zum Hauptinhalt
Malerisch. Blick von Kongsnaes in Richtung Glienicker Brücke.

© A. Klaer

Landeshauptstadt: „Sorgen ausgeräumt“

Deutscher Unesco-Chef Hirche sieht keine Gefährdung des Welterbes durch Kongsnaes-Projekt

Stand:

Berliner Vorstadt - Im Kongsnaes-Konflikt hat der deutsche Unesco-Präsident Walter Hirche, ehemals FDP-Wirtschaftsminister in Brandenburg, deutlich Position bezogen. In einem Schreiben an Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) vom 3. Oktober äußert Hirche nach einem Vor-Ort-Termin: „Damit sind für mich persönlich Sorgen ausgeräumt, dass der Status Welterbe gefährdet sein könnte.“ Allerdings bleibe abzuwarten, ob Icomos – der Internationale Rat für Denkmalpflege – noch Fragen habe.

Hirche hatte das Areal der ehemaligen Kaiserlichen Matrosenstation Kongsnaes jüngst mit dem Baubeigeordneten Matthias Klipp (Bündnisgrüne), Denkmalpfleger Jörg Limberg und Investor Michael Linckersdorff besucht. Hintergrund war ein Schreiben Hirches an Oberbürgermeister Jakobs von Ende August, in dem er Befürchtungen geäußert hatte, das Kongsnaes-Projekt von Linckersdorff könnte das Welterbe gefährden und Jakobs gebeten hatte, ihm dazu Fragen zu beantworten (PNN berichteten).

Laut Hirche habe Baubeigeordneter Klipp vor Ort bekräftigt, dass in der wiederaufzubauenden historischen Empfangshalle (Ventehalle) direkt am Jungfernsee eine gastronomische Nutzung nur mit der Begrenzung zugelassen werde, „die die alten Fundamente hergeben“. Hirche erwähnt die von Linckersdorff öffentlich kommunizierten Zahlen von 60 Plätzen im Innenraum, 32 auf der umlaufenden Veranda und 30 Außenplätzen auf den Bastionen. Im Zusammenhang mit Auflagen für Sanitäreinrichtungen und Parkplätze sieht der Präsident der deutschen Unesco-Kommission „ein Sanktionsgerüst für mögliche Verstöße gegeben“. Ihm sei bei der Ortsbesichtigung und beim Abgehen der alten Fundamente die „begrenzte Dimension deutlicher geworden als auf den Plänen“. Diese ließen durchaus „Raum zu Spekulationen“.

Zweifel äußert Hirche an der „Maßstäblichkeit des vorgesehenen Küchenanbaus“. Dieser soll wie berichtet in moderner Form neben die Ventehalle gebaut werden. Linckersdorffs Angaben nach verlangen die Denkmalpfleger die moderne Gestaltung des Funktionsbaus. Hirche nennt den Küchenanbau einen „gesonderten Diskussionspunkt“. Es sei aber zu berücksichtigen, dass der Anbau die Größe des einst dort stehenden Bootshauses unterschreite. Indirekt forderte Hirche für den Küchenanbau eine dem Welterbe entsprechende Hülle: „Die ensemblegerechte Einhausung des Gebäudes dürfte die Baugenehmigung enthalten.“ Was „ensemblegerecht“ genau heißt, ließ der deutsche Unesco-Präsident allerdings offen. Abschließend rät Hirche der Stadt, bei den „Lärm- und Verkehrsfragen“, die verständlicherweise die Anwohner besonders bewegten, „alle Hinweise“ des Verwaltungsgerichts Potsdam sorgfältig zu berücksichtigen. Dann „müsste es möglich sein, offenkundig verhärtete Fronten aufzulockern“.

Der Kongsnaes-Konflikt wird seit mehr als einem Jahr erbittert geführt. Anwohner, die sich in der Initiative „Kein Kongsnaeskommerz!“ zusammengeschlossen haben, befürchten, mit den Plänen des Investors Linckersdorff werde das Welterbe kommerzialisiert und gefährdet. Linckersdorff weist dies zurück. Mit dem Wiederaufbau der Ventehalle komplettiere er das Welterbe erst wieder.

Derzeit wartet der Investor auf die Baugenehmigungen für Ventehalle, Steganlagen und Küchenanbau. Die Anwohner haben angekündigt, gegen die Genehmigungen, so die Stadt sie erteilt, erneut juristisch vorzugehen. Damit waren sie bereits einmal erfolgreich; nach entsprechenden Hinweisen des Verwaltungsgerichts zog die Stadt die Genehmigungen zurück. Zuletzt hatten die Anwohner einen Bebauungsplan für das Areal gefordert, um damit Rechtssicherheit und die Einbeziehung der Öffentlichkeit in die Planung zu schaffen. Außerdem meint die Initiative, dass ein Bebauungsplan für das Areal Pflicht sei. Das Stadtparlament lehnte die Aufstellung eines Bebauungsplans jedoch mit knapper Mehrheit ab. SCH

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })