HEYES Woche: Sommerliches im Guten und im
Uwe-Karsten Heye mit jahreszeitlichen Impressionen
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Irgendwie nagt im Unterbewusstsein die Frage, ob man sich über den prachtvollen Sommer freuen darf, oder ob er vielleicht doch ein untrügliches Zeichen für Klimawandel, Erderwärmung und drohende Versteppung Brandenburgs ist. Ich muss zugeben – auch in Zeiten des Klimawandels werde ich lieber von der Sonne wachgeküsst als von trommelnden Regentropfen geweckt zu werden.
Die Klimaforscher im Schatten des Einsteinturmes auf dem Brauhausberg mögen mir verzeihen, dass ich gerade die nagenden Fragen unterdrücke und stattdessen zum Tiefen See am Babelsberger Park jogge oder radele (natürlich nur auf erlaubten Wegen...), ins Wasser springe und den Tag lobe. Das Wetter jedenfalls scheint das Erfreulichste am Sommer 2008 zu sein, auch wenn ich keine Einwände erheben würde, wäre das Thermometer bei 25 statt bei 32 Grad Celsius gelandet.
Für Raucher indes, die ein Leben ohne qualmende Kippe in ihrer Eckkneipe für unvorstellbar halten, kam erlösende Nachricht: Vorerst können sie in einem Umkreis von 75 Quadratmetern weiter rauchen, sogar, wenn auf dem Tresen die Soleier in Salzlauge schwimmen; Soleier gehören schließlich nicht zur Gattung der „frisch zubereiteten Speisen“. Wie schön, dass bei diesem Wetter auch Raucher nur wenige Textilien zum Lüften raushängen müssen. Die einen schüttelt es bei dieser Vorstellung, den anderen entlockt es krächzend und hustend ein erleichtertes Lachen, das von den verteerten Bronchien allerdings schmerzhaft zur Kenntnis genommen werden dürfte.
Im übrigen: Brandgefahr im Wald. Akut gefährdet sind aber auch Schulen und Kitas, die sich im Umfeld gutbürgerlicher Einfamilienhäuser befinden. Was sich da rund um das abgefackelte Schulgebäude der Internationalen Schule in der August-Bier-Straße an kinderfeindlicher Gesinnung abspielt, wäre angetan, eine Überprüfung des Titels „Kinderfreundlichste Stadt“ anzuraten.
Unvorstellbar, dass Kinderlachen und kindliche Lebensfreude als Belastung empfunden wird und schnellstmöglicher Abzug solcher Zumutung auch noch zustimmende Unterschriften findet. Ob der Sommer doch zu heiß ist und mancher an ausgewachsenem Sonnenstich leidend vergessen hat, dass er selbst einmal ein paar Jahre Kind war? Unser Garten grenzt direkt an den Spielplatz einer Kita. Und für mich ist das fröhliche Geräusch spielender Kinder eine tägliche Wohltat. Nicht nur im Sommer.
Uwe-Karsten Heye schreibt an dieser Stelle regelmäßig für die Potsdamer Neuesten Nachrichten. Unser Autor war Redenschreiber beim früheren SPD-Vorsitzenden und Bundeskanzler Willy Brandt und Regierungssprecher von Bundeskanzler a.D. Gerhard Schröder. Heute lebt Heye mit seiner Familie in Babelsberg und arbeitet dort als Autor und Publizist.
Uwe-Karsten Heye
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