Landeshauptstadt: Spielt Stiftungsrat auf Zeit?
Tag der Entscheidungen über Personalabbau und Parkeintritt verschoben
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Tag der Entscheidungen über Personalabbau und Parkeintritt verschoben Am Montag sollte der Stiftungsrat der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten zu einer Sitzung zusammen treten, deren Tagesordnung solch brisante Punkte wie Personalausgliederung und Parkeintritt enthielt. Doch die seit Monaten für den 20. Dezember festgelegte Sitzung wurde kurzfristig abgesagt (PNN berichteten). Ein neuer Termin steht noch nicht fest. Angeblich ist es Kulturministerin Johanna Wanka als Vorsitzende nicht gelungen, die im Stiftungsrat vertretenen Politiker aus Brandenburg und Berlin für diesen Tag an einen Tisch zu bekommen. Doch die Absage hat wohl andere Hintergründe. Offensichtlich will der Stiftungsrat Zeit gewinnen, um die unpopulären Maßnahmen geschickter vorzubereiten. Von den im Januar 2004 durch die Stiftung verabschiedeten sechs „strategischen Zielen“ stehen drei auf der Kippe: der Erhalt der Substanz der Weltkulturerbestätten und Sammlungen, die verbesserte Besucherbetreuung und die Mitarbeiterzufriedenheit. Von der Ausgliederung sind rund 140 der 504 Mitarbeiter betroffen, Schlossführer, Parkwächter, Kassenkräfte und Putzfrauen. Der Personalrat hatte klar gestellt, dass er für sie den „Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen und tarifliche Bindung auch nach etwaigen Betriebsübergang“ fordert. Damit kann er von den sechs Modellen der Ausgliederung nur eine Beteiligungsgesellschaft akzeptieren, in der die Stiftung die Mehrheit hält. Die Verhandlungen darüber wollte der Personalrat unmittelbar nach der Stiftungsratssitzung beginnen, um die verbreitete Unsicherheit zu beenden. Die Terminverschiebung ist nicht geeignet, die Missstimmung abzubauen, die übrigens angesichts zahlreicher Umsetzungen und Kompetenzänderungen nicht nur unter den von der Ausgliederung bedrohten Mitarbeitern vorherrscht. Eine Befragung soll gegenüber anderen Darstellungen nun doch ergeben haben, dass 80 Prozent der Besucher einen Parkeintritt nicht prinzipiell ablehnen, aber auf moderaten Preisen bestehen. In dieser Frage gehen die Meinungen im Stiftungsrat offensichtlich weit auseinander. In der Stiftung selbst geht man davon aus, dass in Potsdam allenfalls für Sanssouci Eintritt erhoben werden könnte, und dies nicht vor 2006. Auf der Stelle treten auch die Pläne, an der Historischen Mühle und am Neuen Palais moderne Besucherzentren einzurichten. Ihr Bau sei von der Stiftung nicht bezahlbar, erklärte Baudirektor Dr. Alfons Schmidt gegenüber den PNN. Man müsse andere Formen der Finanzierung gemeinsam mit der Privatwirtschaft suchen. Eine grundlegend verbesserte Besucherbetreuung dürfte also eher Zukunftsmusik sein. Welche Defizite die Stiftung auf diesem Gebiet hat, macht der Verkauf der Schlössernacht-Karten 2005 deutlich. Sie wurden innerhalb weniger Stunden zu einem erheblichen Teil von Spekulanten erworben, die das 28 Euro teure Billett jetzt im Internet für 70 Euro und mehr anbieten – auf Wunsch auch 100 Stück. Die Hauptaufgabe der Stiftung, der Erhalt der Bau- und Gartendenkmale des Weltkulturerbes, hätte auf der Stiftungsratssitzung eine wichtige Rolle gespielt, allerdings ohne Aussicht auf eine Erhöhung der Zuwendungen. Zunehmend wird deutlich, dass nur massive Finanzhilfe des Bundes das Problem lösen kann. Den jährlichen Investitionen von 20 Millionen Euro steht allein fürs Neue Palais ein Sanierungs- und Restaurierungsbedarf von 140 Millionen gegenüber.
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