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Die Potsdamer wollen, dass der Besuch des Parks Sanssouci kostenlos bleibt. Das zeigt eine repräsentative Bürgerumfrage.

© B. Settnik/dpa

Bürgerumfrage zu den Welterbeparks: Spazierengehen statt Rodeln und Skaten

Den Potsdamern ist ihr Welterbe wichtig, zeigt eine Umfrage der Stadt. Die Schlösserstiftung ist erleichtert. Ein Überblick über die wichtigsten Ergebnisse - und ihre Folgen.

Von Peer Straube

Stand:

Potsdam - Die Bürgerumfrage der Stadt zum Parkeintritt für Sanssouci kommt zum gleichen Ergebnis wie die PNN-Umfrage: Die Potsdamer wollen, dass der Besuch des Parks Sanssouci kostenlos bleibt. 55,6 Prozent lehnen einen Parkeintritt ab, 44,4 Prozent sind dafür. Bei der PNN-Umfrage, an der sich 1158 Potsdamer beteiligt hatten, sprachen sich 54,2 Prozent für einen Pflichteintritt aus und 45 Prozent dagegen. Im September hatte die Stadt an 5700 zufällig ausgewählte Haushalte einen fünfseitigen Fragebogen verschickt, 2311 kamen ausgefüllt zurück. Gefragt wurde nicht nur nach dem Eintritt, sondern auch dem Pflegezustand der Parks, der Häufigkeit der Nutzung, nach Freizeitaktivitäten, Gastronomie und Erreichbarkeit. Ein Überblick über die wichtigsten Ergebnisse.

Wer würde für Sanssouci Eintritt zahlen und wer nicht?

Grundsätzlich lässt sich sagen: Je älter die Umfrageteilnehmer sind, desto höher ist die Bereitschaft, Geld für den Besuch von Sanssouci auszugeben. Bei den über 65-Jährigen sind die Befürworter eines Parkeintritts mit 56 Prozent sogar in der Mehrheit. Am größten ist die Ablehnung bei den unter 30-Jährigen: 72,1 Prozent in dieser Altersgruppe sind der Meinung, dass der Park Sanssouci kostenlos bleiben muss. Zudem gilt: Je näher der Wohnort der Befragten an Sanssouci liegt, desto größer die Ablehnung. Am höchsten ist der Anteil der Nein-Stimmen daher in der Nauener Vorstadt (65,1 Prozent) und der Brandenburger Vorstadt (63 Prozent).

Wie wichtig ist den Potsdamern der Schutz der Potsdamer Gartendenkmäler?

Bei dieser Frage sind sich die Bürger einig: Fast 97 Prozent erklärten, der Schutz der Welterbeparks sei ihnen wichtig (29,7 Prozent) oder sogar sehr wichtig (67 Prozent). Auch hier gilt: Je älter die Befragten sind, desto größer ist ihr Respekt vor dem Welterbe. 75 Prozent der über 65-Jährigen ist der Schutz der historischen Gärten sehr wichtig. Erneut bilden hier die unter 30-Jährigen das Schlusslicht (49,3 Prozent).

Wie oft werden die Parks von den Potsdamern genutzt?

Neun von zehn Befragten gaben an, mindestens einmal im Jahr in einem der drei Parks spazieren zu gehen. Am beliebtesten ist Sanssouci: 78 Prozent waren dort in den vergangenen zwölf Monaten zu einem Streifzug unterwegs. Den Park Babelsberg hatten im gleichen Zeitraum 68,6 Prozent besucht, den Neuen Garten immerhin noch 61,8 Prozent.

Was machen die Potsdamer am liebsten in den Parks?

Spazieren gehen steht in allen drei Parks fast oder ganz oben auf der Beliebtheitsskala, jeweils etwa die Hälfte der Befragten läuft mindestens einmal monatlich durch die Anlagen, viele sogar häufiger. Auch geradelt wird viel in den Parks, obwohl es auf den meisten Wegen verboten ist. Alle drei Gärten werden demnach von jeweils rund einem Drittel der Befragten mindestens einmal monatlich durchquert. Darüber hinaus werden die Parks vor allem zur stillen Erholung genutzt.

