Homepage: Sonne taut Boden in Alaska auf
19 Meter tief frisst sich der Itkillik River im Norden Alaskas jährlich in das Ufer. Diesen neuen Rekordwert haben Permafrostforscher der Forschungsstelle Potsdam des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) nun gemessen.
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19 Meter tief frisst sich der Itkillik River im Norden Alaskas jährlich in das Ufer. Diesen neuen Rekordwert haben Permafrostforscher der Forschungsstelle Potsdam des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) nun gemessen. In Zusammenarbeit mit Kollegen aus den USA, Kanada und Russland untersuchten sie den Fluss und die Erosion seit mehreren Jahren. Vor Kurzem veröffentlichten die Wissenschaftler die Ergebnisse ihrer Studie im Fachmagazin Geomorphology.
Den schnellen Abtransport des Ufers führen die Forscher auf zwei Gründe zurück. Zum einen sei das Flusswasser wärmer als der Permafrost in der Uferzone, sodass das Bodeneis taue. Herabfallendes Material würde mit dem Strom direkt abtransportiert. Entscheidend sei zum anderen die Lage der Steilklippe, die das Ufer des Flusses bildet. Sie zeigt nach Süden, die Sonneneinstrahlung ist hoch und lässt die Klippe schmelzen.
Zwar haben auch die steigenden Durchschnittstemperaturen einen Einfluss auf die Erosion – der Fluss etwa bliebe dadurch länger eisfrei – doch sieht Jens Strauss von der Potsdamer Forschungsstelle des AWI den Klimawandel nicht als ausschlaggebende Ursache. „Wie schnell sich eine Uferlinie zurückzieht, hängt in den Permafrostgebieten vom Eisgehalt im Boden und den geografischen Gegebenheiten ab.“ Der Untergrund der Uferzone des Itkillik Rivers besteht bis zu 80 Prozent aus purem Eis.
Eine Fläche von 4,3 Fußballfeldern Größe hat der Itkillik River in einem Zeitraum von vier Jahren abgetragen. Das sind jährlich etwa 70 000 Tonnen Material, darunter auch gebundener Kohlenstoff, der zuvor im Permafrost gespeichert war. In der Umgebung der untersuchten Flussstelle befinden sich jedoch keine Dörfer oder Straßen, die dadurch gefährdet würden. Andernorts haben die absackenden Böden und sich zurückziehenden Uferlinien jedoch Folgen für die Infrastruktur Alaskas: Verschiedene Bauten, Wege und Pipelines müssen verlegt werden, was hohe Kosten verursacht. Die Erforschung der Erosionsraten der Flüsse spielt daher auch für die Planung neuer Siedlungen und Stromtrassen eine Rolle. Da das Flusswasser mancherorts auch zum Trinken aufbereitet wird, gibt Strauss zu bedenken, dass die Erosion die Wasserqualität beeinträchtige. mja
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