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Die Potsdamer Filmstudios in Babelsberg.

© dpa

Potsdamer Fimstudios: Sorgen trotz schwarzer Zahlen im Studio Babelsberg

Die Studio-Chefs sind mit der deutschen Filmförderung unzufrieden. Ein neues Hollywood-Projekt ist mit „Tribute von Panem“ geplant.

Babelsberg - 2013 war ein gutes Jahr für das Filmstudio Babelsberg - auch finanziell. „Wir schreiben schwarze Zahlen“, sagt Vorstandschef Carl L. Woebcken. Nach vier schwierigen Jahren blickt die Studio Babelsberg AG auf außergewöhnliche Monate zurück. Bei fünf internationalen, hochkarätig besetzten Projekten war das Studio Koproduzent.

Sowohl „Grand Budapest Hotel“ von Wes Anderson als auch „Monuments Men“ von George Clooney sind bei der 64. Berlinale, die am 6. Februar startet, dabei. Die Bestseller-Adaption „Die Bücherdiebin“ schaffte es in den USA unter die Top 10 der Kinocharts – in Deutschland kommt der Film im März in die Kinos. Anlass zum Aufatmen sehen die Studio-Chefs trotzdem nicht.

„Wir haben keine Planungssicherheit“, beklagt Vorstand Christoph Fisser. Trotz der Erfolge bleibe die Situation angesichts der Förderstruktur in Deutschland schwierig. „Richtig konkurrenzfähig sind wir aufgrund der Rahmenbedingungen nicht, ohne den Deutschen Filmförderfonds wäre es zappenduster“, so Fisser. Das von der Bundesregierung geschaffene Fördermittel DFFF hat von 2007 bis Ende 2012 über 640 Filmproduktionen mit insgesamt rund 356 Millionen Euro unterstützt. „Dies führte zu Investitionen im Rahmen der Kinoproduktion in Höhe von mehr als 2,9 Milliarden Euro“, sagt der Sprecher der Filmförderungsanstalt, Thomas Schulz. Jeder Euro, den der DFFF fördere, löse sechs Euro Investitionen in der Filmwirtschaft aus.

In Deutschland ist die Fördersumme für internationale Projekte jedoch gedeckelt. 16 Prozent der Kosten, die hier beim Dreh anfallen, können über den DFFF erstattet werden. Bei vier Millionen Euro ist zunächst Schluss; auf Antrag können es zehn Millionen werden. Aus Sicht der Branche ist diese Kappungsgrenze ein Hemmnis. Denn für internationale Filmemacher sind die höchsten Förderungen und Steuervorteile entscheidend. Länder wie Kanada, Ungarn oder Großbritannien versprechen automatische Nachlässe von bis zu 40 Prozent des Gesamtbudgets.

„Der DFFF hat sich in den vergangen sieben Jahren bewährt und enorme wirtschaftliche Effekte erzielt. Nun ist es an der Zeit, den nächsten Schritt zu gehen“, fordert Kirsten Niehuus, Chefin des Medienboards Berlin-Brandenburg. Sie verweist auf England, wo gerade die Mittel für Filmförderung erhöht worden seien.

Der Entwurf für den Koalitionsvertrag von CDU und SPD sah den Wegfall der Kappungsgrenze immerhin für Ausnahmefälle vor und beinhaltete auch eine Erhöhung des DFFF. Letztlich kam es nur zu einer Aufhebung der bisherigen Befristung des Fördermittels. „Es ist schade, dass die politischen Entscheidungsträger das Potenzial in Deutschland nicht erkennen“, meint Studio-Chef Fisser.

„Wir haben mehrere Projekte verloren, die den Filmstandort Deutschland weiter gestärkt hätten“, ergänzt Woebcken. So sei das Studio 2012 über lange Zeit für eine große Blockbuster-Produktion reserviert gewesen – und stand am Ende monatelang frei. Ein Umstand, der nicht nur Babelsberg wehtut. „Unsere Wertschöpfung an den großen Filmen liegt bei lediglich zehn Prozent. Von den anderen 90 Prozent profitieren die Filmschaffenden, die Handwerksbetriebe, die filmtechnischen Betriebe und weitere Zulieferer“, so Woebcken. „Wenn wir leer stehen, zahlen diese auch nicht in die Sozialversicherungssysteme und können keine Rücklagen bilden.“

Filmemachen sei in Deutschland ein mühsames Geschäft, sagt der Geschäftsführer der Filmakademie, Alfred Holighaus: „Der Deutsche Film wird nicht im Studio gedreht.“ Weil es meist um Gegenwartsstoffe gehe, sei ihre Kulisse günstiger in der Realität zu haben: auf der Straße, in Häusern. Im Studio entstünden nur etwa 20 Prozent der Filme. „Es wird meist nur gebraucht, wenn eine künstliche Welt zu erschaffen ist.“
Dies gilt für historische Stoffe, aber auch für Fantasie-Welten wie „Cloud Atlas“ mit Tom Hanks. Der Oscar-Preisträger setzt die Zusammenarbeit mit dem Potsdamer X-Filme-Produzenten Stefan Arndt und Regisseur Tom Tykwer in Kürze fort. Für „Ein Hologramm für den König“ kehrt er im März nach Babelsberg zurück (PNN berichteten). Zudem sollen im Studio Szenen für den dritten Teil des Science-Fiction-Abenteuers „Hunger Games – Tribute von Panem“ entstehen, wie Schauspielerin Jennifer Lawrence jüngst in Berlin ankündigte. Offiziell bestätigen will man die Pläne beim Studio noch nicht. (dpa/jaha)

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