zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Sprengung als Zeichen der Macht

Manfred Stolpe erinnert sich an die Zeit, als er für die Garnisonkirche zuständig war

Stand:

Innenstadt - Anlässlich der Gründung der Stiftung Garnisonkirche Potsdam am kommenden Montag, dem 23. Juni, hat der ehemalige Konsistorialpräsident der evangelischen Kirche und Ex-Ministerpräsident Brandenburgs, Manfred Stolpe (SPD), seine Erinnerungen und Einschätzungen zur Garnisonkirche erläutert. Vor Journalisten erklärte er gestern, er habe die barocke Kirche das erste Mal 1959 gesehen. Mit der S-Bahn am Bahnhof angekommen, ging er über die Lange Brücke uns sah zuerst „das wuchtige Schloss“ und dann den „eindrucksvollen Turm“ der Garnisonkirche. Beide Bauten waren beschädigt, aber „es waren keine abrissreifen Ruinen“, erinnert sich Stolpe, der nach eigenen Angaben als Kirchenjurist damals den Auftrag bekam, sich „um die Garnisonkirche zu kümmern“.Viele seien für die Rettung des imposanten Kirchenbaus gewesen: der „Retter von Sanssouci“ Prof. Jewgeni Fjodorow Ludschuweit, der Generalkonservator der DDR, aber auch hochrangige Vertreter neutraler Staaten – was in der Zeit des kalten Krieges wichtig war – wie Schweden, Dänemark oder Österreich. Freilich habe es auch ideologische Auseinandersetzungen gegeben, so Stolpe. Die Garnisonkirche wurde auch als „Relikt der Vergangenheit“, als „Zeuge des Preußengeistes“ und des Bündnisses zwischen Hitler und Hindenburg am „Tag von Potsdam“ am 21. März 1933 angesehen.

Aber er habe nie den Eindruck gehabt, dass Vertreter dieser Positionen bestimmend sein könnten für das was geschieht. Der Kirche habe Gelder und Baumaterialien für die von Baumeister Phillip Gerlach 1697 bis 1748 errichteten Kirche zur Verfügung gestanden. 1974/1975 hätte sie den Planungen zufolge inklusive einer Aussichtsplattform aber ohne die Haube fertig sein sollen.

Doch dann kam Stolpe zufolge der Prager Frühling, dessen erste Regungen 1967 begannen. Die DDR-Führung habe große Sorge gehabt, „dass das übergreifen könnte“. Das habe verhindert werden sollen. Auch in der DDR sei die Hoffnung groß gewesen, es habe zwei Protestbewegungen gegeben, die eng an die Universitätskirche in Leipzig und die Potsdamer Garnisonkirche angebunden waren. Walter Ulbricht habe Stolpe zufolge persönlich entschieden, diese Kirchen müssten weg. Dies sei geschehen nach der Devise: „Wir müssen zeigen, wer hier was zu sagen hat.“ Ein Wiederaufbau der Kirche wäre deshalb ein „ein Stück Wiedergutmachung gegen den Willkürakt.“

Zur Stärkung der Zivilgesellschaft, zur Auseinandersetzung mit Rassismus und Antisemitismus, spricht sich Stolpe für die Garnisonkirche als einen Erinnerungsort aus an die Menschen, „die ihr Blut hingaben für die Zivilgesellschaft“. Geehrt werden sollen nach Stolpes Ansicht Widerständler gegen den Nationalsozialismus wie Christen, preußische Offiziere und Kommunisten. „Wir brauchen einen Anlaufpunkt, wo wir die Menschen zeigen können, die ihr Leben gaben“, so Stolpe. Explizit bekräftigte Stolpe den Einbezug ermordeter Kommunisten. „Wir wollen keine Selektion, das haben die vor 1990 gemacht. Heute sollten wir alle Menschen aus dem Widerstand ehren.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })