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Potsdam: Sportvereine müssen zittern

Die Potsdamer Transparenzkommission krempelt das Sponsoring kommunaler Unternehmen um: Die Vereine müssen sich darauf einstellen, nicht mehr wie bisher jedes Jahr erhebliche Summen aus den Sponsoringtöpfen der städtischen Konzerne zu erhalten.

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Potsdam - Dieser Vorschlag dürfte für Unmut unter Potsdamer Sportlern sorgen: Vereine wie der SV Babelsberg 03 oder der VfL Potsdam müssen sich darauf einstellen, nicht mehr wie bisher jedes Jahr erhebliche Summen aus den Sponsoringtöpfen der städtischen Konzerne zu erhalten. Das zeichnet sich als ein Ergebnis der Beratungen der Transparenzkommission ab, die sich am Donnerstagabend zur nunmehr elften Sitzung getroffen hat. Bekanntlich sollen die Mitglieder des Gremiums als Konsequenz aus der Stadtwerke-Affäre bis Anfang nächsten Jahres für das Stadtparlament Empfehlungen zu neuen Strukturen bei den kommunalen Unternehmen und deren Sponsoring-Praxis erarbeiten.

Wichtige Grundsätze dazu hat die Kommission am Donnerstagabend in stundenlanger Sitzung diskutiert und bei Dissens darüber abgestimmt. Werden die neuen Leitlinien Realität, krempeln sie die bisherige Förderpraxis radikal um. So soll Sponsoring in Zukunft nur noch eine ergänzende Finanzierung sein – es dürfen keine Abhängigkeiten entstehen. Eine Idee dazu: Sponsoring solle nur über eine „angemessen lange Dauer“ möglich sein, wie Kommissionschefin Elke Schaefer sagte. Im Klartext: Notfalls müssten die Vereine, die wie der chronisch klamme SV Babelsberg 03 kontinuierlich über Jahre hinweg Hunderttausende Euro erhielten (siehe Kasten), notfalls mindestens ein Jahr lang auch ohne Geld aus den Unternehmen auskommen, war sich eine Mehrheit des Transparenz-Gremiums einig. Grundsätzlich sollen künftig auch Bürgschaften der Unternehmen an Vereine nicht mehr möglich sein. Keine Mehrheit gab es für die Idee eines neuen Sponsoring-Beirats als weitere Kontrollinstanz – dazu gebe es mit Aufsichtsräten und den Ausschüssen der Stadtverordneten genügend andere Gremien, befand die Kommission. Wichtig sei zudem die inzwischen praktizierte Veröffentlichung aller Sponsoringleistungen der städtischen Betriebe, hieß es bei der Sitzung .

Deutlich wurde, dass die Meinungen in der Transparenzkommission zum Teil deutlich differieren. So kritisierte die dem SV Babelsberg 03 nahestehende Vertreterin von Die Andere, Anke Lehmann, vehement die vorgeschlagenen Einschränkungen in der Sponsoring-Praxis. Eine Befristung dürfe es nicht geben. Der Vorschlag der Anderen, dass die Potsdamer über eine Umfrage auf ihrer Stromrechnung beim Sponsoring mitbestimmen sollen, bekam keine Mehrheit. Linke-Vertreterin Siegrid Müller wiederum verwies auf aus ihrer Sicht wichtige Sponsoring-Leistungen wie die Hilfe für das Autonome Frauenzentrum, das in den vergangenen Jahren stets 10 000 Euro von der Stadtwerke-Tochter Energie und Wasser Potsdam erhalten hat. Über solche Leistungen will Peter Schüler (Grüne) aber lieber das Stadtparlament entscheiden lassen. Er forderte, die Stadtwerke sollten ihre Gewinne komplett an die Stadt abführen und Sponsoring nur noch in deutlich geringerem Maß als bisher betreiben. Über das ausgeschüttete Geld, für das allerdings Steuern bezahlt werden müsste, könnten die Stadtverordneten entscheiden. Auch diese Position fand aber ebenfalls Mehrheit – auch aus der Sorge heraus, dass das Geld dann statt für Förderung von Sport und Kultur einzig zur Haushaltskonsolidierung eingesetzt werden könnte.

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