Flüchtlinge in Potsdam: Sorge vor zu vollen Schulen
Das geplante Flüchtlingsheim am Lerchensteig könnte mehr als eine Übergangslösung werden: Die Awo will dort auch neue Häuser bauen
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Bornim/Nedlitz - Die Potsdamer Arbeiterwohlfahrt (Awo) stellt sich darauf ein, das ab 2015 geplante neue Flüchtlingsheim am Lerchensteig längerfristig zu betreiben. Zunächst würden die bis zu 160 Asylsuchenden in Wohncontainern untergebracht, innerhalb der kommenden beiden Jahre würden dann parallel feste Häuser gebaut, sagte Awo-Chefin Angela Basekow am Dienstagabend bei einer Informationsveranstaltung im Bürgerhaus an der Potsdamer Straße 90.
Gekommen waren rund 80 Anwohner, der Ton blieb sachlich. Dennoch gibt es Sorgen. Die größte: Welche Kitas und Schulen sollen die Kinder der ankommenden Flüchtlingsfamilien besuchen? So sagte die Leiterin der Bornimer Kita „Kids Company“, Silke Letzner, ihre und andere Betreuungseinrichtungen vor Ort seien schon an ihrer Kapazitätsgrenze. Mehrere Elternvertreter verwiesen auf die schon jetzt vollen Grundschulen im Potsdamer Norden. Zu solchen Fragen sucht die Stadtverwaltung – angesichts der rapide gestiegenen Flüchtlingszahlen nicht ganz verwunderlich – offensichtlich noch nach einer Strategie. Sozialdezernentin Elona Müller-Preinesberger (parteilos) sagte, man werde den Flüchtlingsfamilien unter Umständen zumuten müssen, zu weiter entfernten Kitas zu fahren – genau wie dies auch bei Potsdamer Familien der Fall wäre. Schulbereichsleiterin Petra Rademacher sagte, sollten weiterhin rund 50 Prozent der ankommenden Flüchtlinge Kinder und Jugendliche sein, könnte dies die Prognosen des laufenden Schulentwicklungsplans übersteigen. Im Klartext: Die geplanten Schulen wären zu klein. In den kommenden Jahren muss Potsdam angesichts des allgemeinen Bevölkerungswachstums bereits für rund 160 Millionen Euro neue Schulen bauen.
Dieses Jahr muss die Stadt nach Weisung des Landes rund 400 neue Flüchtlinge aufnehmen, im kommenden Jahr wird mit 50 bis 100 Menschen mehr gerechnet. Deshalb soll das neue Heim so schnell wie möglich öffnen, einen genauen Termin nannte niemand. Die Container werden dabei neben dem bestehenden Obdachlosenheim aufgestellt. Diese Lösung gab es bis 2009 – dann rückte die Stadt davon ab, weil man die Flüchtlinge nicht länger an den Stadtrand abdrängen wollte. Basekow sagte, die Mitarbeiter von damals würden die Betreuung der Flüchtlinge übernehmen: „Wir hoffen auf unsere Erfahrung.“ Müller-Preinesberger ergänzte, im Gegensatz zu damals könnte die Stadt bei Konflikten zwischen Asylbewerbern diese auf verschiedene Einrichtungen verteilen. Ein Wachschutz ist fest geplant. Auch die Busverbindung sei besser als damals. Zugleich sagte die Dezernentin zu, sich bei den Haushaltsverhandlungen für einen Fußweg und Straßenbeleuchtung einzusetzen, die am Lerchensteig nicht vorhanden sind. HK
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