
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Sportlich sinnvoll, aber zu teuer
Fachbereich Sport gegen Übernahme des „Karli“ durch die Stadt oder kommunale Unternehmen
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Babelsberg – Das Fazit ist eindeutig: Das wird zu teuer. Der Fachbereich Bildung und Sport im Rathaus warnt davor, dass die Stadt oder eines ihrer Unternehmen künftig erneut das Karl-Liebknecht-Stadion betreibt. In einer neuen Mitteilung des Bereichs an die Stadtverordneten heißt es, es sei zwar „sportfachlich sinnvoll“, wenn der mit dem Fußballverein SV Babelsberg 03 abgeschlossene Erbbaupachtvertrag zum Betrieb des „Karlis“ aufgelöst würde und ein städtisches Unternehmen das Stadion übernimmt. Gleichwohl sei ein solcher Schritt wegen der „wirtschaftlichen Auswirkungen“ auf die Stadt und ihren Haushalt „nicht ratsam“.
So habe der Verein das seit zehn Jahren bestehende Erbbaurecht für das Stadion mit Verbindlichkeiten in Höhe von 830 000 Euro belastet, erklärt der Sport- Fachbereich. Sollte nun die Stadt Potsdam das Stadion wieder übernehmen, kämen die Altschulden samt nötigen Zins- und Tilgungszahlungen möglicherweise mit dazu.
Zudem würden laut dem Fachbereich jährliche Kosten von mindestens 250 000 Euro für die Bewirtschaftung des Areals anfallen, die bisher der SV Babelsberg ausgibt – Tendenz steigend. Denn in diesem Jahr würden die Kosten für den Unterhalt des „Karlis“ noch wachsen, heißt es in dem Papier – die im vergangenen Jahr beendete Sanierung des Stadions sei dafür der Hauptgrund. So gibt es im Stadion nun neue Duschmöglichkeiten, auch zusätzliche Büroräume wurden gebaut. „Bei der Planung der Sanierung konnten diese zusätzlichen Kosten nicht abgeschätzt werden“, heißt es vom Fachbereich. Um die Höhe dieser Kosten zu prüfen, sei ein externer Sachverständiger eingesetzt worden – die Aios-Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in Berlin, die in Potsdam bereits Betriebkosten von Kitas untersucht hat.
Die drohenden Mehrkosten können aus Sicht des Sport-Fachbereichs die möglichen Vorteile einer Übernahme des Stadions durch die Stadt nicht aufwiegen. Dabei werden gleich mehrere positive Seiten genannt. Vor allem seien städtische Partner „zuverlässig“ beim Abarbeiten von Bewirtschaftungsaufgaben. Beim SV Babelsberg sei hingegen zu befürchten, dass bei finanziellen Entscheidungen vor allem sportliche Aspekte bedacht würden statt der Betrieb des Stadions. Dies würde sich „nachteilig“ auf die Situation der Sportanlage auswirken. Überhaupt stelle sich die Frage, ob der SV Babelsberg mit dem Stadionbetrieb „überfordert“ sei, erklärt der Fachbereich. Dagegen könnten städtische Partner mit ihrer Erfahrung bei vergleichbaren Dienstleistungen für höhere Kostentransparenz und mehr Effizienz sorgen. Dennoch würden die Betriebskosten für die Stadt bei einer Übernahme des Stadions immer noch so hoch sein, dass „deutlich“ steigende Ausgaben drohen, warnt der Fachbereich Sport. Die Stadt unterstützt den SV Babelsberg schon jetzt mit rund 150 000 Euro pro Jahr.
Das Papier des Sport-Bereichs soll am morgigen Mittwoch im Hauptausschuss der Stadtverordneten diskutiert werden. Wie berichtet hatten die Stadtverordneten in dem Gremium beschlossen, dass untersucht werden soll, ob der SV Babelsberg weiter „Karli“-Betreiber sein sollte oder nicht. Hintergrund waren Nothilfen an die Fußballer im Gesamtwert von 1,1 Millionen Euro – so gegen die drohende Vereinsinsolvenz vor einem Jahr, zur Reparatur der Flutlichtanlage und kürzlich zum eiligen Kauf eines neuen Rasens für das „Karli“-Stadion, obwohl erst ein Jahr zuvor eine Grasdecke verlegt worden war.
Auch die Umstände dieses Rasentauschs hat der Fachbereich Sport in seinem Papier beleuchtet. Die „dominierende Ursache“ für den miserablen Zustand des Bodens sei vor allem der extrem frostige Winter ohne Schnee gewesen. Dem Verein habe ein hinzugezogener Rasenspezialist zudem bescheinigt, die Schnitthöhe beim Mähen zu gering eingestellt zu haben, so der Fachbereich. Auch habe es bei der Verlegung bereits Probleme gegeben. Der Verein habe die Vorwürfe fehlerhafter Pflege zwar bestritten – aber zumindest die allgemein hohe Belastung des Rasens als „großes Problem“ ausgemacht. Neben dem SV Babelsberg nutzen auch die Fußballerinnen von Turbine Potsdam das „Karli“ – derzeit kostenlos.
Auch darüber wird gestritten. Denn Turbine wehrt sich gegen Forderungen des SV Babelsberg, sich stärker an den Kosten für das „Karli“ zu beteiligen. Turbine argumentiert, dass Babelsberg das Stadion praktisch geschenkt worden sei und sich der Verein verbindlich dazu verpflichtet habe, die Fußballerinnen kostenlos spielen zu lassen. Auch sei Turbine an wichtigen Entscheidungen zum Stadion nie beteiligt worden – dennoch habe man sich freiwillig mit mehr als 100 000 Euro an diversen Arbeiten beteiligt, so der Verein. Der Fachbereich Sport erklärt zu dem Streit, in dem noch ausstehenden Gutachten der Aios-Wirtschaftsprüfer solle auch untersucht werden, welche Kosten die Fußballerinnen tatsächlich für den SVB verursachen.
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