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Landeshauptstadt: Spielplatz hinter Gittern

Wettbewerb „Trübes Wetter in Potsdam?“: Jugendliche machten Bilder von Schmuddelecken der Stadt

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Das Foto zeigt eine Gemeinheit: Die verrostete Klinke einer Tür im Maschendrahtzaun verwehrt den Weg zum schön gestalteten Spielplatz dahinter. Dass das Bild zusätzlich aus der Perspektive eines kleinen Kindes aufgenommen worden ist, macht es noch authentischer. Die 19-jährige Stefanie Becker hat es gemacht und damit den Fotowettbewerb „Trübes Wetter in Potsdam?“ gewonnen.

Bei dem Wettbewerb waren Potsdamer Jugendliche zwischen 13 und 22 Jahren aufgerufen, mit ihrem Fotoapparat möglichst anspruchsvolle Bilder von solchen Orten in der Stadt zu knipsen, die die andere Seite der historisch wertvollen Landeshauptstadt zeigen sollen: Mit hässlichen Graffitilogos beschmierte Bushäuschen, mit Hundekot besudelte Wiesen. Veranstalter war die Redaktion des Potsdamer Kinder- und Jugendbüros, die Gewinner suchten eine Jury und mehrere Jugendliche aus. Als Preise winkten Photoshop-Softwarepakete – teure Computerprogramme, mit denen sich digitale Fotos bearbeiten lassen. Preisverleihung war am vergangenen Samstag.

Stefanie hat ihr Motiv bei einem Rundgang für den Wettbewerb in ihrem Wohngebiet Am Schlaatz entdeckt. Anfang des Jahres war das. „Die Suche hat nicht lang gedauert“, sagt sie. Allerdings habe sie die Perspektive sehr bewusst gewählt. Denn der gut ausgestattete Spielplatz sei Teil einer Kita. „Trotzdem: Für Kinder, die dort nicht angemeldet sind, ist der Zaun äußerst abschreckend“, sagt Stefanie. Generell fühlt sie sich allerdings wohl in Potsdam. „Mir ist nur aufgefallen, dass es eben viele kleine Sachen gibt, gerade in Hinterhöfen, die scheinbar nicht repariert werden, wenn sie einmal kaputt sind.“

Anders ist Daniel Budnick an die Aufgaben des Wettbewerbs herangegangen. Er hat mit Abstand die meisten Motive eingesandt. „Da mein Hobby das Fotografieren ist und ich gelegentlich damit mein Geld verdiene, hatte ich schon viele Bilder zur Auswahl.“ Doch das Ziel des Wettbewerbs, möglichst Schmuddelecken von Potsdam zu zeigen, fand der 20-jährige Student nicht wirklich einfach. „Sicherlich gibt es viele Ecken, die in Potsdam noch deutlich an vergangene Tage erinnern, aber das ist eigentlich gar nicht so schlecht: Denn auch Vergangenheit sollte bewahrt werden.“ So konzentrierte sich Daniel vor allem auf Wetteraufnahmen. Sein Hauptbeitrag zeigt ein altes Fabrikgebäude an der Bahnstrecke zwischen Rehbrücke und Medienstadt Babelsberg – in seiner grauen Hässlichkeit eingetaucht in goldenes Sonnenlicht. Doch einen Preis hat er dafür nicht bekommen: „Enttäuscht bin ich nicht, ich nehme ja noch an anderen Fotowettbewerben teil.“

Auch Jüngere als Daniel haben sich an dem Wettbewerb beteiligt: So hat der Kinderclub Einstein-Kids in der Kategorie der bis Zwölfjährigen eine Collage angefertigt: Kinder vor wild angesprühten Betonwänden oder neben einem großen Ausschnitt mit einem braunen Hundehaufen.

Nicht jeder der Teilnehmer möchte später einmal als Fotograf arbeiten. Stefanie Becker zum Beispiel möchte zwar etwas in Richtung „Medien und Journalismus“ studieren, was genau, das lässt sie sich jedoch noch offen. Denn zurzeit hat sie andere Sachen zu tun: Seit Montag absolviert sie ein Freiwilligen-Jahr in Frankreich. Deswegen hat der Software-Preis für ihr Spielplatz-Bild für sie vorerst keinen Nutzen. Das soll sich erst nach Frankreich ändern. „Eigentlich kenne ich mich mit Bildbearbeitung nicht sonderlich gut aus – aber wenn ich wiederkomme, werde ich sicher alle meine Fotos damit hübscher machen oder einfach herumexperimentieren.“ An ihrem Gewinnerfoto muss sie allerdings nichts mehr verbessern. Henri Kramer

Alle Bilder sind im Internet unter www.kijuredaktion-potsdam.de zu finden.

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