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Missbrauchsverdacht an Kitas in Potsdam: Staatsanwaltschaft ermittelt gegen ehemaligen Kita-Mitarbeiter
Zwei Kinder sollen betroffen sein, besorgte Eltern haben einen Mitarbeiter an Kindertagesstätten in Potsdam angezeigt. Nun ermittelt die Potsdamer Staatsanwaltschaft.
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Ein Mitarbeiter an Kindertagesstätten in Potsdam steht unter Missbrauchsverdacht. Nach Angaben der zuständigen Staatsanwaltschaft liegt eine Anzeige von besorgten Eltern vor. Sie sei bereits im Oktober erfolgt, sagte Sprecher Christoph Lange. Die Kinder sollen drei und vier Jahre alt sein. Weitere Details zu dem Fall wollte er mit Verweis auf die Ermittlungen nicht nennen.
Nach PNN-Informationen handelt es sich bei den beiden Einrichtungen um Kitas des gemeinnützigen Evangelischen Jugend- und Fürsorgewerks (EJF). EJF-Vorstand Norbert Schweers bestätigte die Angaben. Die mutmaßlichen Vorfälle an den Kitas in der Potsdamer Innenstadt ereigneten sich demnach im Sommer und Herbst vergangenen Jahres. Zwei Kinder sollen nach PNN-Informationen im Zusammenhang mit dem Missbrauchsverdacht bei ihren Erzieherinnen von einem Mann mit einem Bohrer gesprochen haben. Schweers betonte, die Vorwürfe seien sehr vage, müssten aber dennoch ernst genommen werden. Unklar sei etwa, ob die beiden Verdachtsfälle tatsächlich miteinander zusammenhängen. „Ich kann es mir aber eigentlich nicht vorstellen“, fügte er hinzu.
Keine Gefahr der Wiederholung
Der in Verdacht geratene Mitarbeiter wurde laut Schweers umgehend vom Dienst suspendiert, „bis die Vorwürfe aufgeklärt sind“. Auch die zuständigen Behörden wie das Jugendamt und die Landesbehörden seien ständig eingebunden gewesen. Er verwies zugleich auf das Kinderschutzkonzept der Einrichtungen, das es bereits seit Jahren gebe. Die Mitarbeiter und Erzieherinnen seien gut auf solche Fälle vorbereitet.
Schweers zufolge hatten besorgte Eltern weitere Informationen gefordert, woraufhin Elternabende in den Einrichtungen durchgeführt wurden. Die vorerst letzte fand am Dienstagabend statt. Die Väter und Mütter hätten sich dabei „sehr ruhig und interessiert“ gezeigt. Auch gebe es derzeit keine Gefahr der Wiederholung, da der Mitarbeiter ja nicht mehr in den Einrichtungen tätig sei. Teilnehmer sprachen davon, dass die Kita-Leitung sich bemüht habe, die Sorgen der Eltern zu zerstreuen.
Rat: Ruhe bewahren
Der stellvertretende Leiter des Sozial-Therapeutischen Instituts Berlin-Brandenburg (Stibb), Robert Müller, riet Eltern dazu, bei dem Verdacht auf Missbrauch grundsätzlich zunächst Ruhe zu bewahren und nicht zu viel zu erwarten. „Wenn man den Kindern helfen will, sollte man auch kleine Schritte akzeptieren“, sagte Müller der PNN. Auch sei es wichtig, das Kind mental zu stärken und es von einem möglichen schlechten Gewissen zu befreien. Grundsätzlich müsse aber jeder mutmaßliche Fall ernst genommen werden, so der Kinderschutzexperte. Das Stibb sitzt in Kleinmachnow und kümmert sich seit mehr als 20 Jahren um traumatisierte Kinder und deren Familien. Dabei geht es neben sexuellem Missbrauch und Misshandlungen auch um Mobbing an der Schule.
Erst in der vergangenen Woche war ein Missbrauchsverdachtsfall gegen einen Mitarbeiter einer Berliner Kita bekannt geworden. Auch hier seien laut Polizei Ermittlungen wegen des Anfangsverdachts aufgenommen worden. Der Träger der Kita erteilte dem Mann Hausverbot und leitete ein Kündigungsverfahren ein. Der Mann habe nicht als Erzieher gearbeitet, ein erweitertes Führungszeugnis habe vorgelegen.
Stefan Engelbrecht
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