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Landeshauptstadt: Spitze Zwischenrufe und präsidiale Art

Ehrung für langjährige Stadtpolitiker Rolf Kutzmutz und Ute Bankwitz

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Es war ein Abschied im Blauen Salon des Stadthauses, bei dem vor allem zwei Gesichter strahlten: die von Ute Bankwitz (Bürgerbündnis) und Rolf Kutzmutz (Linke). Beide gehören zu den vier Stadtverordneten, die seit 1990 im Potsdamer Parlament über die Geschicke der Stadt entschieden hatten. Für ihr jahrzehntelanges Engagement dankten Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) und der Vorsitzende der Stadtverordnetenversammlung, Peter Schüler (Grüne), am Mittwochabend mit einem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt. Bankwitz und Kutzmutz freuten sich nicht nur über die verdiente Ehrung, sie bekannten, dass vor allem die Freude über das Mehr an Freizeit den Abschied aus der Lokalpolitik versüße. Bei den Gästen der Feierstunde – Vertreter aller Fraktionen sowie aus der Stadtverwaltung – überwog die Trauer, dass zwei gestandene, erfahrene und menschlich überzeugende Politiker künftig nicht mehr in der Stadtverordnetenversammlung aktiv sind.

Fast ein Vierteljahrhundert prägten beide die Geschicke der Stadt mit. Kutzmutz stand 1993 sogar kurz davor, Oberbürgermeister zu werden und unterlag nur knapp in der Stichwahl. Mit der jüngsten Kommunalwahl vor anderthalb Wochen sind die „Lokalpolitik-Dinos“ von Potsdam gemeinsam mit den ebenso langjährigen Stadtverordneten Hannelore Knoblich (SPD) und Peter Lehmann (CDU) aus der aktiven Politik ausgeschieden. Knoblich wurde nach der Kommunalwahl zur Ehrenvorsitzenden ihrer Fraktion ernannt, die gleiche Ehrenposition erhielt der noch aktive CDU-Stadtpolitiker Horst Heinzel bei seiner Partei.

Ute Bankwitz durfte sich sogar schon zum zweiten Mal ins Goldene Buch der Stadt eintragen. Schon einmal erhielt sie die Ehrung für ihre Verdienste in der Potsdamer Wendezeit. Damals startete sie als aktive Mitstreiterin im Neuen Forum und gehörte nach der friedlichen Revolution zum ersten frei gewählten Stadtparlament, trug den Titel Stadträtin und Bürgermeisterin. Peter Schüler erklärte in seiner Danksagung an Bankwitz: „Für mich war sie die Konstante in dem sich ja durchaus gewandelten Bürgerbündnis.“ Besonders beeindruckt habe Schüler, dass sich die Lokalpolitikerin „nie ein X für ein U hat vormachen lassen“, stets kritisch und bohrend Sachverhalte hinterfragt habe. „Und auch, wenn ich als Vorsitzender öfter mal Leidtragender war, mochte ich die spitzen, nicht selten humorvollen Zwischenrufe von ihr“, bekannte Schüler.

Um Kutzmutz’ Laudatio, der ebenso wie Bankwitz seit 1990 die Geschicke von Potsdam mitentschieden hat, soll es sogar Streit in der städtischen Führungsspitze zwischen OB Jakobs und Baudezernent Matthias Klipp (Grüne) gegeben haben. Letzterer setzte sich durch und würdigte die „ruhige, fast präsidiale“ Art des Linken-Politikers, über Sachverhalte zu diskutieren. Vor allem im oft sehr debattierfreudigen Bauausschuss, dessen Vorsitzender Kutzmutz über Jahre war, wirkte er mit seiner Ruhe, Kraft und Ausstrahlung. „Ich vermisse Sie schon heute und kann mir immer noch nicht vorstellen, wer Sie ersetzen kann“, bekannte Klipp. In der Tat wurde Kutzmutz über Parteigrenzen hinweg geschätzt als besonnener, an der Sache orientierter Politiker. Er habe sich immer bemüht, im Gegenüber einen Menschen zu sehen, der eine Meinung hat und für diese einsteht, mit der ich mich auseinanderzusetzen habe, umschrieb Kutzmutz seine Maxime. Und er gab Verwaltung und Politik den Wunsch an die Hand: „In der Sekunde, wenn man recht haben will oder meint, recht zu haben, sollte man kurz in sich gehen und sich selbst fragen, dient mein Anliegen wirklich der Stadt oder nur der Nennung des eigenen Namens.“ Kay Grimmer

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