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Mäzen. Werner Otto im Jahr 2003 vor dem frisch renovierten Belvedere.

© dapd

Landeshauptstadt: Spuren in der Stadt

Werner Otto hat Potsdam in den letzten Jahren geprägt. Vor einer Woche verstarb er mit 102 Jahren

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Die meisten kannten ihn durch den Versand, der seinen Namen trägt: Werner Otto war Gründer, Unternehmer und Stifter. Am Mittwoch vergangener Woche verstarb er, wie gestern bekannt wurde, im Alter von 102 Jahren in Berlin im Kreise seiner Familie. Sein langes bewegtes Leben führte ihn in den letzten Jahren auch immer wieder nach Potsdam.

Der gebürtige Seelower (Märkisch-Oderland) hinterließ in der Landeshauptstadt sichtbare Spuren: Otto spendete für die Sanierung des verfallenen Belvederes auf dem Pfingstberg mehr als sechs Millionen Euro. Jahrelang hatte der 1988 als Arbeitsgemeinschaft des Kulturbundes entstandene Pfingstbergverein um Matthias Platzeck und Wieland Eschenburg für die Sanierung des Belvederes gekämpft. Dank Ottos Spende konnte das historische Bauwerk gerettet werden. Die Otto-Stiftung finanzierte die Sanierung des westlichen Aussichtsturms mit 4,5 Millionen D-Mark. Als der Turm im April 2001 für das Publikum freigegeben wurde, erkletterte der damals 91-Jährige als Erster über die steile Wendeltreppe die Aussichtsplattform. Keineswegs außer Atem erklärte Otto dort, zusätzlich fast acht Millionen D-Mark für die Wiederherstellung des Ostturms, der Nordarkaden und Ostkolonnaden zu geben. „Werner Otto war ein ausgewiesener Freund Potsdams und es ist immer schwer, Freunde gehen zu sehen“, sagte gestern Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD). Sein Engagement habe Potsdam entscheidend mitgeprägt.

An einen weisen, alten Mann erinnert sich Wieland Eschenburg, der heute in der Cottbuser Stadtverwaltung tätig ist. Im Jahre 1999 habe es den ersten Kontakt in Sachen Pfingstberg gegeben. Als Dankeschön für seine Spende habe man den Mäzen zum Besuch eingeladen und gemeinsam einen schönen Nachmittag bei selbst gebackenem Pflaumenkuchen verbracht. Auch später habe Otto den Pfingstberg mehrfach besucht. „Er hat ja an vielen Orten gelebt, aber sich seine Verbundenheit mit seiner brandenburgischen Heimat bewahrt“, so Eschenburg. Er erinnert sich an eine Persönlichkeit mit „unglaublicher Ausstrahlung“. Otto habe sich alles über Jahre selbst erarbeitet, aber auch viele andere an seinem Erfolg teilhaben lassen. Es sei ein großes Geschenk, dass er bis ins hohe Alter einen wachen Verstand hatte, so Eschenburg über Otto. Auch für den Wiederaufbau der Garnisonkirche setzte sich Werner Otto ein. Im Jahr 2000 stellte der Mäzen dafür drei Millionen D-Mark zur Verfügung. Wenige Jahre später ermöglichte er die Restaurierung der Orgel in der Oberlinkirche mit 150 000 Euro. „Wir haben ihm viel zu verdanken“, sagte Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD).

Mit dem von ihm in den 60er Jahren gegründeten Unternehmen ECE brachte Otto die Idee der Einkaufszentren aus den USA nach Deutschland. Das Potsdamer Stern-Center gehört zu den 140 Einkaufsgalerien, die die Firma heute betreibt. Sowohl die Otto-Gruppe als auch ECE sind heute in Familienbesitz. Werner Otto gab die Unternehmen an seine Söhne weiter. Marco Zschieck

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