zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Sportler-Eltern und Ehrenamtler sollen Parkgebühren zahlen Der Luftschiffhafen bekommt ein kostenpflichtiges Parkhaus – Nutzer des Geländes sind verärgert

Potsdam-West - Sportler und Trainer am Luftschiffhafen sind verärgert: Sämtliche kostenlose Parkplätze auf dem Gelände sollen ab Sommer wegfallen. Stattdessen öffnet ab 1.

Stand:

Potsdam-West - Sportler und Trainer am Luftschiffhafen sind verärgert: Sämtliche kostenlose Parkplätze auf dem Gelände sollen ab Sommer wegfallen. Stattdessen öffnet ab 1. August ein neues Parkhaus mit rund 200 Stellplätzen – die Gebühren kosten. Die städtische Betreibergesellschaft, die Luftschiffhafen (LSH) GmbH, verteidigt die Pläne gegen Kritik – kann sich aber Nachbesserungen im Detail vorstellen.

Das Parkhaus wird derzeit an der Hauptzufahrt zu dem Gelände errichtet, auf dem unter anderem der Potsdamer Olympiastützpunkt und Vereine wie Turbine Potsdam ihren Sitz haben. Hunderte Breiten- und Spitzensportler trainieren dort täglich. Wer mit dem Auto anreist, soll künftig als Kurzparker in der ersten Stunde einen Euro zahlen, jede weitere Stunde kostet 1,50 Euro – maximal sind sieben Euro pro Tag fällig. Das bestätigte ein Sprecher des Parkhausbetreibers Apcoa, einer der größten Parkraumbewirtschafter Europas, den PNN. Regelmäßige Nutzer des Areals können nach Angaben der LSH alternativ Dauerstellplätze für monatlich 65 Euro plus Mehrwertsteuer erwerben.

Über die Konditionen informierte die LSH die Vereine auf dem Gelände am vergangenen Dienstagabend. Daran nahm auch Stützpunkttrainer Jörg Hoffmann vom Schwimmverein Potsdam teil. Den PNN sagte er am Mittwoch, der aus seiner Sicht überraschende Wegfall der freien Parkplätze sei für die Sportler in mehrfacher Hinsicht eine katastrophale Entscheidung: „Die Jahreskosten für das Parkhaus entsprechen einer Trainingslagerfinanzierung.“ Die Lage des Parkhauses führe zu einer Ausweitung der Wegezeiten von rund einer Stunde pro Tag: „Das kann nur mit der Kürzung der Trainingszeiten kompensiert werden.“ Hoffmann erinnerte daran, dass die Stadt zum Beispiel über Bundesmittel vom Spitzensport am Luftschiffhafen profitiere.

Auch beim Stadtsportbund sorgt man sich. Schon vor zwei Wochen erklärte Geschäftsführerin Anne Pichler den PNN, sie rechne mit Problemen für ehrenamtlich Aktive, die kurzzeitig auf dem Gelände tätig sind, oder Eltern, die teils täglich ihre Kinder bringen und abholen. Am Mittwoch sagte Stadtsportbundpräsident Lutz Henrich auf Nachfrage, dass man bei der fälligen Parkgebühr differenzieren müsse. „Ehrenamtliche Übungsleiter, die unentgeltlich arbeiten, dürfen dadurch nicht belastet werden“, forderte Henrich.

Bei der LSH beruft man sich auf den 2009 erarbeiteten Masterplan zur Entwicklung des Geländes. Schon damals sei klar gewesen, dass für das Gelände ein Parkhaus benötigt würde, sagte LSH-Chef Andreas Klemund. Die Pläne seien danach auch vom Luftschiffhafen-Beirat mit Sportlern und Politikern und in allen Aufsichtsgremien akzeptiert worden – eine Darstellung, die auch Rathaussprecherin Christine Weber bestätigt. Der Bau wird nun von der LSH-Mutterfirma, der städtischen Bauholding Pro Potsdam, errichtet – und da die Stadt keine Mittel dafür bereitstelle, sei mit der Apcoa ein kommerzieller Partner zur Refinanzierung der Kosten gefunden worden. Mit dem Wegfallen der vielen wilden Parkflächen auf dem Gelände werde sich auch die Aufenthaltsqualität verbessern, sagte Klemund. Ausnahmeregelungen werde es nur für Dienstfahrzeuge und etwa Vereinsbusse geben. Auch die Lehrer der Sportschule würden bereits auf einem separaten Parkplatz für ihre Stellplätze zahlen müssen. Ohnehin verweist Klemund auf die günstige Anbindung des Luftschiffhafens an den öffentlichen Nahverkehr. Pro-Potsdam-Chef Horst Müller-Zinsius sagte: „Ich kann mir schlecht vorstellen, dass ausgerechnet unsere Leistungssportler nicht in der Lage sind, die wenigen Meter vom Parkhaus bis zu ihren Trainingsstätten zu laufen.“

Dennoch könnten – nach ersten Unmutsäußerungen von Nutzern – noch mehr Ausnahmeregelungen kommen. So wolle man mit Parkhausbetreiber Apcoa noch über ein kostenloses Kurzparken für etwa die Eltern von jungen Sportlern verhandeln, sagte ein LSH-Sprecher am Mittwoch. Auch Stadtsprecherin Weber sagte, denkbar wäre „eine Flexibilisierung der Preisgestaltung“. Dazu habe Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) bereits Gespräche angekündigt. „So undifferenziert kann die Gebührenordnung nicht bleiben“, sagte er den PNN am Mittwoch.

Übrigens: Die jetzt provisorische Parkfläche des Areals an der Villa Carlshagen wird ab 2016 eine Baustelle. Das Land Brandenburg wird dort bis 2018 für 7,85 Millionen Euro den Neubau einer Geräteturnhalle für die Sportwissenschaftler der Universität Potsdam errichten. (mit pek)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })