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Die Entscheidung im Spitzenspiel. Genoveva Anonma (links) hat abgezogen, Torfrau Ursula Holl (verdeckt) und Katharina Leiding (Mitte) können nicht mehr klären – 3:2.

© Jan Kuppert

Sport: Spiel noch gedreht

Frauenfußball-Bundesligist Turbine Potsdam gewann nach 0:2-Rückstand durch drei Anonma-Tore gegen Essen-Schönebeck noch 3:2

Stand:

Am Ende wussten am Sonntagnachmittag die Fußballerinnen Turbine Potsdams, bei wem sie sich gegen die SG Essen-Schönebeck für ihren fünften Sieg im fünften Erstliga-Spiel bedanken konnten, durch den sie weiter Tabellendritter sind. „Genoveva Anonma hat uns heute gerettet“, sagte Trainer Bernd Schröder zum 3:2 (1:2)-Heimsieg im Spitzenspiel der 5. Runde. Nach den beiden ersten Gegentoren der Saison durch Melanie Hoffmann (5.) und Charline Hartmann (14.) traf dreimal Anonma (36., 54., 57.), die unmittelbar nach ihrem Siegtreffer von mehreren Mitspielerinnen noch in Essens Tor freudig geknuddelt wurde. „Das war heute ein schweres Spiel, aber ich habe mich gut gefühlt und bin glücklich, dass wir noch gewonnen haben. Der Trainer war schon ziemlich laut in der Pause“, sagte die 22-jährige Nationalstürmerin Äquatorial-Guineas, die nun mit acht Saisontoren die Torjägerliste der Liga anführt. Im Februar dieses Jahres hatte Anonma erstmals einen Dreier in der Bundesliga geschafft – in Herford beim 4:3-Sieg des USV Jena, von dem sie im Sommer an die Havel kam.

Am Sonntag trauten die meisten der 1950 Zuschauer im Babelsberger Karl- Liebknecht-Stadion zunächst ihren Augen nicht, denn Essen-Schönebeck – erst wenige Woche zuvor an gleicher Stätte im DFB-Pokal mit 5:0 besiegt – begann selbstbewusst und knüpfte an die letzten Liga-Erfolge in Bad Neuenahr (3:2) und gegen Bayern München (1:0) an, durch die es die SG bis auf Tabellenplatz vier geschafft hatte. Turbine schien noch gar nicht richtig auf dem Platz, da spitzelte Charline Hartmann das Leder zu Melanie Hoffmann, und die sorgte mit einem Linksschuss von links ins lange rechte Eck für Potsdams erstes Gegentor in dieser Saison. Alyssa Naeher, die für die verletzte Ann-Katrin Berger zwischen die Pfosten gerückt war, hatte hier ebenso wenig eine Chance wie neun Minuten später. Diesmal spielte Hoffmann in Hartmanns Lauf, und die ließ sich die Chance zum 0:2 nicht entgehen. Einen weiteren Hoffmann-Schuss von der Strafraumgrenze konnte Naeher noch parieren (17.). „Essen hat mit viel Emotion begonnen, während wir die Anfangsphase verpennt und zu viele individuelle Fehler gemacht haben“, beschrieb Mannschaftskapitänin Jennifer Zietz jene Phase.

Auf der Gegenseite war bereits nach dem 0:1 Anja Mittag an Gäste-Torfrau Ursula Holl gescheitert (10.), die auch später gegen Yuki Nagasato (22., 32.,) und Patricia Hanebeck (34.) klärte, ehe sie doch hinter sich greifen musste. Nach Kopfball-Zuspiel Mittags traf die Afrikanerin per Drehschuss aus rechtem Winkel ins lange linke Tordreieck – ein sehenswerter Treffer noch zur richtigen Zeit. Turbine wurde jetzt nämlich spielbestimmend, ließ aber zu viele Möglichkeiten ungenutzt (38. Anonma Pfostenschuss, 39. Mittag, 45. Schmidt).

Nach der Pause parierte Essens sehr gut haltende Schlussfrau Holl noch per Fuß einen Schuss der frei vor ihr auftauchenden Anja Mittag (50.). Yuki Nagasatos Heber landete auf dem Tornetz (53.), ehe Anonma nach einem genialen Zuspiel Viola Odebrechts aus dem Mittelkreis an den Strafraum das Leder noch einmal aufsetzen ließ und dann volley links an Holl vorbei in die Gäste-Maschen drosch. Und als sich Nagasato links bis zur Torlinie durchgetankt hatte und den Ball nach innen schob, wo Anonma ihn unbedrängt unter die Querlatte hämmerte, hatte Turbine die Partie tatsächlich gedreht. Am Ende hätte der Sieg sogar noch höher ausfallen können, doch Mittag (68., 73., 79.), Schmidt (78.) und Nagasato (83.) vergaben weitere Möglichkeiten.

„Wir waren heute in der Lage, Potsdam in die Bredouille zu bringen. Heute lag eine kleine Sensation in der Luft“, erklärte Ursula Holl nach dem Abpfiff. „Wir haben gezeigt, dass wir in der Lage sind, große Mannschaften zu ärgern.“ Am kommenden Wochenende empfängt Essen-Schönebeck Spitzenreiter FCR Duisburg. „Vielleicht können wir Turbine dann ein bisschen Hilfe leisten“, so SG-Trainer Marcus Högner. Viola Odebrecht, die nach der Pause immer stärker spielte, Hartmann abmeldete und immer wieder das Offensivspiel ankurbelte, zeigte sich am Ende erleichtert: „Der Fußballgott war heute auf unserer Seite“, erklärte die Mittelfeldspielerin. „Wir wussten ja, dass wir nicht ewig ohne Gegentor bleiben. Aber das 0:2 war wie ein Weckruf. Als wir dann mehr Druck machten, wusste ich, dass wir das Spiel noch drehen konnten. Aber mit unserer Chancenverwertung konnten wir heute nicht zufrieden sein.“ Was auch Bernd Schröder so sah. „Unsere Stürmerleistungen waren indiskutabel – abgesehen von Anonmas drei Toren.“

Turbine: Naeher; Schmidt, Peter, Cramer; Zietz, Odebrecht, Hanebeck, Göransson (78. I. Kerschowski); Nagasato, Anonma, Mittag.

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