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Das Hasso-Plattner-Institut und die WM: Student spielt gegen Nationalelf / Institut in WM-Kampagne
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Er wisse noch nicht, wofür er sich mehr fürchten soll: Vor 20 000 Zuschauern ein schlechtes Spiel abzuliefern oder vor der vernichtenden Kritik von Günter Netzer. Martin Lorenz wird am 16. Mai als linker Mittelfeldspieler des FSV63 Luckenwalde in dem Trainingsspiel gegen die Deutsche Nationalmannschaft in Mannheim antreten. „Es ist das größte Ereignis der Vereinslaufbahn und wird es sicherlich auch bleiben“, sagt der 23-jährige Potsdamer Student. Das Los hatte entschieden, dass der Luckenwalder Amateur-Fußballverein das Trainingsspiel mit der Nationalmannschaft vor der WM bestreiten wird. Seitdem spricht in Luckenwalde niemand mehr über das Wetter. Alle reden nur noch über Fußball.
Ein faires Spiel soll es werden, sagt Martin Lorenz, dessen 20-jähriger Bruder André ebenfalls als Stürmer für Luckenwalde gegen die Nationalelf kicken wird. Auch wolle man nicht zu hart gegen Klinsmanns Profi-Kicker einsteigen. „Wir werden schön die Füße hochnehmen, denn wenn wir die Nationalspieler verletzen, würde wohl keiner vom FSV63 Luckenwalde mehr glücklich“, sagt der Student. Kopfarbeit ist für Martin Lorenz aber nicht nur beim Kopfball wichtig: Wenn der gebürtige Berliner nicht gerade in Luckenwalde trainiert, studiert er am Hasso Plattner Institut im vierten Semester Softwaresystemtechnik. Ein Studium an einem Institut, das mittlerweile als Deutschlands Elite-Schmiede für IT-Ingenieure bezeichnet wird.
Das Studium hat den ehemaligen Luckenwalder Schüler auf den Geschmack gebracht: eine Fußball-Karriere strebt er nicht mehr an, nach seinem Abschluss will er Software-Architekt werden. Das Training in Luckenwalde sieht er als körperlichen Ausgleich für das lernintensive Studium am HPI. Drei mal die Woche verlässt er dafür seinen Schreibtisch. Das Spiel gegen die Nationalelf ist für den Studenten ein Traum. Dafür lässt er im Mai dann auch drei Tage lang die Lehrveranstaltungen sausen. „Aber keine Prüfungen“, versichert er. Instituts-Stifter Hasso Plattner sieht das Auswärtsspiel als Gewinn. „Ihre Intelligenz und Kreativität, die Sie als Student benötigen und täglich einsetzen, wird Ihnen helfen, Ihr Team zu einem tollen Spiel gegen die Nationalelf mitzureißen“, ließ er den Studenten wissen.
In das Vorgeschehen der WM ist das Plattner-Institut auch noch auf anderem Wege involviert. Zusammen mit dem Einstein Forum und den Interface-Designern der Fachhochschule Potsdam wurde das HPI für die WM-Kampagne „Land der Ideen“ ausgewählt. Am kommende Mittwoch präsentiert es sich der Öffentlichkeit dazu mit einem „Bachelorpodium“. 60 Bachelorstudenten werden dazu in acht Teams zeigen, wie sie für praktische Aufgaben der Informationstechnologie in eigener Verantwortung Lösungen entwickeln.
Eine der Studentinnen ist Christin Koltschka. Sie hat mit ihren Kommilitonen ein Computerprogramm entworfen, das die Verhaltensweise und Anfälligkeit von Software im Vorfeld simulieren soll. Das Problem ist heutzutage weithin bekannt: Die Büro-Software arbeitet plötzlich schleppend langsam oder hängt sich gar ganz auf. Damit man solche Engpässe schon vor dem Einsatz der Software erkennen kann, hat die 23-jährige Bachelor-Absolventin in ihrem Kurs ein Programm erstellt. „Es geht darum, die Probleme nicht erst zu erkennen und zu beheben, wenn sie auftreten. Mit Hilfe des Programms sollen die Entwickler schon im vorhinein eine optimale Software-Architektur erstellen können“, erklärt die Studentin.
Als Produkt ist das Programm fertig, um es in der Praxis einsetzbar zu machen, werden die Studierenden allerdings noch ein weiteres Seminar benötigen. Als mögliche Einsatzgebiete hatte das Team Computerprogramme zur Bearbeitung von Rechnungen oder eine Online-Anwendung für einen Haustier-Shop im Internet genommen.
Für Christin Koltschka schließt sich an das Bachelor-Studium nun ein Praktikum bei der Zweigstelle von SAP in Palo Alto an – wo bekanntlich Hasso Plattner lebt, der SAP mit begründete. Danach wird sie am HPI das Master-Studium aufnehmen. Vom Plattner-Institut hatte Christin Koltschka im Fernsehen und an ihrer Schule in Cottbus gehört, über das Internet hatte sie sich dann informiert und beworben. Ihr ist wichtig, dass an dem Institut nicht Informatik studiert wird. „Wir werden Software-Architekten, die auch große Systeme entwickeln und handhaben können“, erklärt sie. Wichtig sei dabei dann auch der enge Kontakt zu den Kunden. Nach ihrem Studium möchte Christin Koltschka gerne in Deutschland arbeiten. Der Ort hänge allerdings von den Angeboten ab.
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