Homepage: Sorge um Renommee der Universität Verbleib von Periodikum ist weiter ungewiss
Der geschäftsführende Herausgeber der „Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte (ZRGG)“, Prof. Julius H.
Stand:
Der geschäftsführende Herausgeber der „Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte (ZRGG)“, Prof. Julius H. Schoeps, hat „mit Bedauern zur Kenntnis genommen, dass die Philosophische Fakultät der Universität Potsdam nicht interessiert ist“, die im 59. Jahrgang erscheinende Fachpublikation weiter an der Universität Potsdam zu halten (PNN berichteten). Auf Anfrage der PNN äußerte Schoeps seine Sorge, dass die Hochschule durch die Weggabe der Zeitschrift immer stärker in die Provinzialität abzurutschen drohe.
„Es liegt im Interesse des Landes Brandenburg, dass die ZRGG weiter an die Philosophische Fakultät der Universität Potsdam angebunden bleibt“, so das Herausgeber-Gremium der Zeitschrift. „Über eine Zeitschrift stellt die Universität sich nach außen dar, sie ist für das wissenschaftliche Renommee der Einrichtung von Bedeutsamkeit“, sagte Schoeps. Eine Hochschule sollte so viele Zeitschriften wie möglich an das Haus binden. Vor diesem Hintergrund sei der Wunsch der Philosophischen Fakultät, die ZRGG an eine andere Universität zu binden, unverständlich.
Die Zeitschrift bedeute zudem „keinen großen finanziellen Aufwand“ für die Uni. „Sie trägt sich von selbst“, sagte Schoeps. Es gehe bei der derzeitigen Auseinandersetzung nur um die halbe Stelle eines Redakteurs, der als Wissenschaftler an der Uni Potsdam angestellt ist. „Die ZRGG ist international vernetzt und erscheint in einem der anerkanntesten Wissenschaftsverlage“, betonte Schoeps. An einem Hochschulstandort mit Schwerpunkt Religions- und Geistesgeschichte spreche alles für den Verbleib dieser Zeitschrift. Das Argument, dass nicht ausreichend Lehrstunden zur Verfügung stehen, hält Schoeps für vorgeschoben. „Das ist organisierbar.“
Schoeps stehe zudem auch über seine Emeritierung im Juni 2007 hinaus als geschäftsführender Herausgeber der ZRGG zur Verfügung. „Ich habe die Erfahrung und kenne die Leute.“ Schoeps hatte die Zeitschrift 1991 auf Wunsch des damaligen Wissenschaftsministers Hinrich Enderlein aus Duisburg an die Uni Potsdam verlegt. „Der neu gegründeten Hochschule sollte ein gut eingeführtes geisteswissenschaftliches Periodikum beim Aufbau zur Seite stehen“, erinnern sich die Herausgeber heute. So sollte eine Plattform für Diskussion und geistigen Austausch nach Brandenburg geholt werden.
Der Dekan der Philosophischen Fakultät Prof. Bernhard R. Kroener hatte den PNN vergangene Woche gesagt, die Fakultät überlege, ob die Zeitschrift gehalten werden könne. An der Uni waren indes Befürchtungen laut geworden, mit der Emeritierung von Schoeps sollten vollendete Tatsachen in Bezug auf die Jüdische Studien geschaffen werden. Dem trat nun die Präsidentin der Potsdamer Uni, Sabine Kunst, entschieden entgegen. Zusammen mit dem Dekan der Philosophischen Fakultät sei es ihr Bestreben, die Jüdischen Studien fest in der Hochschule zu verankern, und zukunftsfähig auszubauen, insbesondere an der Philosophischen Fakultät. Über die Zukunft der ZRGG ist nach Angaben der Uni aber noch nichts entschieden. Man stehe in Gesprächen mit den Herausgebern.
Die 1948 gegründete ZRGG publiziert Beiträge zu Themen, die religionswissenschaftliche, philosophische, literaturwissenschaftliche, ethnologische und kunsthistorische Fragestellungen umfassen. Die viermal im Jahr erscheinende Zeitschrift wird im Brill-Verlag in Leiden und Boston verlegt. Laut ihrer Herausgeber hat sie Abonnenten in fast allen europäischen Ländern, in Nordamerika, dem Mittleren Osten, Japan und Australien.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: