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Säulenkaktus. Straus’ Silberkerzenkaktus kann drei Meter hoch werden.

© M. Burkart

Homepage: Stacheln für die Fensterbank Der Silberkerzenkaktus ist ein Trockenkünstler

Im Botanischen Garten der Uni Potsdam gibt es zahlreiche exotische und heimische Pflanzen. In den PNN stellt Kustos Michael Burkart jeden Monat eine von ihnen vor.

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Im Botanischen Garten der Uni Potsdam gibt es zahlreiche exotische und heimische Pflanzen. In den PNN stellt Kustos Michael Burkart jeden Monat eine von ihnen vor.

Die meisten Pflanzen besitzen oberirdische Stängel mit vielen Blättern. Die Stängel können außerdem weit verzweigt sein, sodass sich schließlich ein luftiges Gebilde mit großer Oberfläche ergibt, gut, um mit der Umwelt in intensiven Austausch zu treten. Pflanzen werden unter anderem deswegen auch als „offene Organismen“ bezeichnet.

Die große Offenheit ist bei knapper Wasserversorgung allerdings ungünstig, da eine große Oberfläche auch viel verdunstet. Die kompakte Gestalt der Kakteen ist sozusagen ein Gegenentwurf als Anpassung an Wasserknappheit: möglichst geringe Oberfläche, wobei das Volumen der Pflanze zusätzlich als Wasserspeicher fungiert. Diese knubbligen Gestalten haben schon lange ihre Fans. 1892 wurde in Berlin die „Gesellschaft für Kakteenfreunde“ gegründet und nach einigen Jahren in „Deutsche Kakteen-Gesellschaft“ umbenannt, als die sie bis heute existiert. Seit einigen Jahren wählt auch sie, den Gepflogenheiten vieler anderer Liebhabervereinigungen folgend, einen „Kaktus des Jahres“. 2013 fiel die Wahl auf Straus’ Silberkerzenkaktus (Cleistocactus strausii), einen etwa drei Meter hoch werdenden Säulenkaktus.

Dieser Kaktus ist durch ein dichtes weißes Haarkleid ausgezeichnet, in dem seine ebenfalls vorhandenen Dornen fast gänzlich verschwinden. Dornen wie Haare wachsen nicht auf der ganzen Oberfläche der Pflanze, sondern nur auf warzenartigen Erhebungen, die Areolen genannt werden. Auch die Behaarung stellt eine Anpassung dar: Die pflanzennahe Luftschicht wird gegen den Wind abgebremst und dadurch die bei Kakteen ohnehin geringe Verdunstung weiter herabgesetzt. Die weißen Haare reflektieren außerdem den größten Teil des Lichts in den stark besonnten, felsigen Lebensräumen der Pflanze und schützen sie so vor Überhitzung und Strahlenschäden.

Auf der Fensterbank ist das Haarkleid ungemein zierend und gibt mit den sehr regelmäßig angeordneten Areolen ein schönes Bild ab. Emil Heese, ein Berliner Kakteensammler, prophezeite ihr deswegen bereits 1907 anlässlich seiner Erstbeschreibung der Art großen Erfolg in den Sammlungen. Da die ziemlich anspruchslose Pflanze bereits ab rund einem halben Meter Höhe Blüten ausbilden kann, auch auf der Fensterbank, ist sie Kakteenfreunden auf jeden Fall zu empfehlen. Die röhrenförmigen Blüten sind dunkelrot und werden in der südbolivianischen Heimat der Pflanze, der Provinz Tarija an der Ostseite der Anden, von Kolibris bestäubt. Der Kaktus prägt dort stellenweise das Landschaftsbild und kommt bis in Höhen von 2600 Metern vor.

Wie Pflanzen mit knappem Wasser umgehen, was sie bei Wasserüberfluss machen und welche enorme Bedeutung Wasser überhaupt für das Leben auf der Erde hat, wird in der Ausstellung „Wasser für Alle!“ dargestellt, die der Botanische Garten vom 8. Juni bis 4. August zeigt. Ein anderer Kaktus, die Königin der Nacht, wird aller Voraussicht nach auch in diesem Jahr wieder an einem Juniabend in ihrer Blütenpracht zu sehen sein. Über dieses Ereignis wird der Botanische Garten kurzfristig informieren. Michael Burkart

Am Sonntag, 9. Juni um 15 Uhr, führt Sarah Leinert Kinder ab 5 Jahren auf eine „Expedition in die Wüste“ in das Kakteenhaus des Botanischen Gartens. Steffen Ramm erläutert am 16. Juni (15 Uhr) in einer Führung für alle, wie Pflanzen mit Wasser umgehen.

Michael Burkart

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