Landeshauptstadt: Sprachproblem zum Start der Schule
Jeder fünfte Potsdamer Schulanfänger betroffen
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Potsdams Schulanfänger leiden vor allem unter Sprachstörungen. Dies geht aus den Befunden der aktuellen Schuleingangsuntersuchung hervor, die den PNN vorliegen. Demnach haben 235 von 1286 Probleme beim Sprechen – knapp ein fünftel aller untersuchten Kinder. Damit hat sich der Trend aus den vergangenen Jahren fortgesetzt. Schon bei den Untersuchungen in den beiden Vorjahren hatten die Amtsärzte vor allem Sprachstörungen bei künftigen Erstklässlern diagnostiziert. Die Untersuchung muss kurz vor Beginn der Schulzeit durchgeführt werden und findet damit in Brandenburg im Alter von etwa sechs Jahren statt. Als häufigste Sprachstörungen gelten in Deutschland Fehler in Aussprache und Satzbau.
Ein anderes großes Problem für Schuleinsteiger sind schlechte Sehwerte: 203 Schulanfänger litten 2007 an Augenproblemen. Das sind rund 16 Prozent der eingeschulten Kinder. Ebenso häufig sind laut der Auswertung Hörfehler mit etwa neun Prozent der Kinder – und Hautkrankheiten, wegen denen rund sieben Prozent der Schulanfänger behandelt werden müssen.
Weniger Probleme machen wie schon in den vergangenen Jahren akute Gewichtsprobleme: Adipositas, also Fettleibigkeit, diagnostizierten die Ärzte bei 16 Kindern, 1,4 Prozent aller untersuchten Patienten. Eine Studie der Universität Tübingen hatte jüngst herausgefunden, dass dicke Kinder im allgemeinen von Gleichaltrigen oft als faul und weniger intelligent eingeschätzt werden. Zudem sind fettleibige Gleichaltrige vielen Kindern nicht sympathisch. Für die Studie waren rund 450 Schüler im Alter von 10 bis 15 Jahren befragt worden. Auch werden adipöse Kinder selten als Spielkameraden bevorzugt. Dabei stellten die Wissenschaftler kaum Unterschiede zwischen den Einschätzungen Hauptschülern und Gymnasiasten fest. Den Grund für das negative Bild dicker Kinder sehen die Forscher im hohen Stellenwert von Fitness und Schlankheit in der heutigen Gesellschaft. Fettleibigen werde eine mangelnde Bereitschaft unterstellt, an sich zu arbeiten. Die Techniker Krankenkasse (TK) erklärte hingegen gestern, dass Kinder in Brandenburg immer dicker würden: Die Zahl der zu dicken Babys sei allein bei den Versicherten der Ersatzkassen zwischen 2004 und 2006 um 80 Prozent gestiegen, teilte die TK mit. Eine Ursache für diese Entwicklung ist nach Einschätzung der Kasse, dass Frauen ihre Kinder immer später bekommen. Denn bei älteren Frauen würden sich Stoffwechselstörungen und Übergewicht vermehrt auf das Neugeborene übertragen.
Die TK warnte vor einem Teufelskreis: Kinder, die übergewichtig geboren werden, hätten ein größeres Risiko, später an Adipositas und anderen Stoffwechselstörungen wie Diabetes zu leiden. Die Potsdamer Amtsärzte haben bei der letzten Schuleingangsuntersuchung allerdings einen Gegentrend beobachtet: 5,3 Prozent der Kinder in dieser Altersgruppe hätten „erhebliches Untergewicht“.
Noch mehr häufen sich die Fälle, in denen Kinder wegen geistiger und psychischer Probleme bei den Ärzten auffallen. Allgemein umschriebene Entwicklungsstörungen – etwa Leistungsschwächen wie die Lesestörung – stellten die Ärzte bei 166 Erstklässlern fest – rund 13 Prozent der untersuchten Kinder. Unter emotionalen sozialen Störungen litten 40 der 1286 untersuchten Kinder, unter Hyperaktivität und Intelligentdefiziten jeweils 20. Noch 31 Schulanfänger gelten als so genannte „Einnässer“. Auch die motorischen Fähigkeiten bei Brandenburger Schülern gelten alles andere als bewegend: Eine Statistik des Landes von 2005 weist fast 20 Prozent der Jungen und neun Prozent der Mädchen in den Grundschulen mit Koordinationsstörungen aus. HK
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