Wie wichtig sind den Bürgern Aktivitäten, die in den Parks verboten sind?

Vom Radfahren einmal abgesehen: unwichtig. Die Stadt hatte unter anderem konkret nach Angeboten wie Spielplätzen, Freizeitmöglichkeiten auf den Wiesen, Rodeln, Skilanglauf oder Skaten gefragt. Das Ergebnis zeigt: Die Potsdamer erwarten solche Angebote ganz überwiegend nicht in einem Welterbepark. In der Generaldirektion der Schlösserstiftung dürfte man hörbar aufgeatmet haben.

Worauf legen die Potsdamer in den Gärten besonderen Wert?

Sauberkeit, gute Pflege, Gestaltung, vernünftige Gehwege, ausreichend viele Papierkörbe, Bänke und Toiletten stehen für die Befragten ganz oben auf der Liste. Auch bürgerfreundliche Öffnungszeiten, Beleuchtung und eine gute Erreichbarkeit mit öffentlichen Nahverkehrsmitteln werden als wichtig erachtet. Die Ausstattung mit Radwegen und gastronomische Angebote rangieren im Mittelfeld.

Wie wird der Zustand der Anlagen eingeschätzt?

Gestaltung, Gehwege, Pflegezustand, Sauberkeit und Erreichbarkeit erhalten gute bis sehr gute Noten – aber nur in Sanssouci. Die anderen beiden Parks schneiden in allem etwas schlechter ab. Nachholbedarf sehen die Befragten in allen Gartenanlagen unter anderem bei der Ausstattung mit Bänken, Papierkörben und Toiletten, Beleuchtung und gastronomischen Angeboten.

Welche Schlüsse zieht die Stadt aus der Umfrage?

Für Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) beginnt nun eine „Phase des Nachdenkens“, wie es mit dem finanziellen Beitrag der Stadt weitergeht. Noch bis Ende 2018 zahlt die Stadt jährlich eine Million Euro an die Stiftung. Das Geld wird für die Parkpflege in Sanssouci ausgegeben, nach Angaben der Stiftung fehlen dort jährlich 4,5 Millionen Euro. Der Stiftungsrat, bestehend aus Vertretern des Bundes, Brandenburgs und Berlins, hatte den städtischen Beitrag zur Bedingung gemacht, um den Eintritt zu verhindern. Zuletzt hatte sich politisch bereits abgezeichnet, dass die Zahlungen eingestellt werden, zumal der Parkeintritt nicht mehr automatisch käme, sondern ein neuer Beschluss des Stiftungsrats nötig ist. Jakobs stellte sich gestern aber überraschend gegen Kämmerer Burkhard Exner (SPD), der den Vertrag nicht verlängern will. Ein finanzieller Beitrag der Stadt ab 2019 sei durchaus möglich, so Jakobs. Wahrscheinlich falle er dann allerdings geringer aus. Auch dürften die Gelder anders verwendet werden: Jakobs machte klar, dass die Wünsche der Bürger, etwa nach mehr Papierkörben oder Bänken, dann Priorität hätten.

Was sagt die Schlösserstiftung?

Sie reagiert erleichtert – schließlich war die zuvor geäußerte Sorge, durch das Abfragen verbotener Aktivitäten würden Erwartungshaltungen geschürt, unbegründet. Man danke der Stadt für die „solide Datenbasis für die anstehenden Diskussionen“, sagte Stiftungsprecher Frank Kallensee den PNN. Es sei sehr erfreulich, dass für eine überwältigende Mehrheit der Potsdamer der Schutz der Gartendenkmäler hohe Priorität genieße. Klar sei aber, dass das nicht ohne ausreichende Pflege gehe. Jakobs’ Aussage habe man „mit Interesse“ zur Kenntnis genommen. Im kommenden Jahr werde sich der Stiftungsrat erneut mit dem Thema Parkpflege und Parkeintritt befassen. Der Defizite sei sich die Stiftung durchaus bewusst: Derzeit werde ein neuer Sitzbankplan für Sanssouci erarbeitet.

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