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Homepage: Spannungsbögen herstellen

Wissenschaft hat in Potsdam auch eine lange Tradition Auch Kultur und Wirtschaft lassen ihre Ideen in die geplante Bewerbung Potsdams für die Wissenschaftsstadt 2008 einfließen

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Das Potenzial ist allemal vorhanden, jetzt kommt es nur noch darauf an, wie man es bündelt und präsentiert. „Und wieweit die Zivilgesellschaft sich der Wissenschaft verbunden fühlt, wie breit sie sich beteiligt“, so Norbert Altenhöner, der mit der Babelsberger Agentur Themata derzeit die Potsdamer Bewerbungsschrift zur Wissenschaftsstadt 2008 vorbereitet. Dazu soll nicht wie üblich im stillen Kämmerlein ein Konzept erarbeiten und dann vorgestellt werden. Vielmehr sollen zuerst die Erwartungen der Beteiligen gesammelt und dann in ein Rahmen eingebunden werden. Altenhöner sprach auf einem Workshop zur Ideenfindung am Montag von einem „Festival des Geistes“, das als Motor funktionieren soll (PNN berichteten).

Bis 30. Oktober dieses Jahres muss beim Stifterverband Deutsche Wissenschaft eine 20-Seitige Bewerbungsschrift eingegangen sein, die Sieger dieser ersten Runde werden dann 2007 in die dann aktuelle Wissenschaftsstadt Braunschweig zur Präsentation eingeladen. Dem Sieger winken nicht nur der deutschlandweit inzwischen renommierte Titel „Wissenschaftsstadt“, sondern auch bis zu 250 000 Euro Preisgeld.

Einig war man sich zu der Auftaktveranstaltung an der IHK darin, dass die Stadtverwaltung Potsdam die notwendige Begeisterung in allen gesellschaftlichen Bereichen nicht alleine entfachen kann. Und, dass bis Ende Oktober nicht mehr allzu viel Zeit bleibt. Der Chef des GeoForschungsZentrums Potsdam, Prof. Rolf Emmermann, machte als Manko der ersten Bewerbung Potsdams für die Wissenschaftsstadt 2006 die unklare Rolle der Stadt aus. „Hier muss man deutlicher machen, was die Wissenschaft für die Stadt bedeutet, wie sie integriert ist“, sagte er. Dabei gehe es nicht nur um die aktuellen Potenziale der Forschung, sondern auch um die lange Wissenschafts-Tradition in Potsdam. „Die Wissenschaft ist bereit ihre Ideen einzubringen, die Frage lautet eher, was erwartet die Stadt von uns“, hob Emmermann hervor.

Der IHK-Präsident Peter Egenter schlug eine engere Verknüpfung der Wissenschaft mit dem Tourismus vor. „Wenn man für die Schlössernacht so viele Menschen auf die Beine bringen kann, muss das auch mit der Wissenschaft gelingen.“ Die Wirtschaft könne viel in die Bewerbung einbringen, vom Netzwerk Ernährung über die Kooperation mit Green Ventures bis zur aktuellen Zusammenarbeit mit den Designern der FH Potsdam.

Der Direktor des Hauses für Brandenburgisch Preußische Geschichte (HBPG), Gerd Streidt, schlug vor, den kulturellen Schwerpunkt Potsdams mit der Wissenschaft enger zu verknüpfen. Es biete sich an, in Potsdam die „Freude am Denken“ stärker herauszuarbeiten. Auch schlug er vor, das angedachte „Festival des Geistes“ auf die zukünftige Baustelle für den Landtag in der Kubatur des Stadtschlosses auszuweiten, die bis 2008 am Alten Markt entstehen wird. „Ein solcher Ort bietet sich geradezu an für Veranstaltungen, in denen die Kultur zusammen mit der Wissenschaft den Spannungsbogen dieses Ortes anschaulich machen.“

Die Festivalidee blieb allerdings nicht unwidersprochen. So erinnerte Klara Geywitz (SPD) daran, dass Potsdam ohnehin schon eine Vielzahl von Festivals biete. Zudem lasse der Event-Charakter die nötige Nachhaltigkeit vermissen. Das hatte unlängst erst der ehemalige Brandenburger Wissenschaftsminister Hinrich Enderlein (FDP) beklagt. Die Stadt Potsdam habe die erste Bewerbung zur Wissenschaftsstadt nur als Event begriffen. „Dabei geht es mehr um Nachhaltigkeit und dauerhafte Investitionen“, so Enderlein. Tatsächlich prämierte der Stifterverband bislang vor allem Städte, in denen die Wissenschaft als ein bedeutender Faktor für die Stadtentwicklung gesehen wurde.

Die Ideen für die Bewerbung werden nun bis Ende September gesammelt. Dann wollen die Organisatoren darüber befinden, ob sich eine Bewerbung für 2008 lohnt. Schon zum Workshop wurden zahlreiche Ideen von Organisator Norbert Altenhöner vorgestellt. So etwa, die Biosphäre mit der Wissenschaft enger zu vernetzen, die Halle auch zur Veranschaulichung der Erdwissenschaften zu nutzen. Denkbar sei auch eine Landpartie, die auf geführten Touren zu wissenschaftlichen Wirkungsstätten auf dem Land geleitet: vom Kohlendioxid-Speicher bis zur Bioraffinerie. Auch könnte man den Gedanken der Toleranz als Standortfaktor betonen, schließlich kam das Toleranzedikt aus Potsdam. Die Idee eines mobilen Exploratoriums griff schließlich Dr. Elisabeth Prommer vom Potsdamer Exploratoriums dankbar auf.

Für das eigentlich geplante Haus der Wissenschaft oder Science Center in Potsdams Innenstadt gibt es nach Auskunft von Altenhöner allerdings keine weiteren Planungen. Aus der Idee sei nun der „Wissenschaftsspeicher“ in der Stadt- und Landesbibliothek geworden, der zusammen mit der „Wissenschaftsbahn“ und dem „Wissenschaftsbahnhof Golm“ derzeit von der Stadt im Rahmen des INSEK-Programms vorangetrieben wird.

Schließlich dürfte Potsdam als ostdeutsche Wissenschaftsstadt ganz gute Karten haben. Denn für das kommende Jahr wurde mit Braunschweig eine Stadt im Westen gekürt. Also könnte 2008 wieder der Osten dran sein. Gesetzt den Fall, dass Potsdam mit einer breiten Aufbruchsstimmung zu überzeugen vermag.

Ideenskizzen an die Geschäftsstelle Pro Wissenschaft, c/o Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“, Marlene-Dietrich-Allee 11; Infos: 0331/6202357 oder s.leinkauf@hff-potsdam.de.

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