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Links und rechts der Langen Brücke: Sprachgebrauch

Sabine Schicketanz hat im Hauptausschuss zugehört – und Worte vernommen, deren Gebrauch sich verbietet

Stand:

Verwaltungsdeutsch ist eine schwierige Sprache. Sie besteht vorzugsweise aus Endloswörtern, und Satzteile werden gern ohne Rücksicht auf den Lesenden zu unverständlichen Ketten aneinander gereiht. So weit, so misslich. Derweilen bedient sich das Verwaltungsdeutsch allerdings auch Worten, die auf dem Index stehen. Einem geschichtlichen Index, denn sie haben unweigerlich eine historische Mitbedeutung, ganz besonders in der deutschen Sprache. „Endlösung“ ist so ein Wort, und doch ist es beim jüngsten Hauptausschuss am vergangenen Mittwoch gleich mehrmals gefallen. Gemeint war eine endgültige Lösung für die Zukunft der Schwimmhalle am Brauhausberg. Sicher, sachlich gesehen handelt es sich dabei auch um eine „Endlösung“ – aber die Verwendung dieses Wortes wirkt in diesem Zusammenhang nicht nur deplatziert, sie sollte tatsächlich vermieden werden. Und noch ein weiteres Mal mussten sich die aufmerksamen Zuhörer im Hauptausschuss versichern, sich nicht verhört zu haben: Beim Thema Sicherheit in Potsdam wurde doch tatsächlich erklärt, dass die „alten, ausgedienten Revierpolizisten zur Endverwendung in den Wach- und Wechseldienst“ geschickt werden. Hier gehört sich weder das „ausgedient“ noch die „Endverwertung“. Denn Worte haben mehr als eine unmittelbare Bedeutung, sie spiegeln auch eine Geisteshaltung wider. Von einer „Endlösung“ zu sprechen, würde sich schon aus dieser heraus für viele Menschen von selbst verbieten. Gleiches gilt für die „Endverwertung“ einer „ausgedienten“ Arbeitskraft. Mag sein, dass die Polizeibeamten sich geradezu „endverwendet“ fühlen – doch wahrscheinlicher ist, dass in den Personalabteilungen ein solcher Sprachgebrauch nicht weiter außergewöhnlich ist. Geredet wird hier aber von Menschen, und nicht von purer „Arbeitskraft“. Was eine solche Wortwahl verbietet.

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