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Landeshauptstadt: Sportschule: Kampf um Plätze im Internat eskaliert

Eltern und Luftschiffhafen GmbH schalten Anwälte ein. Für Wohnheim-Neubau fehlen weiter 2,5 Millionen Euro

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Potsdam-West – Im Internat der Eliteschule des Sports „Friedrich Ludwig Jahn“ am Potsdamer Luftschiffhafen haben jetzt Anwälte das Wort: Teile der Elternschaft und der Wohnheim-Träger, die Luftschiffhafen Potsdam GmbH unter Führung von Andreas Klemund, haben sich derart zerstritten, dass beide Seiten Juristen eingeschaltet haben.

Ursache des Konflikts sind die Mietverträge, die Eltern mit der Luftschiffhafen GmbH – einer Tochter der kommunalen Pro Potsdam GmbH – abschließen, um ihre Kinder im Sportinternat unterzubringen. Seit dem laufenden Schuljahr werden die Verträge nur noch befristet geschlossen, da im Wohnheim akuter Platzmangel herrscht. In den Mietverträgen ist laut Rüdiger Ziemer, Leiter der Sportschule, zur Befristung ein Passus enthalten, der die Eltern verunsichere. Er betrifft alle Schüler ab der 11. Klasse. Danach ist der Mietvertrag an den sogenannten „Leistungsauftrag Sport“ gebunden. Wird einem Schüler dieser entzogen, weil Trainer entscheiden, dass eine Profikarriere nicht erfolgversprechend ist, muss der Schüler aus dem Wohnheim ausziehen. Das habe für rund 30 der 240 Schüler in der gymnasialen Oberstufe dazu geführt, dass sie in Wohngemeinschaften umziehen mussten, so Ziemer. Ein Schulwechsel komme kaum infrage, denn die meisten Sportschüler belegten für das Abitur den zweiten Leistungskurs im Fach Sport, der sonst nicht angeboten werde. Und jene Schüler, die das sogenannte additive Modell zur Erlangung der Hochschulreife gewählt haben, hätten sowieso keine Wahl: Sie müssten auf der Sportschule bleiben. Das Modellprojekt ermöglicht es den Sportlern, ihr Abitur „in Scheiben geschnitten“ abzulegen, statt vier oder fünf Prüfungen in drei Wochen bestehen zu müssen. Die Eltern dieser Schüler hätten nun Angst, dass ihre Kinder von einem zum anderen Tag vom Sport-Campus verschwinden müssten, so Ziemer.

Der Schulleiter warnt vor einer Zuspitzung des Konflikts. „Diesen Grad der Verunsicherung können wir uns nicht leisten.“ Wenn sich die „beiden Verbündeten dieser Schule richtig auseinanderdividieren, ist das Gift“. Diese Gefahr sieht man offenbar auch im Rathaus: Das Rechtsamt sei beauftragt, den Konflikt zu schlichten, so Stadtsprecher Jan Brunzlow. Außerdem vermittelten die zuständige Beigeordnete Iris Jana Magdowski (CDU) und die kommissarische Fachbereichsleiterin Petra Rademacher. Die Sachlage laut Verwaltung: Eltern hätten ihre Mietverträge nur unter Vorbehalt unterschrieben, die Luftschiffhafen GmbH habe dies nicht akzeptiert. Nachdem die Eltern Anwälte eingeschaltet hätten, habe auch die Luftschiffhafen GmbH dies getan. Eltern, die anonym bleiben wollen, beklagten dagegen, sämtliche Versuche, mit GmbH-Chef Klemund zu sprechen, seien abgewürgt worden. Wie viele Eltern betroffen sind, konnte die Verwaltung nicht sagen. Insgesamt lernen an der Sportschule rund 600 Schüler, seit ihrer Gründung vor 60 Jahren haben Absolventen 124 olympische Medaillen erkämpft. Verschärft wird der Konflikt um die Wohnheim-Mietverträge durch die Zitterpartie beim geplanten Bau eines zweiten Wohnheims mit 150 Plätzen. Wie Brandenburgs Ministerium für Bildung, Jugend und Sport (MBJS) am Dienstag bestätigte, kann der Neubau nicht wie von der Landeshauptstadt im März beantragt mit 2,5 Millionen Euro aus dem europäischen Fonds für regionale Entwicklung (Efre) gefördert werden. Nunmehr klafft in der Finanzierung des 7,2-Millionen- Euro-Projekts ein Loch. Die Stadt, die neben dem Bund (1,7 Millionen Euro) bereits drei Millionen Euro bezahlt, kann es nicht schließen. Bis Jahresende werde aber eine Lösung gefunden, so MBJS-Sprecher Stephan Breiding. Stadtsprecher Brunzlow versicherte, bis das neue Wohnheim eröffne, werde das Haus 38 – eine Baracke für 60 Schüler – nicht abgerissen. Ursprünglich war der Abriss Mitte 2013 geplant. Wenn das Haus 38 weiter stehen bleibt, verschärft sich die Platznot im Internat nicht weiter. Allerdings verzögern sich dann andere Vorhaben: So steht das Haus einer Turnerhalle, einem Parkhaus und einer Erschließungsstraße im Weg.

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