Landeshauptstadt: St. Nikolai sucht gebrauchte Orgel
Instrument soll auf die Südempore der Kirche / Klaars Stiftung will 100 000 Euro für Umbau geben
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Innenstadt - Das 30. Kirchweihfest der St. Nikolaikirche erhielt wie jeder Gottesdienst ein festliches Gepräge durch die Klänge der Orgel. Erst vor sechs Jahren bekam sie im Altarraum ihren Platz. Obwohl das Instrument aus der Kreienbrink Orgelmanufaktur GmbH im niedersächsischen Georgsmarienhütte wunderbare Dienste leistet, ist ein Neubau vonnöten, der den Dimensionen des Raums entspricht.
Die Nikolaigemeinde strebt nach wie vor an, von der leeren Südempore wieder eine „Königin der Instrumente“ erklingen zu lassen. Finanziell sieht es aber nach der jahrelangen umfangreichen Außensanierung des Gotteshauses gegenwärtig nicht sehr rosig aus. Der Gemeindekirchenrat, so der Geschäftsführer von St. Nikolai, Joachim Uhlig, setze aber alles daran, die schmerzliche Lücke, die das Fehlen eines großen Instrumentes bedeutet, zu schließen. „Wir werden jedoch auf eine gebrauchte Orgel zurückgreifen müssen. Es gibt beispielsweise viele Gotteshäuser, die entwidmet wurden und deren Instrumente zum Verkauf freigegeben werden“, so Uhlig. Man müsse sich nach der richtigen Orgel für den großen Kirchenraum umschauen. „Auch aus Budapest bekamen wir bereits ein Angebot.“ Ein Umbau wäre günstiger als ein völliger Neubau. Auch die Altarorgel, ursprünglich ein Instrument des Berliner Orgelbaumeisters Karl Schuke und von der Firma Kreienbrink, ist ein Umbau. „Sie stand einst in der Trinitatiskirche Essen und ist ein Geschenk der dortigen Gemeinde an unsere“, sagte Uhlig. Der Geschäftsführer schätzt die Kosten für eine Orgel-Rekonstruktion, die auch hierbei nicht originalgetreu erfolgen soll, auf eine Million Euro.
Eine sichere Bank in Sachen Finanzierung hat die Gemeinde mit der Stiftung Preußisches Kulturerbe (SPK) von Max Klaar, einst Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel, gefunden. Im Dezember 2010 sicherte sie zu, 100 000 Euro von ihren für den Wiederaufbau der Garnisonkirche gesammelten mehreren Millionen Euro Spenden für den Orgelneubau zur Verfügung zu stellen. Nach inhaltlichen Differenzen zwischen der Traditionsgemeinschaft sowie der Garnisonkirch-Fördergesellschaft entschloss sich die SPK, ihre Gelder stattdessen in die Erhaltung und Wiederherstellung von „preußischen Kulturwerten“ zu investieren.
Die gebrauchte neue Nikolai-Orgel wäre die dritte „Königin“, die von der Südempore das klassizistische Kirchenschiff beherrschen würde. Zunächst baute der Potsdamer Gottlieb Heise ein von „Schinkel inspirierten Prospekt aus 22 runden palmettenbekrönten Pfeifentürmen“ (Andreas Kitschke). 1908 wurde es von Hoforgelbaumeister Wilhelm Sauer aus Frankfurt an der Oder mit drei Manualen, 49 Registern und einem Glockenspiel vergrößert. Die Zerstörung der Kirche 1945 ließ auch die Orgel verstummen.
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