Landeshauptstadt: Stabile Apfelpreise
20 Jahre Obstgut Marquardt / Starke Ernteeinbußen
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Marquardt - Zwei verhängnisvolle Stunden am Morgen des 5. Mai entschieden über die Ernte. Zwischen 5 und 7 Uhr an diesem Donnerstag im Wonnemonat Mai nahm der Frost die Plantagen des Marquardter Obstbauern Manfred Kleinert in die Zange. Die Folge: Ernteausfälle. Nur 10 bis 15 Prozent der in normalen Jahren zu erwartenden Ernte würden seine Obstbäume in diesem Jahr erbringen, sagte Kleinert am Samstag anlässlich eines Festes zum 20-jährigen Bestehen des Obstgutes Marquardt. Süßkirschen, Sauerkirschen, Pflaumen und Äpfel – alle seien sie Opfer des Frosts geworden.
Kleinert und das Obstgut Marquardt, dessen Mitinhaber Kleinert ist, sind nicht die Einzigen, denen der Frost die Ernte zerstört hat. Der Ertrag der Apfelplantagen in den östlichen Bundesländern sei wegen des Spätfrostes in diesem Jahr nur sehr bescheiden, sagt Kleinert. Im Osten und im Westen Europas hingegen gäbe es Äpfel. Auch seien manche Landstriche Sachsens vom Frost verschont worden. Von dort werde er in diesem Jahr einen Großteil seiner Äpfel beziehen, so Kleinert. Seine Kunden in der Marquardter Obstscheune an der B 273 würden die Ernteausfälle daher nicht weiter spüren. Auch seien nur geringe Preissteigerungen zu erwarten, meint der Obstbauer. Bei größeren Preiserhöhungen würden die Kunden wegbleiben, glaubt Kleinert. Seine Einbußen muss der Obstbauer jedoch irgendwie verkraften. Er hofft dabei auf die Unterstützung des Staates.
Am Rande der Apfelprobiertage, die das Obstgut Marquardt am vergangenen Wochenende veranstaltete, sprach Obstbauer Kleinert auch noch ein anderes Problem an: Seit einigen Jahren würden die Flächen für Obst- und Ackerbau immer mehr vom Energiepflanzenanbau verdrängt werden. Die an vielen Orten entstandenen Biogasanlagen sieht der Obstbauer daher mit Skepsis. Auch Solaranlagen und Windräder verstärken laut Kleinert diese Flächenkonkurrenz.
Als „Paradies für Obstliebhaber“ wirbt das Obstgut Marquardt um Kunden. Obstliebhaber kamen am Wochenende durchaus auf ihre Kosten. Rund um die Obstscheune drehte sich (fast) alles um Äpfel und Birnen. Auch die Erdäpfel, also die Kartoffeln, kamen nicht zu kurz: Der Förderverein der Freunde des Märkischen Ausstellungs- und Freizeitzentrums Paaren im Glien hatte 96 Kartoffelsorten ausgestellt. Wohlsortiert in kleinen Körbchen liegend, harrten die Erdäpfel der Besucherblicke. Auch Apfelverkostungen und ein Seminar für den richtigen Obstbaumschnitt standen auf dem Programm. Von dem Biologen Horst Mittelstädt konnte man den Sortennamen selbst mitgebrachter Äpfel bestimmen lassen.
Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) nahm am Wochenende die Anregung von Obstbauer Kleinert mit, in einem der nächsten Jahre ein „Jahr des ländlichen Raums“ zu veranstalten. Potsdam habe eine große landwirtschaftliche Nutzfläche, so Jakobs. Holger Catenhusen
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