Landeshauptstadt: Soll Polen oder soll es nicht?
Helmholtz-Schüler aus der „Europaklasse“ mimen die Rolle des EU-Parlaments
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Helmholtz-Schüler aus der „Europaklasse“ mimen die Rolle des EU-Parlaments „Soll Polen zum 1. Mai 2004 als Mitgliedsstaat in die EU aufgenommen werden“, fragte Christine Dotterweich gestern in die Runde der 26 Zehntklässler des Helmholtz-Gymnasiums. Normalerweise könnten sich die Schüler sofort umfassend zu diesem Thema äußern, denn sie gehören der „Europaklasse“ an und „werden öfter mit EU–Projekten konfrontiert“, erzählt ihr Lehrer Ingo T. Krause. Doch diesmal sollen sich die Schüler in die Rolle der Europaabgeordneten begeben und über die Aufnahme Polens debattieren. „Dadurch hat man das Thema ernsthafter behandelt und es war lehrreicher als normaler Unterricht“, sagt die Schülerin Carolin später. Organisiert wurde dieses „Parlamentsspiel“ mit den Schülern von Dotterweich und Andreas Apelt von der Deutschen Gesellschaft e.V. „Schon im letzten Jahr hat die damalige 10. Klasse an diesem Projekt teilgenommen“, erzählt Lehrer Krause. Nachdem Apelt ausführlich in die Geschichte der Europäischen Union, die wirtschaftlichen und sozialen Zustände in Polen und Grundbegriffe der Politik eingeführt hatte, mussten sich die Schüler in ihre vorher zufällig zugeteilten Fraktionen zusammenfinden und ein Statement zur Aufnahme Polens erarbeiten. Bei der Einteilung der Schüler in die Fraktionen der Sozialdemokratischen Partei Europas (SPE), der Europäischen Volkspartei (EVP), der Grünen und der Unabhängigen für das Europa der Nationen (UEN), wurde darauf geachtet, die realen Sitzverhältnisse im Europaparlament nachzuahmen. „Bedenkt aber, dass der Abgeordnete in erster Linie seinem Gewissen und nicht der Fraktion unterworfen ist “, fügt Apelt hinzu. Schnell kristallisierten sich die Fraktionssprecher der vier Gruppen heraus, die das Los haben vor der Klasse in einer für die Politik angemessenen Sprache zu agieren. Als es darum geht, den Inhalt der Statements herauszuarbeiten, wollen die einen möglichst schnell fertig werden, während andere möglichst alles Relevante auf ein paar Aussagen stauen wollen. Eine dritte Gruppe kommt überein, alles in Frage zu stellen. Leider ist die Fraktion der harschen Polenkritiker lediglich drei Mann stark, da nur diese für Zündstoff in der abschließenden Plenumsdiskussion sorgen. Max, einer der Drei, kristallisiert sich als Hauptredner heraus und streut populistische Phrasen in seine Ausführungen ein. Lehrer Krause muss einige Male schmunzeln, als die Schüler versuchen im Politikerdeutsch zu debattieren. Da hapert so mancher Satzbau, was so manches Kichern der Schüler nach sich zieht. Dennoch bemüht man sich ernst zu bleiben und die Aufnahme Polens zu lobpreisen oder zu verteufeln. Schüler wie Markus, Max oder Carolin, die schon den gesamten Vormittag ihren Arm hochschnellen ließen, fühlen sich ganz in ihrem Element. Andere versuchen es ihnen gleich zu tun. Ein paar hören wenigstens zu, wenn sie sich schon nicht trauen selber zu sprechen. Bei der Endabstimmung dann bestätigt das Spiel die Realität und Polens Aufnahme wird mit großer Mehrheit beschlossen. In der Auswertung des Spiels äußern sich die Schüler positiv über den lehrreichen und spaßigen Tag . „Doch eine bessere Vorbereitung über das Verhalten eines Abgeordneten wäre nicht schlecht gewesen“, meint Markus bei allgemeiner Zustimmung. Dann hätte man sich besser in seine Rolle fügen können. PSt
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