Sport: Spiritus Rector
Paul Kröpelin und das Hoch der WSG Waldstadt
Stand:
Es ist fast schon müßig geworden, die beachtliche sportliche Qualität der WSG Waldstadt zu loben. Jeder, der sich in Potsdam für Volleyball interessiert, tut dies derzeit. Der Verein steht zur Weihnachtspause in der Regionalliga Nordost der Männer glänzend da, hat sich 14:8 Punkte erspielt und ist Tabellendritter. Besucher einer der drei wöchentlichen Trainingseinheiten gelangen schnell zu der Erkenntnis, dass hier eine spezielle Mischung zwischen Gelassenheit und Ehrgeiz zur wesentlichen Komponente des Emporkommens wurde.
Volleyball ist zwar ein Mannschaftssport, in dem die individuellen Vorzüge des Einzelnen im Normalfall mehr noch als im Fußball oder Handball in den Hintergrund treten. Im Fall der Waldstädter ist es jedoch so, dass das Kommen eines Individualisten dem gesamten Team noch einmal einen enormen Schub gegeben hat. Die Rede ist von Paul Kröpelin, der als Außenangreifer im Schnellverfahren zum Spiritus Rector der Potsdamer geworden ist. Kröpelin ist erst 19, wirkt jedoch in jeder Hinsicht reifer.
Der 1,89 m große Student für Sport und Germanistik an der Uni Potsdam sieht sich selbst ganz klar als Bestandteil des Ganzen. Und so kommt es nicht von ungefähr, dass er in der Wir-Form spricht, wenn er die Hinrunde bewertet: „Wir sind natürlich alle froh, dass wir Dritter sind. Jeder von uns weiß andererseits, dass erst Halbzeit ist und wir am Drücker bleiben müssen.“ Seinen auch dem weniger Fachkundigen ins Auge stechenden persönlichen Beitrag am sportlichen Aufschwung der Waldstadt-Männer explizit herausgestellt zu sehen, ist ihm dann auch fast peinlich. „Volleyball ist keine One-Man-Show“, befindet er und fügt an, dass sich zum Beispiel auch Jakob Violet, Jörn Freiwald oder Christian Burkhardt enorm verbessert haben.
Paul Kröpelin ist in der Regionalliga Nordost mittlerweile trotz seiner Jugend eine Autorität. In der Vorsaison wurde er durch einen Meldefehler zum „Verursacher“ des mit dem späteren Regionalliga-Abstieg des TKC Wriezen einher gehenden Abzuges von acht Punkten. Dies ist längst Vergangenheit. Potsdam wurde für Kröpelin zur neuen Heimat: „Ich bin begeistert von der Stadt.“ Der gebürtige Mecklenburger entdeckt sie Stück für Stück, ist er doch im Alltag zeitlich ziemlich eingespannt.
Was Kröpelin sportlich zu bieten hat, war erst vor zwei Wochen im Lokalderby gegen den USV Potsdam zu sehen. Sein Auftreten, seine Körpersprache hatte insbesondere im spannenden dritten Satz etwas Ostentatives. Die Routiniers des Stadtnachbarn waren beeindruckt von so viel „Frechheit“. Sie fanden später kein taktisches Gegenmittel mehr und verloren 2:3.
Christoph Jahn, Kröpelins Trainer, urteilt naturgemäß distanzierter: „Paul ist ein mannschaftsdienlicher Spieler, der von sich selbst sehr viel verlangt und Sicherheit gibt. Noch fehlt es ihm ein wenig an Kontinuität. Er ist jedoch keiner, der zu mir kommt und fragt, ob er denn nun den Aufschlag scharf und mit Risiko oder doch lieber auf Nummer Sicher ins Spiel bringen soll. Das ist gut so“, sagt er und fügt an, dass er von ihm für die kommenden Jahre einiges erwartet.
Für die am Mittwoch dieser Woche stattgefundene Weihnachtsfeier gab der Trainer seinen Spielern eine Hausaufgabe auf. Jeder sollte jetzt, wo der Klassenerhalt praktisch gesichert ist, einmal ein neues Saisonziel benennen. Heraus kam, dass die WSG nun auch am Saisonende im oberen Drittel der Tabelle einkommen will.
Einstweilen ist Ruhe. Paul Kröpelin verbringt das Weihnachtsfest gemeinsam mit seinen Eltern und Freundin Sarah auf dem Darß. Dort spielt er im Sommer auf Sand. In Prerow lernten sich Kröpelin und Jahn schon vor Jahren kennen. Gespannt sein darf man, wohin sich die im vergangenen Sommer relativ spontan zustande gekommene Zusammenarbeit bei der WSG Waldstadt noch entwickelt.
Thomas Gantz
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: