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Landeshauptstadt: Spielerisch schlauer werden

Neues Konzept zur Aktivierung der Hirntätigkeit bei Kindern beendet Testphase

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Neues Konzept zur Aktivierung der Hirntätigkeit bei Kindern beendet Testphase Von Holger Dirks Drewitz – Philipp malt mit zwei Stiften gleichzeitig - einen links, einen rechts in der Hand - sehr routiniert einen Tannenbaum wie aus dem Bilderbuch auf das Papier. Leon zieht gekonnt sein linkes Bein an und berührt es mit dem rechten Ellenbogen. Beide Jungen kennen die Übungen zur Förderung von Motorik und Kognition genau. Drei Jahre lang haben díe beiden zusammen mit rund 130 weiteren Kindern aus drei Kindertagesstätten in Drewitz am Programm „Pfiffikus durch Bewegungsfluss“ teilgenommen, dass gestern offiziell beendet wurde. In Zukunft wird „Pfiffikus“ Teil des Weiterbildungsprogramms für Erzieherinnen in Brandenburg sein. Das von der Universität Potsdam konzipierte und von der AOK unterstützte Programm regt die Bildung von zusätzlichen Nervenverknüpfungen im Gehirn an. „Denn“, so Projektleiterin Jana Herrmann, „Intelligenz setzt sich aus neun verschiedenen Komponenten zusammen: Je mehr Komponenten ich anspreche, umso mehr vergrößert sich die Nervenstruktur im Gehirn.“ Allgemein werde davon ausgegangen, dass 50 Prozent der Gehirnmasse durch Sinneswahrnehmung und Steuerung der Gestik und Mimik beansprucht würden. Da die menschliche Hirnstruktur lediglich bis zum 11. Lebensjahr formbar sei, müsse ein entsprechendes Förderprogramm nicht nur gezielt Sinneswahrnehmungen fördern, sondern möglichst im Kita-Alter beginnen, so Herrmann. Drei Jahre lang mussten die Kinder beispielsweise in einer rund halbstündigen Morgenrunde Wochentag und Datum des Tages bestimmen oder eine Gleichgewichts- beziehungsweise Feinmotorikübung absolvieren. Zusätzlich wurden über den Tag verteilt weitere Stationen wie beidseitiges Arbeiten, Überkreuzbewegungen oder Zungentraining eingebaut. So putzten sich die Kinder beispielsweise auf einem Bein die Zähne und summten dazu noch eine Melodie. Hermann: „Nur so ist die bestmögliche Vernetzung gewährleistet, denn zeitgleich werden mehrere Sinne beansprucht.“ Zum besseren Verständnis bekamen die einzelnen Übungen prägnante Namen wie „Affe“ (einbeiniges Stehen) oder „Tiger“ (Strecken von je einem Arm und Bein). Bei der Übung „Fuß“ mussten die Kinder im Sitzen mit ausgestreckten Beinen Bälle und Tücher greifen und hochhalten. „Nur so können die im modernen Zeitalter verkümmerten Rezeptoren an den Fußsohlen stimuliert und aktiviert werden.“, erklärt die Projektleiterin. Außerdem wurde Wert auf Fingerfertigkeit gelegt, da entsprechende Übungen ähnlich viel Gehirnmasse wie eine Kniebeuge beanspruchen. Mit den bisherigen Ergebnissen des Programms - die Auswertungen laufen noch - sind die Wissenschaftler sehr zufrieden. „Im Vergleich zu den Eingangstests haben sich die motorischen Fähigkeiten der Teilnehmer deutlich verbessert“, sagte Herrmann. Die Wissenschaftler planen jetzt, das Pfiffikus-Programm auch auf die Grundschule auszuweiten.

Holger Dirks

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