
© I. Höfgen
Sport: Sommerversion des Eiskunstlaufens
200 Rollkunstläufer kamen zum Sanssouci-Pokal. In Potsdam gibt es den Sport seit 60 Jahren
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Ihre Woche Urlaub im August wird Grit Onnen im schönen Breisgau verbringen. Doch sie wird wenig Freizeit haben. Denn die Mitarbeiterin der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten hat sich frei genommen, um als Wertungsrichterin bei den Deutschen Meisterschaften im Rollkunstlaufen Noten zu verteilen. „Ein bisschen verrückt muss man für seinen Sport schon sein“, sagt sie.
Reichlich zu tun hatte das Kampfgericht auch am vergangenen Wochenende zur elften Auflage des Sanssouci-Pokals im Rollkunstlaufen. 60 Wettbewerbe an zwei Tagen gab es in der MBS-Arena zu beurteilen, bei denen 200 Aktive aus neun verschiedenen Bundesländern übers Parkett rollten. Gastgeber war die Rollkunstlaufsparte des ESV Lok Potsdam, die mit dem Pokalwochenende ihr 60-jähriges Bestehen verband.
„An sich ist unser Sport die Sommerversion des Eiskunstlaufens“, sagt Grit Onnen. Statt Kufen gibt es Rollen, statt Eis Beton oder Parkett. Rollkunstlaufen besteht aus Schrittfolgen, Elementen wie Pirouette und Sprüngen. Die meisten Elemente und Sprünge haben ihr Vorbild im Eiskunstlaufen. Die 35 Aktiven der Potsdamer Rollkunst-Sparte – fast alles Mädchen – trainieren in der warmen Jahreszeit auf der Freifläche vor der Sporthalle in der Heinrich-Mann-Allee, im Winter in einer Schulsporthalle. Dreimal in der Woche wird geübt: Ausdauer, Technik und Kraft, Beweglichkeit und Akrobatik.
Die weltbesten Rollkunstläufer kommen aus Argentinien, Brasilien und Italien. „Dort ist die Sportart extrem beliebt“, sagt Grit Onnen. Einmal im Jahr, über Pfingsten, fahren die Potsdamer nach Süddeutschland, wo sie Rollkunstläufer aus ganz Europa in einem Trainingslager treffen. „Wenn dort dann italienische Weltmeister unsere Kinder trainieren, ist das immer etwas ganz Besondere“, erzählt Onnen. Auch das beste Material komme aus Italien, wo es offenbar nicht nur gute Rennrad-Manufakturen gibt, sondern auch gute Rollschuh-Schmieden. Je anspruchsvoller das Rollkunstlaufen betrieben wird, desto spezieller muss auch das Material sein. So zeichnen sich die Achsen der Rollschuhe durch eine spezielle Lenk-Technologie aus, bei den Rollen gibt es verschieden Härtegrade. Die Entwicklung der Modelle für die Profis der Zunft hat längst Hightech-Standard erreicht – das aktuell weltweit modernste Gestell ist in Leichtbauweise aus einer speziellen Aluminiumlegierung und Kugellenkbolzen und Achsen aus Titan gefertigt. Der Preis: knapp 1000 Euro.
Ganz so professionell ging es beim Sanssouci-Pokal nicht zu, doch legten die Akteure reichlich Wettkampfeifer und Kreativität aufs Parkett. Unterschieden wird beim Rollkunstlauf sowohl nach Alters- als auch nach Leistungsklassen. Im Breitensport heißen die Wettkampfgruppen je nach Können „Anfänger“, „Freiläufer“, „Figurenläufer“ oder „Kunstläufer“. Beim leistungssportlichen Rollkunstlaufen müssen in bestimmten Altersstufen festgelegte Prüfungen ablegt werden und in einer Kurzkür Pflichtelement wie Sprünge, Pirouetten oder vorgeschriebene Schrittfolgen gezeigt werden. In der doppelt so langen Kür, die vier Minuten dauert, sind dann neben den sportlichen Komponenten auch Choreografie und Ausdruck gefragt. Beim Sanssoucci-Pokal konnten dabei für die Gastgeber das Show-Duo Lisa und Katharina Kott die Jury überzeugen und Gold gewinnen. Maike Hölger (Jugend Damen) und Henriette Meister (Kunstläufer Mädchen) freuten sich über Silber. pek
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