
© Jan Kuppert
Von Michael Meyer: Spaß am Kombinationsfußball
Turbine Potsdam will morgen in Magdeburg zum dritten Mal in Folge den DFB-Hallenpokal gewinnen
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Rund 400 Kilometer werden Babett Peter, Jennifer Zietz, Fatmire Bajramaj und Nadine Keßler heute in zwei Pkw ostwärts fahren – gut 100 Kilometer rollen sie auf gleicher Strecke morgen früh wieder westwärts. Die vier Sportsoldatinnen Turbine Potsdams kommen heute am späten Nachmittag von ihrem Übungsleiter- Lehrgang in der Bundeswehr-Sportförderkompanie Warendorf heim an die Havel, um morgen früh um sieben mit ihrer Mannschaft zum 17. T-Home/DFB-Hallenpokal in die Magdeburger Bördelandhalle zu reisen. Bei diesem Kräftemessen aller zwölf Bundesliga-Vereine strebt Turbine als Pokalverteidiger den Hattrick an.
Die Potsdamerinnen müssen gleich im Auftaktspiel um 10 Uhr gegen die SG Essen-Schönebeck ran. „Das wird in der Vorrunde wahrscheinlich unser stärkster Gegner sein, denn Essen hat eine technisch starke Mannschaft und sehr gut ausgebildete Spielerinnen“, meint Babett Peter, die mit Turbine am vergangenen Sonntag das internationale Hallenturnier in Jöllenbeck gewann und dabei mit acht Treffern Torschützenkönigin wurde. „Darüber musste ich selbst schmunzeln, denn eigentlich bin ich ja keine Torjägerin“, sagt Potsdams Abwehrspielerin, die 2009 bei der EM in Deutschlands Defensive glänzte, auch in der Bundesliga-Hinrunde auf konstant hohem Niveau spielte und daher im Dezember in einer Umfrage von allen Bundesliga-Trainerinnen und -Trainern einstimmig zur „Spielerin der Vorrunde“ gekürt wurde.
Babett Peter freut sich darüber, blickt aber nach vorn: „In diesem Jahr wollen wir viel erreichen“, erklärt die 21-Jährige, die mit Turbine Bundesliga-Spitzenreiter ist, im DFB-Pokal im Halbfinale steht, in der Champions League im März das Viertelfinale bestreiten wird – und morgen den DFB-Hallenpokal zum dritten Mal in Folge gewinnen will. Dass Potsdam zum Favoriten des Hallenmasters erklärt wurde, stört sie wenig. „Unsere Mannschaft kann mittlerweile mit diesem Druck umgehen – das haben wir schon im Herbst auf dem Feld bewiesen“, glaubt die 39-fache Nationalspielerin. „Wir wollen uns in Magdeburg nicht selbst zu sehr unter Druck setzen, sondern vor allem Spaß am Kombinationsfußball haben. Aber natürlich wollen wir den Pokal möglichst verteidigen, wobei es in der Halle immer auch ein bisschen auf Glück und die Tagesform ankommt.“
Mit dem insgesamt fünften Hallenpokalgewinn und dem damit verbundenen Preisgeld von 5000 Euro für Turbine liebäugelt natürlich auch Bernd Schröder, der morgen mit seinem stärksten Aufgebot antritt. „Wir zählen sicher zu den Favoriten, verspüren Riesensympathien in der dortigen Region und haben daher so etwas wie ein Heimturnier“, erklärt Potsdams Cheftrainer. Von seinen aktuellen Europameisterinnen verzichtet Schröder nur auf Bianca Schmidt. Die macht derzeit ihre Bundeswehr-Grundausbildung in Nienburg, feiert morgen ihren 20. Geburtstag „und ist außerdem keine Hallenspielerin“, so der Coach. Neben Schmidt werden in der Bördelandhalle – die mit 3300 Tickets schon ausverkauft ist – von den gegenwärtigen Nationalspielerinnen nur noch Birgit Prinz (Frankfurt) wegen Klausuren für ihr Psychologie-Studium und Melanie Behringer (München) wegen einer gerade überstandenen Fußverletzung fehlen.
Schröder schätzt den FCR Duisburg, den FFC Frankfurt, Bayern München und den Hamburger SV – den Potsdam 2009 im Finale 2:1 bezwang – als „sicher stärkste Gegner“ ein und erwartet schon in der Vorrunde alles andere als einen Spaziergang. „Essen verfügt über eine gute Hallentruppe, Jena hat eine robuste Mannschaft, und Tennis Borussia ist gegen uns immer besonders motiviert.“ Die Pokalverteidigung in der Halle „wäre schön, wichtiger aber sind Meisterschaft, DFB-Pokal und Champions League. Deshalb trainieren wir auch meist draußen auf Schnee oder Kunstrasen“, so der Coach. Die einzige Übungseinheit dieser Woche unterm Dach stand gestern an.
Bei der Vorbereitung auf die weitere Bundesliga-Rückrunde muss Schröder mehrere Wochen auf seine Sportsoldatinnen verzichten. Die sind in der Ferne aber alles andere als untätig. „Wir vier hier in Warendorf“, berichtet Babett Peter, „trainieren nach Dienstschluss noch zusammen in der Halle, vor allem Athletik. Das Kombinieren wird in Magdeburg hoffentlich schnell wieder klappen.“
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