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Von Henri Kramer: Speicherstadt-Sanierern droht Klage

Eigentümer von Luxuswohnung will Kaufvertrag anfechten / Prinz von Preußen AG wehrt sich

Stand:

Templiner Vorstadt - Die Luxuswohnungen im Schinkelspeicher in der Speicherstadt und der darin gefundene Schadstoff DDT (Dichlordiphenyltrichlorethan) werden wohl zum Fall für die Gerichte: Ein Eigentümer einer der Wohnungen hat nun über einen Anwalt ankündigen lassen, seinen Kaufvertrag rückabwickeln – ihn also anfechten und auflösen – zu wollen. Das erklärte Anné Schwarzkopf, Sprecherin der Prinz von Preussen Grundbesitz (PPG) AG, die den Speicher hat sanieren lassen, am Freitag den PNN auf Anfrage: „Rechtliche Schritte im Sinne einer Klage wurden bisher aber nicht vorgenommen.“

Zum Hintergrund: Im August vergangenen Jahres hatte die PPG für den Schinkelspeicher „minimale Belastungen“ mit DDT eingeräumt, nachdem ein von Anwohnerseite privat beauftragtes Gutachten den früher in Holzschutzmitteln verwendeten Schadstoff in Luft und Hausstaub nachgewiesen hatte. Allerdings sei die Belastung gesundheitlich „unbedenklich“, so die PPG damals. Dennoch galt der DDT-Fund, der aus Holzbalken in dem denkmalgeschützten Bau herrühren soll, schon damals als brisant: Die Speicherstadt zählt zu Potsdams kostspieligsten Wohngegenden. Die Eigentumswohnungen dort wurde zu Preisen zwischen 3500 und 3700 Euro pro Quadratmeter verkauft, von 300 000 bis 500 000 Euro pro Wohnung ist die Rede.

Insofern geht es bei der Forderung nach Rückabwicklung eines Kaufvertrags um viel Geld. Und sollte die angedrohte Klage tatsächlich eingereicht werden und erfolgreich sein, hätte die PPG mit einem Präzedenzfall zu kämpfen, es könnten weitere Klagen drohen. Doch das Unternehmen sieht das Recht auf seiner Seite. „Unsere juristischen Berater gehen anhand der Sachlage, dass eine gesundheitsgefährdende DDT-Belastung zu keiner Zeit vorgelegen hat, davon aus, dass die angekündigten juristischen Schritte durch den Eigentümer keine Aussicht auf Erfolg hätten“, so Schwarzkopf. So habe der Eigentümer sich einem Angebot der PPG zu einer DDT-Messung widersetzt – nachdem er laut Schwarzkopf bereits im vergangenen Jahr ein eigenes DDT-Gutachten in Auftrag gegeben habe. „Schon das kam zu dem Ergebnis, dass kein Handlungsbedarf zur DDT-Minimierung bestand“, sagte Schwarzkopf. Allerdings soll der Eigentümer nach PNN-Informationen damit argumentieren, dass die PPG schon vor dem Verkauf der Wohnungen über die DDT-Belastung Bescheid gewusst habe und dies den Käufern hätte mitteilen müssen.

PPG-Sprecherin Schwarzkopf sagte den PNN, angesichts des anhaltenden Widerstandes des Eigentümers, bei Problemen eine Lösung durch die PPG zuzulassen, dürfe die Frage erlaubt sein, „ob der Eigentümer den Mängelvorwurf zur Durchsetzung seiner persönlichen Interessen aufrecht erhalten will“. So habe sich der Eigentümer auch in anderer Hinsicht verweigert und die Beseitigung von ebenso im Speicher gefundenen Schädlingen, dem Pelzkäfer, verweigert. Inzwischen seien mehr als 90 Prozent der Wohnungen im Speicher von dem Käfer befreit. Die „Blockadehaltung“ des betreffenden Eigentümers habe in dessen Wohnung aber dazu geführt, dass Getreidereste, die sich noch in den historischen Balken befinden, nicht hätten entfernt werden können, so Schwarzkopf: „Die Wahrscheinlichkeit, dass damit ein potenzieller Nist- und Brutplatz für die Pelzkäfer erhalten bleibt, der auch die bereits versiegelten Wohnungen erneut gefährden könnte, schätzen Experten als hoch ein.“ Zudem betonte die Sprecherin: „In allen Wohnungen, in denen die Pelzkäfer erfolgreich beseitigt und in denen DDT-Messungen stattgefunden haben, gab es keine Beschwerden von Mietern, keine Mietkürzungen und keine Rücktritte von Mietverträgen.“

Auch zu einem weiteren Dauerproblem am Luxusstandort, der zugesagten, aber noch fehlenden Tiefgarage, nahm Schwarzkopf Stellung. Die zuständige Speicherstadt Potsdam GmbH wolle ab März mit der Umsetzung des Projekts fortfahren. Als Bauzeit bis zur Übergabe würden neun Monate veranschlagt. Die bauvorbereitenden Maßnahmen für das Projekt seien auch schon abgeschlossen, so Schwarzkopf – allerdings bearbeite die Stadtverwaltung unter dem Aktenzeichen „03100-2010-03“ noch den Bauantrag für die Garage. So sei der Bau durch „Umstrukturierungsmaßnahmen der Stadt hinsichtlich des Verkehrsknotens Leipziger Dreieck „beeinträchtigt“ worden, so Sprecherin Schwarzkopf weiter. Mit der endgültigen Abstimmung mit den Behörden werde aber „in Kürze“ gerechnet.

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