Von Michael Meyer: Solo-Start in Szeged
Potsdams Kanu-Ass Ronald Rauhe paddelt nun beim Weltcup in Ungarn um sein Europameisterschafts- Ticket im Einerkajak
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Für Ronald Rauhe wird es nun ernst: Der Olympiasieger und elffache Weltmeister des Kanu-Clubs Potsdam im OSC muss am kommenden Wochenende beim Weltcup in Szeged ganz vorn mitpaddeln, um bei den Europameisterschaften der Rennkanuten Ende Juni auf dem Brandenburger Beetzsee vor heimischem Publikum auf Medaillenjagd gehen zu können. Rauhes Schwierigkeit dabei: Der Zweierkajak-Spezialist hat sich wegen des Ausfalls seines langjährigen Zweier-Erfolgspartners Tim Wieskötter – der nach langer Viruserkrankung erst seit knapp drei Wochen wieder im Aufbautraining steht – jetzt im Einerkajak zu beweisen.
„Das ist für mich jetzt schon eine ungewohnte Situation“, sagt der 28-Jährige, für den der Einer eigentlich kein Neuland ist, denn im K1 wurde er bereits Welt- und Europameister auf der nichtolympischen 200-Meter-Strecke. „Ich fühle mich diesmal mehr unter Erfolgsdruck als in den vergangenen Jahren. Wohl auch, weil ich in Poznan nicht das erreichte, was ich schaffen wollte.“ In Szeged soll er sich noch einmal auf der 500-Meter-Distanz behaupten, weil ihm das beim Weltcup vor knapp zwei Wochen in Poznan nicht gelang. „Dort kam ich mit den schwierigen Wasserbedingungen überhaupt nicht klar, obwohl ich körperlich gut in Form war. Deshalb wurde ich nur Fünfter meines Halbfinals und rutschte in den C-Endlauf. Tags darauf bei besserem Wetter habe ich bei meinem klaren Sieg in jenem Endlauf gezeigt, dass das eigentlich nicht meine Liga ist“, erzählte der Potsdamer jetzt mit einigem zeitlichem Abstand. „Vielleicht habe ich mich auch zu sehr unter Druck gesetzt.“
In den vergangenen Tagen hat er im Trainingslager im märkischen Kienbaum weiter hart trainiert; ebenso wie der Berliner Torsten Lubisch, gegen den Ronald Rauhe nun in Ungarn um das EM-Ticket über die 500 Meter paddeln wird. „Ich muss vor Lubisch ins Ziel kommen und möglichst unter den ersten drei, vier landen, dann dürfte mein Start in Brandenburg sicher sein“, meint der Student und Sportsoldat.
Außerdem liebäugelt Ronald Rauhe bei den Europameisterschaften vor der Haustür mit einem K1-Start über 200 Meter. Um den Platz auf der Sprintstrecke wird der Potsdamer in der kommenden Woche in einem weiteren Trainingslager in Kienbaum gegen den Essener Jonas Ems kämpfen. „Das wird ein enger Ausscheid werden“, so Rauhe. „Nur ein Deutscher darf bei den EM den Einer über 200 Meter paddeln, und wir wollen beide diesen Start.“
Auf einen Einsatz in dieser nacholympischen Saison im Zweierkajak mit einem anderen Partner als Tim Wieskötter will Ronald Rauhe verzichten. „Das wäre nur eine Notlösung, deshalb fahre ich lieber den Einer“, erklärt er. Noch hofft das Kraftpaket, dass Wieskötter rechtzeitig genug zu alter Form zurückfindet, um vielleicht doch noch das Ticket zu den Weltmeisterschaften Mitte August im kanadischen Dartmouth zu ergattern. Es gibt Zeichen vom Deutschen Kanu-Verband, den 30-Jährigen nicht außen vor zu lassen, sondern ihm noch eine Chance zu geben. „Gesundheitlich bin ich wieder voll da, aber ich darf mich natürlich noch nicht gleich zu sehr belasten und im Training nur Vollgas geben“, sagt Wieskötter, der heute seinen ersten Stufentest im heimischen Gegenstromkanal absolvieren wird.
„Ich glaube, dass Tim bis zu den WM wieder an seine alten Leistungen anknüpfen kann“, hofft derweil Ronald Rauhe. Der nun aber in Szeged nochmal im Solo-Boot ran muss.
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