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Landeshauptstadt: Spielen ohne Sorgen

Der Erfinder des Brettspiels „Sanssouci“ war noch nie in Potsdam. Gelungen ist ihm das Spiel trotzdem

Von Katharina Wiechers

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Um sich von Sanssouci inspirieren zu lassen, müssen manche nicht einmal nach Potsdam reisen. Eine Dokumentation im Fernsehen war es, die Michael Kiesling auf die Idee brachte, ein Sanssouci-Spiel zu konzipieren. Der Film und ein paar Bilder von Potsdams berühmtem Schloss im Internet reichten dem Spiele-Erfinder aus Bremen: Er dachte sich ein Legespiel aus, benannte es nach dem berühmten Potsdamer Schlosspark und überzeugte damit den Ravensburger-Verlag. Der Verlag gestaltete das Spiel und brachte es 2013 auf den Markt. Höchste Zeit also, es einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.

Besonders fetzig kommt die Spielschachtel zunächst nicht daher – zwei sorgsam zurechtgemachte Adlige stehen im Vordergrund und lächeln den Betrachter feinsinnig an. Doch was da im Hintergrund auftaucht, lässt die Herzen echter Potsdam-Fans höher schlagen: Schloss Sanssouci mit den weltweit bekannten Weinbergterrassen ist eindeutig zu erkennen.

Allerdings spielt bei „Sanssouci“ nicht das Schloss an sich die Hauptrolle, sondern der dazugehörige Garten – so lautet auch der Untertitel des Spiels: „Wer legt den prächtigsten Garten an?“. Die aufwendig gestalteten Grünanlagen rund um das Schloss waren es auch, die den 58-jährigen Autor Kiesling so faszinierten. „Als ich das im Fernsehen gesehen habe, kam mir die Idee, mal ein Spiel mit Gärten zu machen“, sagt er den PNN. Oft laufe es mit dem Spiele-Erfinden andersherum: Zuerst habe der Autor einen gewissen Mechanismus im Kopf, wie es unter Spiele-Erfindern heißt, und erst dann denkt er sich ein Thema dazu aus. Kiesling kennt sich aus: Vor allem in Zusammenarbeit mit dem Spiele-Autor Wolfgang Kramer hat er schon zahlreiche Spiele erfunden – zum Beispiel „Verflixxt!“ oder „Tikal“.

Doch bei dem „Sanssouci“-Spiel hatte Kiesling – der in diesem Fall der alleinige Autor ist – erst die Idee, und dachte sich dann den Mechanismus aus. Heraus kam ein Legespiel – entfernt verwandt vielleicht zu bekannten Spielen wie „Carcassonne“. Die Spieler schlüpfen bei „Sanssouci“ in die Rolle eines Gärtners und müssen für ihre neun Figuren („Adlige“) einen möglichst gut durchdachten Weg bauen. Doch die Gartenplättchen oder Wegekarten dürfen nicht wild auf dem eigenen Spielplan ausgelegt werden, das jeweilige Motiv muss passen. So darf der Rosenbogen nicht einfach auf einem Weinstock- Feld landen, das Labyrinth nicht auf dem Brunnen.

Jeder Spieler muss sein eigenes Wegesystem durch seinen eigenen Garten legen – die Interaktion mit den Mitspielern ist also eher gering. Strategie ist aber sehr wohl gefragt: Denn nicht immer führt der gerade Weg zum Ziel beziehungsweise den meisten Siegpunkten, die Adligen können auch über Umwege nach vorne kommen. Und auch die Handkarten, die die jeweiligen Motive bestimmen, können geschickt zum eigenen Vorteil genutzt werden.

Etwa eine halbe Stunde dauert es, bis sich halbwegs geübte Spieler in das Regelwerk eingefunden und all die Karten ausgestanzt beziehungsweise sortiert haben. Doch einmal durchschaut, sind die Regeln schnell verinnerlicht. Eine gute halbe Stunde dauert dann auch eine Runde „Sanssouci“ zu zweit. Bis zu vier Spieler können höchstens mitmachen, mindestens acht Jahre alt sollten sie laut Ravensburger sein.

Kultstatus-verdächtig wie etwa die „Die Siedler von Catan“ ist „Sanssouci“ vielleicht nicht gerade. Aber es ist gut durchdacht und macht Spaß. Auch Kiesling selbst meint, dass „Sanssouci“ eher eine bestimmte Klientel anspricht, eben weil die Schachtel nicht „peppig-lustig“ aufgemacht sei. „Der perfekte Spieler ist jemand, der ab und zu spielt, ein Gelegenheitsspieler“, meint er. Die Verkaufszahlen seien bislang „normal“, meint Kiesling, ohne ins Detail zu gehen. Immerhin hat es „Sanssouci“ im vergangenen Jahr auf die Empfehlungsliste für das Spiel des Jahres geschafft – zweifelsohne eine Auszeichnung. Angewiesen ist Kiesling auf den Erlös aber nicht – er erfindet Spiele nur nebenbei. Hauptberuflich leitet der Spiele-Erfinder in Bremen eine Softwarefirma.

Mit der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, die für den Schlossgarten von Sanssouci zuständig ist, haben übrigens weder Kiesling noch der Verlag zusammengearbeitet. Allerdings wird das Spiel im Museumsshop angeboten – und dort werden nach Angaben der Stiftung etwa 100 Stück jährlich verkauft. Ein passendes Potsdam-Souvenir ist „Sanssouci“ auf jeden Fall, zumal auch die Spielanleitung nicht nur auf Deutsch, sondern auch auf Englisch und Französisch beigelegt ist. Doch auch für Potsdamer Schloss- und Gartenfans ist „Sanssouci“ eine Geschenkidee. Zumindest für solche, die gerne spielen.

Das Spiel „Sanssouci“ ist bei Ravensburger erschienen und kostet im Museumsshop der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten 29,95 Euro.

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