehen an der Zigarette. Damit wird das Rauchen gesellschaftsfähig. Mischen sich dort noch Lehrer unter die Grüppchen, ist es mit der Wahrnehmung, dass Zigaretten schlecht und gesundheitsschädlich sind, vorbei. Würde der blaue Dunst auf einem Schulgelände gar nicht erst auftauchen, wäre auch der Anreiz, selbst einmal eine Zigarette zu probieren, kleiner. Sicher, es gibt genügend Elternhäuser, in denen Mutter, Vater oder beide rauchen – doch es gibt schon jetzt auch genügend Jugendliche, die das nicht tolerieren wollen. Würde der Zigarettenkonsum in der Schule verboten, würde ihnen das für die Argumentation daheim den Rücken stärken. Und was nützt die vielmals beschworene Prävention, wenn die Gefahren des Rauchens sofort nach der Unterrichtsstunde ignoriert und von den Autoritäten in der Schule toleriert werden? S. Schicketanz Rauchen ist schädlich, besonders für Kinder und Jugendliche. Doch im Kampf gegen die Glimmstängel helfen Verbote herzlich wenig und laufen an der Realität vorbei. Schließlich ist das Rauchen ab 16 Jahren in der Öffentlichkeit vom Gesetzgeber erlaubt. Für Jüngere ist es dagegen sowieso schon verboten – und trotzdem rauchen auch in diesem Alter schon viel zu viele. Dagegen helfen auch Vorschriften nichts. Im Gegenteil: Sie wirken kontraproduktiv und sind pädagogisch sinnlos, da sie den Reiz des Verbotenen erhöhen und nicht kontrollierbar sind. Denn wenn die Schüler nicht mehr auf ihrer angestammten Raucherinsel im Schulhof qualmen dürfen, dann gehen sie eben auf die Straße. Dies zeigen die Erfahrungen in Berlin, wo schon jetzt Rauchverbote an Schulen gelten. Mit der Flucht vor die Penne wird aber auch die Beobachtung und der Einfluss auf die jugendlichen Nikotinsüchtigen schwerer. Besser als ein striktes Verbot wäre es, wenn Lehrer in den Raucherecken das Gespräch mit den Schülern suchen und im Schulalltag selbst als rauchfreie Vorbilder auftreten. Denn nur wer tatsächlich von der Schädlichkeit von Zigaretten überzeugt ist, wird mit dem Rauchen aufhören. Deswegen ist es wichtiger, mehr Gelder in die Prävention und Aufklärung zu stecken, als sich neue Gesetze zur Gängelung von Schülern einfallen zu lassen. Diese Jugendlichen besitzen nämlich auch jenseits ihrer Lehranstalten ein Leben, in dem es eben immer noch als cool und trendig gilt, lässig mit einer Zigarette in der Hand durch die Gegend zu laufen. Ein generelles Verbot von Zigarettendunst an Schulen verlagert nur das Problem und schiebt Lehrern und Direktoren die alleinige Verantwortung zu. Jedoch ist ebenso die Politik in der Pflicht, das Rauchen eben noch teurer zu machen und dafür zu sorgen, dass nicht mehr überall für unter 16-Jährige frei verfügbare Automaten an den Häuserwänden hängen. Ebenso müssen die Eltern mehr auf ihre Kinder einwirken. Dann muss niemand mehr über nicht durchsetzbare Verbote orakeln.Henri Kramer
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