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Landeshauptstadt: Sportschule erklärt sich

Brief des Schulleiters: Mehr Gewalt-Prävention

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Nach den Missbrauchsvorwürfen gegen zwei Elftklässler der Elite-Sportschule „Friedrich Ludwig Jahn“ hat sich der Schulleiter mit einem offenen Brief an die Eltern der 600 dort lernenden Schüler gewandt. In dem Schreiben kündigt Rüdiger Ziemer an, „verstärkt unterrichtliche und außerunterrichtliche Veranstaltungen zur Werteerziehung zu nutzen“. Dabei gehe es um „gegenseitige Akzeptanz“, die „Würde des Menschen und deren Unverletzlichkeit“ sowie den Umgang mit „Schwächeren“ und mit Schülern, „die anders sind“. Ziel sei die „Erzeugung von gegenseitigem Respekt von jüngeren und älteren Schülern“, erklärt Ziemer. „Nur als Gemeinschaft“ lasse sich an die „Erfolge anknüpfen, die das Lernen und Sporttreiben Ihrer Kinder auszeichnet“, appelliert der Direktor an die Eltern.

Zugleich versichert Ziemer, von dem vermuteteten Missbrauchsfall, wegen dem die Staatsanwaltschaft gegen die zwei 16-Jährigen ermittelt, erst am Freitag vor einer Woche erfahren zu haben – an dem Tag, als Anzeige wegen sexueller Nötigung gestellt wurde. „Kein anderes Mitglied meines Kollegiums hatte davon zu einem früheren Zeitpunkt Kenntnis“, so Ziemer. Wie berichtet hatten Mitarbeiter des Internats den Missbrauchsverdacht nicht unverzüglich der Justiz gemeldet, obwohl die mutmaßlichen Opfer, ein 13 und ein 14 Jahre alter Junge, sich nach der Tat Ende September mit Bitte um Hilfe an sie gewandt hatten. Inzwischen sind die Leiterin und drei Mitarbeiterinnen des Hauses suspendiert. Am Montag soll eine neue Interimsleitung ihre Arbeit im Heim aufnehmen. Ebenso suspendiert ist ein Handballtrainer, der mehrere Tage später von den Vorfällen unterrichtet wurde – und sie ebenso nicht gemeldet haben soll.

Ziemer beteuert, dass es an der Schule „kein Klima der Gewalt gegeben hat und gibt“. Gleichwohl gäbe es „Fälle von Gewalthandlungen, die nicht ans Tageslicht kommen, weil die Betroffenen sich niemandem anvertrauen“. Daher sollen beispielsweise Patenschaften zwischen den Sekundarstufen 1 und 2 gebildet und ein Sorgenbriefkasten eingerichtet werden. Ebenso verweist Ziemer auf eine neu eingerichtete Hotline für Betroffene. „Wir tun alles dafür, dass sich ein solcher Fall von Gewaltausübung nicht wiederholt“, so Ziemer. So war diese Woche auch ein Mobbing-Fall an der Schule bekannt geworden. Ehemalige Schüler und Lehrer berichteten außerdem, dass es im Wohnheim schon früher Fälle von gewalttätigem Mobbing gegeben habe. H. Kramer

H. Kramer

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