
© Manfred Thomas
Landeshauptstadt: Soziale Mission mit Religion
Das Diakonische Werk feierte am Freitag sein 20-jähriges Bestehen
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Nein, eine „Missionsveranstaltung“ sei die Arbeit der Diakonie nicht, meint Marcel Kankarowitsch. Der 51-Jährige ist Geschäftsführer des Diakonischen Werks Potsdam. Am gestrigen Freitag blickten Kankarowitsch und seine Mitarbeiter bei einem Gottesdienst und anschließendem Empfang im Waschhaus-Kunstraum auf die vergangenen 20 Jahre karitativen Wirkens in Potsdam zurück. Eine Ausstellung mit Bildern behinderter Menschen, die am morgigen Sonntag mit einer Finissage zu Ende geht, wies auf der Jubiläumsfeier zum 20-jährigen Bestehen der evangelischen Sozialeinrichtung gleichsam auf deren sozialen Anspruch hin.
Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) lobte in seinem Grußwort die vielfältige soziale Arbeit des Werks mit Sitz in der Mauerstraße. Es gebe in der Landeshauptstadt zwar viele Menschen, denen es sehr gut gehe, doch da sei es gerade wichtig, dass auch die sozial Benachteiligten nicht unter die Räder kämen, so Jakobs. Und in der Tat, an eigentlich allen Ecken und Enden Potsdams und auch über die Stadtgrenzen hinaus ist das Sozialwerk präsent. Kirchliche Kindertagesstätten, das Beratungszentrum in der Lindenstraße, die Betreuung der Fußballfans des SV Babelsberg 03 oder das Familienzentrum am Schlaatz sind nur einige der sozialen Angebote unter dem Dach der Diakonie.
Christliche Inhalte spielten bei der täglichen Arbeit freilich eine Rolle, auch wenn sie eben keine „Missionsveranstaltung“ sei, sagt Kankarowitsch. So werde den Schützlingen in den Kindertagesstätten erklärt, dass es Weihnachten außer dem „Mann mit dem roten Mantel“ noch etwas anderes zu feiern gibt. Doch aufdrängen wolle man die Religion niemandem. Im Ausländerwohnheim, ebenfalls in Trägerschaft der Diakonie, gebe es unter den Bewohnern viele Moslems oder Angehörige anderer Religionen, sagt Kankarowitsch. Da sei es sogar besonders wichtig, nicht das Schild des Christentums vor sich her zu tragen. Aber, so der Diakonie-Geschäftsführer, er freue sich natürlich, wenn viele Mitarbeiter in der großen „Diakonie-Familie“ ihren Dienst aus einem christlichen Grundverständnis heraus leisten.
Kankarowitsch, einst aus Thüringen in die brandenburgische Landeshauptstadt gekommen, lenkt die Geschicke des Diakonischen Werks seit nunmehr fast 18 Jahren. Als Geschäftsführer hat er damit sozusagen bald die Volljährigkeit erreicht und kann auf jede Menge Erfahrung zurückgreifen, wenn es darum geht, die Arbeit der über 200 Mitarbeiter im Hintergrund zu koordinieren oder die Diakonie nach außen hin zu vertreten. Konflikte lassen sich dabei freilich nicht immer vermeiden. So streitet das Sozialwerk seit Längerem mit der Stadt Potsdam um die Kosten von Umbaumaßnahmen in zwei Potsdamer Kindergärten. Der Streit, der mittlerweile vor dem Potsdamer Verwaltungsgericht ausgetragen wird, kreist nach Angaben von Kankarowitsch um die Frage, ob die Stadt die vollen Umbaukosten für Brandschutz und andere Sicherheitstechnik in der Kita „Friedenshaus“ und im Nikolai-Kindergarten übernehmen muss oder nicht.
Auch die Situation im Ausländerwohnheim sei bisweilen prekär. Es herrsche dort zeitweilig „drangvolle Enge“. Befragt nach einem Wunsch für das Diakonische Werk fällt Kankarowitsch auch gleich das Wohnheim ein. Er hoffe, dass die Bewohner künftig schneller aus dem Heim „in dezentrale Unterkünfte“ in der Stadt umziehen könnten.
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