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Landeshauptstadt: Spannender als Clowns

Am Samstag konnten Kinder in der Schopenhauerstraße Auto fahren – mit einem Fahrlehrer als Beifahrer

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Innenstadt – Sahid kann es noch nicht so recht fassen. Dabei hat er es schwarz auf weiß: Das Blitzerfoto, das ihn hinter dem Steuer des Kompaktwagens zeigt. Und das, obwohl er gar nicht zu schnell gefahren ist: 42 Kilometer pro Stunde hat das Gerät notiert, erlaubt sind in der Schopenhauerstraße allerdings 50. Das alles kann Sahid natürlich noch nicht wissen – schließlich ist der Berliner erst viereinhalb Jahre alt. Seine Tour mit dem Auto fand er trotzdem „schön“, wie er schüchtern erklärt. Aber das Lenken des Wagens sei auch „schwierig“ gewesen.

Gut möglich, dass Sahid der Jüngsteder insgesamt 105 Kinder war, die am Samstag Nachmittag das Angebot des Autohauses Wegener nutzten. Im Rahmen der „Potsdamer Erlebnisnacht“ konnten Kinder vor dem Brandenburger Tor auf dem Fahrersitz eines blutroten Nissan „Note“ Platz nehmen – für eine Testfahrt, wie man sie sonst nur aus Polizeiberichten kennt. Dabei wurden sie von einem Blitzgerät abgelichtet.

Es war die Premiere für die Landeshauptstadt, sagte Marlies Wegener, die Chefin des Autohauses. Es handele sich dabei um eine Idee des japanischen Auto-Konzerns. Die ersten Kinderfahrer gab es 2006 am Potsdamer Platz in Berlin, so Wegener. Für die Kinder sei das „spannender als bunte Clowns“, glaubt Mitgeschäftsführer Bernd Wegener: Die Schlange vor der Strecke gab ihm Recht.

Möglich wird die Aktion nur, weil auf dem Beifahrersitz ein ausgebildeter Fahrlehrer sitzt, der Gas- und Bremspedal bedient und im Notfall auch ins Lenkrad greifen kann. Einer Erlaubnis von der Polizei bedarf es dafür nicht, erklärt Bernd Wegener. Allerdings ist das Straßenstück, auf dem der Slalomparcours aufgebaut ist, abgesperrt – mit Genehmigung des Ordnungsamtes, wie er versichert. Außerdem müssen die Eltern der Kinder vorher eine Einverständniserklärung unterschreiben – für eventuelle Nachahmer zu Hause will das Autohaus natürlich keine Haftung übernehmen.

Das sieht die Mutter des siebenjährigen Manuel allerdings nicht problematisch: Sie vertraue ihren Kindern, erklärt die Potsdamerin. Auch jetzt habe sie den Autoschlüssel zu Hause nicht extra versteckt – obwohl Manuel Geschwister im Autofahralter hat. Und auch Manuel, der bald in die zweite Klasse kommt, interessiert sich durchaus schon für Autos: Sein Lieblingswagen ist ein Lamborghini, verrät er. „Und Motorräder“, fügt er hinzu.

Als er an die Reihe kommt, wird der Sitz erst einmal mit einem Kissen erhöht. Die Pedalen habe er so gar nicht mehr erreichen können, erzählt der Siebenjährige hinterher. Die Fahrt, eine Slalomtour und das Wenden in drei Zügen klappen für den ersten Versuch ziemlich gut.

„Lenken ist das Schwierigste“, erklärt Manuel, nachdem er strahlend aus dem Auto gestiegen ist. Der Stolz über die bestandene Fahrt ist dem Grundschüler anzumerken. Dass er nun noch zehn Jahre warten muss, eher er den richtigen Führerschein absolvieren kann, mache ihm aber nichts aus, sagt er kopfschüttelnd.

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